Bewertung: 3.5 / 5
Seit Justice League 2017 ins Kino kam, war vielen Leuten klar, dass da noch mehr kommen wird. Ich muss zugeben, dass ich es nicht für möglich hielt und darf gerne meinen Fehler eingestehen - immerhin hab ich mir gerade den berühmt-berüchtigten Snyder-Cut angesehen. Wobei nun auch dem Letzten klar sein dürfte, dass der Titel Zack Snyder’s Justice League besser gewählt ist, denn dass auch dies nicht der von Snyder 2017 eigentlich geplante Film ist, wird schnell klar.
Dazu tragen schon die 4 Stunden bei, welche niemals einen Kinorelease erreicht hätten und hier liegt auch schon die Stärke und das Problem des Films. Denn eine geschnittene Version brachte Joss Whedon damals ins Kino! Natürlich war die Laufzeit trotzdem lächerlich und Snyders Version wirkt deutlich epischer - im Kern handelt es sich aber 1:1 um die gleiche Geschichte. Hier gekürzt und auch stylistisch wie ein Schnittwerk aus Zeigründen, dort ein Film der sich lange Zeit nimmt und dadurch viel runder wirkt. In 4 Stunden kann man halt deutlich näher auf gewisse Dinge eingehen, die Schnitte ruhiger gestalten, uns Figuren näher bringen und Motivationen erläutern. Dies schafft Snyder durchaus, denn gerade die größten Kritikpunkte der Kinofassung erhalten eine Aufwertung. Cyborg wird nicht zum Herz des Films (sorry Zacky), aber er hat wenigstens eine Daseinsberechtigung. Flash kann bei mir deutlich punkten, der Humor sitzt deutlich besser. Auch Aquaman verkommt nicht zu einem Teaser zu seinem Solofilm, auch hier wirkt dies deutlich organischer. Zu guter Letzt wird die DC-Mythologie deutlich erweitert: Wenn auch mit klaren Logikproblemen, bekommt Steppenwolf eine deutliche Aufwertung.
Trailer zu Zack Snyder’s Justice League
Doch diese 4 Stunden haben auch ihre Tücken, denn alleine mit den angesprochenen Elementen werden diese nicht gefüllt. Und hier kommt die Krux, denn wir haben es NICHT mit einem komplett anderen Film zu tun. Tatsächlich ist viel mehr Kinofilm in dieser Fassung erhalten, als Zack Snyder, der den Film ja angeblich nicht gesehen hat, klar sein dürfte. Es beginnt schon damit, dass die eigentliche Kernhandlung, quasi Avengers 2.0, auch hier umgesetzt wurde - also nicht auf Whedons Mist wuchs. Die Figuren-Konstllation, die zeitlichen Abfolgen, die Kämpfe und halt auch der Endkampf - absolut nicht neu, sondern nur länger und dadurch runder. Für den Rest wird der Film dann künstlich in die Länge gezogen. Auf die Frage wieviel Zeitlupen einem Film gut tun, hat Zack Snyder einfach mit "Ja" geantwortet. Gewisse banale Dinge werden unendlich lang zelebriert (ich sag nur singende Frau) , ohne dass es einen Mehrwert bietet. Die Action-Szenen sind viel besser und cooler, was man sich auch erhoffen konnte, mit der Zeit aber ebenfals repitativ und unspektakulär wenn der 100ste CGI-Körper zerteilt wird. Ich kann das Amazonen-Schrei-Musikthema nicht mehr hören!
Komplett kritisch wird es dann, wenn Snyder es trotz 4 Stunden schafft, die tollen Momente mit seinen eigenen sturen Ideen zu zerstören. So erkennt man nun gut wo Whedon seine Finger im Spiel hatte, was nun fehlt. Klar, es handelt sich um Snyders Version, aber mit weniger Eitelkeit hätte man auch akzeptieren können, dass Whedon tolle Ideen hatte, welche den lahmen Kinofilm aufwerteten. 4 Punkte als Spoiler um dies zu verdeultichen:
- Die Batman-Anfang-Szene war von Whedon, obwohl sie stylistisch Snyder nachempfunden wurde. Sie fehlt, obwohl sie Batman die Motivation gibt eine Liga zu gründen. Bei Zack wandert Bruce durch den Schnee auf der Suche nach Aquaman, weil er glaubt (!), dass irgendwann eine Bedrohung kommt. In Whedons Szenario ist diese Bedrohung bereits vorhanden
- "Tell me, do you bleed?" - Whedon schaffte es den ikonischen Spruch aus BvS zu nutzen um Superman als Bedrohung aufzubauen. Zwar ließ er fälschlicherweise die Nightmare-Szene außen vor, Zack Snyder verpatzt es aber. Bruce hat später Bedenken, als er sich an seinen Traum erinnert, nicht weil Superman seine komplette Macht demonstriert.
- Flash erkundet die Batman-Cave ist ein ikonsicher Moment, wo jeder Zuschauer sich mit dem Helden verbunden fühlt. Zudem ist es lustig und nicht erzwungen. In Snyders Film wird Barry durch mehr Screentime aufgewertet, aber der Humor wir auf Kosten von Würstchen verbraten - hat Singer 2014 schon besser und cooler hinbekommen.
- Das Team ist von Beginn an ein Team, man fragt sich warum wir uns 2 Stunden durch den Film kämpften mussten, um es endlich zu sehen. In Whedons Film gibt es klare Skepsis untereinander, was in einem Spiegelbild mit der Avengers-Zepter-Szene gipfelt - Diana lässt Aquaman mit dem Lasso die Wahrheit ausprechen, das Team bildet sich organisch. In Snyders Film gibt es keine Kontroversen, keine Bedenken, keine Diskussionen - Superman muss zurück, weil es der Plot vorschreibt. Zudem verlieren Batman und Diana viel von ihrem Profil als kampfmüde Helden - sie werden zu reinen Actionfiguren.
Natürlich hatte Whedon ebenfalls Patzer gehabt (die russische Familie, oder die Interpretation von Flash) , aber wir erleben gerade das komplette Kaputtreden eines Films und Mannes, weil der "Sektenführer" dies so möchte. Dies schafft er mit Bauernfängerei und wie schon in BvS Verlust des Fokus auf das Wesentliche. Der Epilog trägt nix zur Handlung bei, sondern soll uns allen nur signalisieren, dass wir besser hätten für Justice League Part 2.0 zu kämpfen. Joker und Deathstroke wurden zurückgeholt um uns die große Vision von Snyder zu verdeutlichen - mit ihm hätte es keine Solofilme gegeben, sondern nur Crossover. Wir bekommen gezeigt, dass wir etwas verpassen werden und dass wir auch Teil 2 wollen.
Und es funktioniert, am Ende des Tages möchte ich die Fortsetzung sehen. Ich will Part 2, ich will diese genialen Ideen auf der Leinwand sehen, ich will die Rückkehr von Cavill, Affleck und Leto. Dass Zack sich diese Nachdrehs hätten sparen können und stattdessen die Kohle in bessere Effekte umsetzen sollen (alles was mit Darkseid zu tun hat und Themiscyra...puuuh), ist einem plötzlich egal.
Was wir nun vorfinden ist ein seltenes Phänomen, weshalb dieser Film wohl ewig im Gespräch bleiben wird. Wir bekommen einen Extended Cut geliefert, welchen uns den Kinofilm vergessen lassen soll, welcher gleichzeitig aber halt nur eine aufgeplusterte Version dieses Film ist. In dem Stärken entfernt wurden und stattdessen Visionen eingebaut werden, die wir nun sehen wollen, obwohl es Stand heute wenig realistisch ist - oder? Snyder schafft es, dass wir nun für seinen zweiten Teil kämpfen werden. Wir ignorieren dabei komplett den unterirdischen Score, der sich nie entfalter und nur von MoS und WW profitiert. Wir entschuldigen das CGI, weil wir ja dadurch einen Ausblick auf geplante Filme und Ideen bekommen. Wir sehen nicht mal, dass dies eine lange Version eines Films ist, der in den wichtigsten Plotpoints bereits eine Nacherzählung von Avengers ist.
Fazit
Snyders Version ist besser als der Kinofilm, er ist epischer, besser inzeniert, runder und fühlt (optisch als auch thematisch) sich auch als echte Fortsetzung von Man of Steel und Batman v Superman an. Im Kern ist es aber eine banale Handlung mit den Stärken und Schwächen, die wir nun schon unzählige Male gesehen haben. Dies halt ausgeweitet auf 4 Stunden, wo auch ein Star Wars 9 oder Game of Thrones 8 mit längerer Laufzeit, deutlich besser geworden wären. Am Ende ist Snyders Version reiner Fanservice und ein Dank an die vielen Fans. Natürlich hat WB einen Fehler begangen und es ist schön, dass der Zuschauer nun diesen Film bekommt. Nach Sonic innerhalb kürzester Zeit das zweite Mal, dass Fans erhöhrt werden. Man darf aber nicht vergessen, dass dem Zuschauer hier auch eine gewisse Mogelpackung geliefert wird, weshalb total positive Kritiken genauso wenig (es sei denn sie sind expliziz als Fanbrillen-Kritiken gekennzeichnet) glaubhaft sind wie komplette Verisse.
Die Wahrheit liegt dabei ganz klar in der Mitte und mir bleibt neben dem Wunsch Teil 2 zu sehen, nur noch eins zu sagen: #ReleaseTheWhedonANDSnyderCut