
Spoiler zählen zum Wesen des Internets wie Online-Shopping, Podcasts und sexuelle Inhalte. Doch wie läuft es eigentlich in einer Redaktion ab, die sich notwendigerweise mit den Inhalten von zum Teil noch nicht einmal veröffentlichten Filmen und Serien beschäftigt? Verspüren wir auch hin und wieder die Angst, gespoilert zu werden und schieben uns zu erledigende Aufgaben aus dem News-Alltag gegenseitig zu, wenn es um eines unserer liebsten Projekte geht?
Neulich fragte User ChrisGenieNolan zu einem spoiler-lastigen News-Beitrag zu The Flash (Kinostart 15. Juni), ob die Arbeit in einer Film- und Serienredaktion nicht die unschuldige Erfahrung eines Kinobesuchs trüben würde, da man sich dadurch ganz bewusst der Gefahr von Spoilern aussetzen muss. Hierzu möchte ich meine eigene Sicht auf dieses altbekannte Phänomen darlegen, denn sicherlich haben sich das bereits einige andere Leute da draußen gefragt.
Und damit ich mir im Vorfeld keine Feinde mache, sei verraten, dass die vermeintlichen Spoiler-Opfer dieses persönlichen Einblicks folgende Filme (in genau dieser Reihenfolge) sind: Boyhood, Kill Bill 1 + 2, John Wick - Kapitel 4, Ad Astra - Zu den Sternen und Sieben. Bei den übrigen Werken, die angeführt werden, halte ich mich brav zurück - versprochen!
Ich kann an dieser Stelle natürlich nur für mich sprechen, denn das Urteil dazu fällt mit Sicherheit höchst individuell aus, doch persönlich störe ich mich an Spoilern weniger, denn diese sind für die allermeisten Besprechungen von Plotelementen nur das offensichtlichste Feld, um einen Film oder eine Serie aufzuarbeiten. Dadurch ist das sogleich auch der für mich am wenigsten faszinierende Bereich dieser artverwandten Mediengattungen.
Erlaubt mir an dieser Stelle, dass ich einen hinkenden Vergleich anbringe, der trotzdem ziemlich gut zu meiner Wahrnehmung passt: Hat euch schon einmal jemand einen Song oder ein Gedicht gespoilert? Eben!
Für mich ist das unmittelbare Erleben wichtig und nicht die Reduktion auf das Thema bzw. einzelne Elemente. Wir befinden uns schließlich in einem audiovisuellen Medium, weshalb ich die Mittel zur Darstellung für deutlich wichtiger befinde. Beim Filmgenuss ist mir zumeist daran gelegen, herauszubekommen, weshalb etwas auf mich diese oder jene Wirkung ausübt. In diesem Zusammenhang finde ich es besonders reizvoll, wenn ich trotz meines vorhandenen Wissens über eine kompositorische oder story-relevante Entscheidung überrascht und/oder affiziert werde.
Das ist für mich die eigentliche Kunst: Denn wenn es ein Filmteam dann trotzdem schafft, mich mitzureißen, dann kann ich mir einigermaßen sicher sein, dass die jeweilige Passage über einen gewissen Wert verfügt und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlässt.
Darüber hinaus ist der Gesamtkontext und die Bezugnahme auf andere Kulturprodukte entscheidend: Gibt es etwa Traditionslinien zu anderen Werken, die man entschlüsseln kann oder handelt es sich gar um eine neue Facette des Filmhandwerks, der ich hier beiwohne? Gibt es besondere Produktionshintergründe, die zu beachten sind?
Lest auf Seite 2, welche Filmbeispiele mir trotzdem Spaß bereitet haben, obwohl ich bereits die grobe Struktur oder einzelne Szenen kannte.