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Halloween

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Retroreview zu Rob Zombies "Halloween"

Darum sind Rob Zombies "Halloween"-Filme viel besser als ihr dachtet!

Darum sind Rob Zombies "Halloween"-Filme viel besser als ihr dachtet!
10 Kommentare - So, 31.10.2021 von Moviejones, P. Schleicher
Zum Start von "Halloween Kills" lohnt es sich, einen Blick zurück auf zwei Einträge des "Halloween"-Franchises zu werfen, die nur wenig Liebe erfuhren. Denn Rob Zombies Filme sind viel besser, als sie normalerweise dargestellt werden.
Darum sind Rob Zombies "Halloween"-Filme viel besser als ihr dachtet!

Rob Zombies Remake von John Carpenters Klassiker Halloween wurde damals gemischt aufgenommen. Dabei gehören Zombies Filme, Halloween und Halloween 2 zu den spannenderen und mutigeren Horror-Remakes.

Zombies erster Ausflug ins Halloween-Universum orientiert sich dabei noch sehr stark an Carpenters bahnbrechendem Original. Eine reine Kopie ist er allerdings keinesfalls: Zombie begreift Michael Myers viel mehr als Menschen und wirft auch einen Blick hinter die Maske.

Knapp die erste halbe Stunde des Films beschäftigt sich mit Michaels Kindheit - ein Aspekt, der in Carpenters Film keine große Rolle spielt. Zombie schafft hier freilich kein Psychogramm des Serienkillers, er bleibt stets im Bereich des Küchenpsychologischen. Aber sein Film gewinnt trotzdem dadurch.

Carpenters Michael Myers war stets eine quasi-übernatürliche Präsenz, kein realer Mensch. Zombies Michael Myers wird dadurch, dass wir ihn als Kind sehen und als Persönlichkeit erleben viel mehr zu einem realen Menschen. In Kombination mit einem bestialischen, aber trotzdem geerdet wirkenden Gewaltgrad wird Rob Zombies Michael Myers hier zu einem glaubwürdigen und dadurch sehr beunruhigenden Schurken.

Inhaltlich folgt Rob Zombies Halloween dabei, abgesehen von der ersten halben Stunde, sehr eng dem Original. Aber auf einer inszenatorischen Ebene begreift er seinen Schurken ganz anders als John Carpenter. Beide verstehen Michael Myers als invasive Kraft, die das dünne Band der Zivilisation durchtrennt. Carpenters Bösewicht allerdings ist ein Stalker, der schleichend in den Alltag eindringt und das Band der Zivilisation chirurgisch präzise durchschneidet. Zombies Schurke hingegen ist eine Naturgewalt, jemand der die Tür eintritt und das Band mit brachialer Gewalt zerreißt.

Das ist ein anderer und spannender Ansatz, aber auch ein Ansatz, der weniger Suspense und Subtilität zulässt. Gegen Ende des Films stumpft die Brachialgewalt Michaels etwas ab, man fühlt sich nur noch erschöpft. Rob Zombies Halloween dauert länger an, als gut für ihn wäre.

Hier aber setzt ein Stück weit Zombies zweiter Film an. Der Film beleuchtet, anders als viele andere Slasher, den menschlichen Preis, den derartige Handlungen eigentlich haben. Hauptfigur Laurie ist traumatisiert von den Erfahrungen, sie ist erschöpft und steht gleichzeitig unter ständiger Anspannung. Auch die anderen aus dem ersten Teil wiederkehrenden Figuren sind alle auf ihre eigene Art und Weise von den Erfahrungen gezeichnet.

Der Star des Films aber ist natürlich Michael Myers. Zombie psychologisiert diesen Charakter wieder, diesmal aber viel visueller, weniger sprachlich. Da Zombie in beiden Filmen öfters Freud direkt oder indirekt zitiert, ziehen ihn wir hier auch zu Rate. Das Bewusstsein wird laut Freud durch die Sprache geschaffen - das Unbewusste hingegen, der grundlegende Seelenzustand, denkt sich in Bildern. Der erwachsene Michael Myers spricht in beiden Filmen nur ein einziges Wort. Ab einem bestimmten Zeitpunkt (nach einem einschneidenden Ereignis) hört das Kind Myers auf, zu sprechen.

Ab diesem Zeitpunkt lebt er im Unbewussten, archaische Wünsche und Triebe übernehmen die Macht in ihm. Zombies zweiter Film reflektiert das. Während der erste Teil von Zombies Remake Michaels Innenleben primär über Worte beschreiben will, und damit nie zum Kern des Unbewussten vorstoßen kann, versucht sich Teil 2 deutlich mehr an einer visuellen Darstellung. Der Film kann dadurch stärker zum Unbewussten des Charakters vorstoßen. Zombie bleibt dabei natürlich bei Freud’schen Klassikern - Inzestwünsche, Ödipaler Zorn und so weiter.

Ein interessanterer Aspekt ist die Entwicklung von Laurie. Gegen Ende des Films (AB HIER SPOILER) übernimmt sie die Vorstellungswelt Michael Myers, sie entwickelt selber mörderische Fantasien. Vielleicht ungewollt, stellt Zombie hier einen relativ bedeutsamen Freud’schen Abwehrmechanismus (allerdings beschrieben von Sigmunds Tochter Anna) dar: die Identifikation mit dem Angreifer. Laurie ist durch die Angriffe Michael Myers´ schwer traumatisiert. Um sich, nachdem das Trauma durch erneuten Angriff wieder auftritt, davon lösen zu können identifiziert sie sich mit Michael. Sie übernimmt seinen Sichtpunkt, eignet sich sein Seelenleben an - und kann dadurch am Ende des Films für einen ganz kurzen Moment in Zustand seltsamer Ruhe gelangen.

Der kurze Ausflug in die Psychoanalyse sei mir verziehen, aber er soll etwas aufzeigen, was mir an Rob Zombies Halloween-Interpretation so zusagt. Hinter der Oberfläche des Brachialslashers versucht Zombie auch, etwas über die Psyche seiner Charaktere zu erzählen. Der "entzaubernde" Ansatz mag vielen sauer aufgestoßen sein, mir gefällt er hingegen sehr gut. Es ist eine eigene und leidenschaftliche Erzählung, die sich besonders im zweiten Film auch wohltuend vom Original löst.

Rob Zombie versucht nicht, die einsame Größe von Carpenters Original zu imitieren. Stattdessen entwickelt er eine eigene künstlerische Vision - und dafür bin ich ihm, trotz aller Probleme und Schwächen, die seine beiden Filme haben mögen, sehr dankbar.

Erfahre mehr: #Remake, #Horror
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10 Kommentare
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Moviejones : : Das Original
02.11.2021 09:29 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.373 | Reviews: 1.326 | Hüte: 182

@Bibo

Fieser Schnitzer, hast vollkommen recht. 

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ogi : : Moviejones-Fan
01.11.2021 10:32 Uhr
0
Dabei seit: 15.05.15 | Posts: 168 | Reviews: 0 | Hüte: 2

Finde das immer wieder interessant wie die Leute verschiedene Ansichten bei einem Film haben, die eine finden etwas interessantes, für die anderen ist es einfach Schrott smile

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Stahlking : : Moviejones-Fan
01.11.2021 08:03 Uhr
0
Dabei seit: 23.12.09 | Posts: 263 | Reviews: 0 | Hüte: 4

Für mich ist und bleibt Halloween Remake von Rob Zombie das Non Plus Ultra! Den zweiten Teil kann man in die Tonne kloppen,aber Teil ist ohne Zweifel der beste Film der ganzen Halloween Reihe...PUNKT

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Hansel : : Moviejones-Fan
31.10.2021 19:31 Uhr
0
Dabei seit: 30.05.20 | Posts: 847 | Reviews: 1 | Hüte: 28

Für mich völlig misslungen.

Ein guter Horrorfilm funktioniert für mich nur, wenn es eine Person gibt, mit der ich mitfieber und um ihr Leben zitter. Wenn es diese Fallhöhe nicht gibt, ist das für mich kein Horror. Denn dann habe ich eher Spaß daran, wenn diese Menschen abgemurkst werden. Deswegen ist Die Fliege mit Jeff Goldblum immer noch mein Lieblingsfilm. Denn ein grundsympathischer Typ wird aus einem dummen Zufall zum Monster. Und ihm dann noch mit seinem körperlichen Zerfall zuzusehen (wie bei einer Krebserkrankung), ist zusätzlicher Horror.

Und gaaaanz schlecht ist es eine eigentlich mysteriöse Person greifbar zu machen.

Also im Grunde wurde hier alles falsch gemacht, was bei einem Horrorfilm falsch gemacht werden kann.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
31.10.2021 15:08 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 9.070 | Reviews: 186 | Hüte: 626

@Silencio:

Was du "überanalysieren" nennst, würde ich übrigens als das genaue Gegenteil bezeichnen

Ja, hab ich vielleicht unglücklich bezeichnet. Mir gings eben darum, dass man hier nen pseudo-psychologischen Background konstruiert, der "den Serienkiller erklärt".

Im Grunde ist die Figur ja bei Carpenter so offen angelegt gewesen, dass sich jeder seine Idee hineinprojezieren konnte, wieso und warum der da jetzt rumläuft und Leute tötet, oder ob man ihn einfach als Allegorie auf "Das Böse" stehen lässt.

Zombie psychologisiert, in meinen Augen unnötig, auf seiner gewohnt plumpen "Gegenkultur"-Schiene, mit all den versoffen-verhu**en Redneck-Spinnern, deren einzige Ausdrucksformen Gewalt und Obszönitäten sind. Was allerdings für sich genommen auch schon wieder recht viel über gewisse Regionen der USA aussagt. Nur halt nicht unbeding das von ihm Intendierte. Dafür denkt der einfach nie weit genug sondern ergießt seine Plattitüden in einem Schwall aus Flucherei in seine Filme.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
31.10.2021 12:11 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.482 | Reviews: 55 | Hüte: 294

ZSSnake:

"Michael Myers lebt doch grade davon, dass er ein Enigma für alle um ihn herum darstellt. Um aus ihm einen generischen Serienkiller mit pseudo-traumatischem Redneck Hintergrund zu machen, brauchte es keine kreative Energie, sondern das Gegenteil davon. Grade dieses "Überanalysieren", ohne sich dabei irgendwie um die Implikationen zu scheren, macht Zombies Halloween so anstrengend für mich."

Was du "überanalysieren" nennst, würde ich übrigens als das genaue Gegenteil bezeichnen: da wird schlicht gar nicht analysiert, da wird ein bisschen "traumatisierte reagieren selbst traumatisierend" aus der Mottenkiste geholt und halbherzig in Richtung eines Innenlebens der Figur gestikuliert. Irgendwas neues, oder zumindest geistreiches, seh ich da nicht, da werden einfach nur Serienmörder-Topoi durchgespielt.
Dem zweiten würde ich übrigens auch nette Visuals zugestehen (Zombies Problem war nie sein Stil...), aber auch der bleibt zu vage, um irgendeine ernstzunehmende Aussage zu treffen...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
31.10.2021 11:33 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 9.070 | Reviews: 186 | Hüte: 626

Ich stimme den Punkten zu, das sind alles interessante Ansätze, die Zombie da reinwirft. Aber mein Problem damit ist

1. Die Figuren im Film sind durch die Bank ein Haufen unympathischer Mistsäcke, bei denen jeder Versuch sich emotional an sie zu binden, einfach in die Binsen geht.

2. Michael Myers lebt doch grade davon, dass er ein Enigma für alle um ihn herum darstellt. Um aus ihm einen generischen Serienkiller mit pseudo-traumatischem Redneck Hintergrund zu machen, brauchte es keine kreative Energie, sondern das Gegenteil davon. Grade dieses "Überanalysieren", ohne sich dabei irgendwie um die Implikationen zu scheren, macht Zombies Halloween so anstrengend für mich. Insbesondere der Zweite Film macht aus Michael dann ne Jason-Kopie mit Mommy-Issues und wirren Psycho-episoden.

Ja - Zombie macht "sein Ding" (nicht jedoch ohne in der zweiten Hälfte des ersten Films dann doch teilweise 1 zu 1 Carpenter zu "zitieren", pardon KOPIEREN - was sich aber mit seinem neu definierten Michael-Ansatz beißt), aber doch nicht mit ner Ikone des Horrorkinos, deren beste Beiträge zeigen, dass sie dann am besten funktioniert, wenn die brachiale Urgewalt des Ungewissen hinter der Figur NICHT ans Licht gezerrt und ausanalysiert wird...

Von daher: ja, die Filme sind handwerklich nicht schlecht und der erste bleibt ein interessantes Gedankenspiel - aber "besser als ich dachte" ist daran nichts. Man kann es nur subjektiv bevorzugen oder eben nicht...

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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ogi : : Moviejones-Fan
31.10.2021 09:06 Uhr
0
Dabei seit: 15.05.15 | Posts: 168 | Reviews: 0 | Hüte: 2

Für mich sind die Zombie Remakes richtig gut geworden, auch viel besser als die Nachfolger des 1978 Original. Wie im Bericht schon geschrieben, geerderter dadurch mehr angsteinflößender. Das mystische hat mir eher bei der Freddy Kruger Reihe gefallen. Da fand ich das geerdete beim Remake irgendwie fehl am Platz.

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serakurgan : : Moviejones-Fan
31.10.2021 08:43 Uhr
0
Dabei seit: 31.10.21 | Posts: 1 | Reviews: 0 | Hüte: 0

Ich würde mich sehr freuen wenn es einen dritten Teil zu Rob Zombies Halloween geben würde

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Bibo : : Moviejones-Fan
31.10.2021 07:50 Uhr
0
Dabei seit: 30.04.19 | Posts: 656 | Reviews: 0 | Hüte: 8

Myers! Nicht Meyers.

"Zitierst Du da jemanden oder ist das auf dein Steißbein tätowiert?"

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