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Trüben Spoiler unsere Film- & Serienerfahrung?

Der Feind in meiner Bubble: Die Angst vor Spoilern

Der Feind in meiner Bubble: Die Angst vor Spoilern
6 Kommentare - Fr, 31.03.2023 von A. Seifferth
Für viele Film- und Serienfans sind Spoiler eine unerfreuliche Sache. Wie aber sieht die Angelegenheit in einer Redaktion aus, die über alte und neue Werke zu berichten versucht?
Achtung, diese Meldung enthält Spoiler!
Der Feind in meiner Bubble: Die Angst vor Spoilern

Ich würde mir im Umgang mit Filmen durchaus wünschen, dass ich manches Werk noch einmal mit völlig unbefangenen Augen bzw. Ohren wahrnehmen könnte. Das wäre eine göttliche Gabe, von der ich liebend gern Gebrauch machen würde. Dennoch kann ich für mich sagen, dass ich viele Filme liebend gern mehrmals schaue. Für mich büßt etwa ein Sieben kaum etwas von seiner grimmigen Wucht ein, nur weil ich weiß, was am Ende in der Schachtel auf Brad Pitts Detective Mills lauert.

Eine Achillesferse habe ich aber bei alledem doch: Trailer. Um genau zu sein, geht es um die Art Trailer, die dank ihrer ausufernden Länge den audiovisuellen Genuss vorwegnehmen und mich dank ihrer Penetranz zunehmend ermüden. Ich mag deshalb Trailer-Kampagnen, die falsche Fährten legen oder das im Werk behandelte Sujet auf subversive Weise umspielen, anstatt bloß die Bilder und Töne wiederzukäuen, für die ich baldmöglichst ein Kino-Ticket lösen soll - die Trailer-Kampagne zu Jordan Peeles Nope gefiel mir etwa besonders gut, weil sie die Atmosphäre im Vorfeld gut einfing und trotzdem nicht geschwätzig daherkam.

Während sich viele Menschen darüber aufregen, wenn gewisse Szenen aus einem Trailer nicht im fertigen Produkt landen, bin ich über derartige Entscheidungen zumeist happy. Erinnert sei dabei etwa an das Marketing zu The Last of Us Part II, denn dort verfolgte Neil Druckmanns Team den Ansatz, eine wichtige Figur als Platzhalter für eine andere zu verwenden, damit man bis zum Release der Videospiel-Fortsetzung ein Mysterium stricken kann. Demgegenüber schaue ich einen Trailer zum Eingangs erwähnten The Flash zwar an, doch für sonderlich gehaltvoll befinde ich diese Schnittwerke aus der Kammer des Schreckens selten.

Hypothetisch gesprochen, könnten Trailer so viel mehr leisten, doch im Endeffekt scheint diese Gangart beim durchschnittlichen Kinogast mehr zu ziehen und so muss ich mit diesem eher unliebsamen Aspekt des Redaktionsalltags wohl oder übel leben.

Die große Frage ist für mich, ob sich der anerzogene Beißreflex bei Spoilern jemals wieder legen mag. Manchmal sehne ich mich nach der Attitüde, die Ende der 70er, den 80ern, den 90ern und den frühen 2000ern gepflegt wurde. Filme wie Star Wars ("Möge die Macht mit dir sein!"), Predator ("Wenn es blutet, kann man es töten!"), Stirb langsam ("Yippie-ya-yeah Schweinebacke!"), Forrest Gump ("Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen ..."), Matrix ("Die rote oder die blaue Pille?"), Fight Club (Ruhig Blut Tyler, ich bin ja schon ruhig!) oder Der Herr der Ringe ("Mein Schatz!") hätten es im heutigen Umfeld wohl schwer, einen äquivalenten Fußabdruck zu hinterlassen.

In den vergangenen Filmjahrzehnten sprach man über Plots, Twist, Figuren und andere Merkmale frei von der Leber weg und so richtig gestört hat es anscheinend niemanden. Es war ein Spiel mit cleveren Zitaten, von denen die Popkultur heute noch liebend gern zehrt. Vielleicht täuscht mich hier aber auch nur meine Wahrnehmung und die Angst vor Spoilern grassiert schon deutlich länger, als ich mir einreden mag. Womöglich liegt der mit zunehmender Verbreitung sozialer Netzwerke eingesetzte Wandel aber auch an einer größeren Lobby für Film- und Serienfans und all das ist organisch im Sinne ihrer eigenen Bedürfnisse gewachsen?

Dieses Henne-Ei-Problem wird man womöglich schwer klären können, doch vielleicht gibt es da draußen einige Gleichgesinnte, die das mit dem "Nicht darüber sprechen" ebenfalls nicht ganz so eng sehen. Macht euch gern im Forum breit und lasst sehen, wie die Tendenz zum Thema Spoiler in den Reihen von MJ aussieht. :-)

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6 Kommentare
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
01.04.2023 23:41 Uhr | Editiert am 01.04.2023 - 23:47 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.381 | Reviews: 180 | Hüte: 634

Guter Text mal wieder, André.

Möchte man ein Werk vollumfänglich besprechen und analysieren, kommt man um Spoiler nicht herum. Deswegen ist mir die Spoiler-Manie der letzten zehn Jahre suspekt, ich würde einem Review nie seine Spoiler ankreiden und bei Beschwerden wegen Spoilern muss ich immer etwas mit den Augen rollen. Um Menschen mit anderer Herangehensweise an Filme und Serien entgegenzukommen, kann man Spoiler natürlich ankündigen oder markieren, aber zur Pflicht erheben möchte ich es nicht.

Zum Punkt des audiovisuellen Mediums: Ja, würde ich auch sagen, eine textuelle Inhaltsbeschrebung sagt noch nichts über die letztendliche Umsetzung aus. Und man kann das Thema auch noch weiterspinnen: Wenn man weiß, für welche Art von Filmen/Serien oder Haltungen bestimmte Regisseure, Autoren oder Schauspieler stehen, kann allein die Info der beteiligten Kunstschaffenden auch schon ein Spoiler sein.

Ich halte es individuell und entscheide bei jedem Film und jeder Serie einzeln, wie wichtig Spoiler mir dort sind oder nicht, manchmal mache ich um Spoiler einen großen Bogen, manchmal nicht. Auch weil Spoiler nunmal ein ambivalentes Thema sind, sie können eine Ersterfahrung schon maßgeblich (negativ) beeinflussen, andererseits kommt es auch immer mal wieder vor, dass ich mir bestimmte Filme oder Serien nur vorgemerkt (und angesehen) habe, weil sie mir durch Spoilerinhalte schmackhaft gemacht wurden.

P.S.: Spoiler kann man übrigens auch auf den Sport übertragen. Wenn ich mir beispielsweise vornehme, am Samstag Abend die Sportschau anzusehen, dann vermeide ich es, mich im Vorfeld über die Ergebnisse des Bundesliga-Nachmittags zu informieren. Oder wenn man ein Spiel live im TV sieht, dann durch ein paar Sekunden früher geschaltete Apps oder Liveticker jedoch bereits über Tore informiert wird, empfinde ich das oft als ärgerlich.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
31.03.2023 22:49 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.026 | Reviews: 173 | Hüte: 607

@Cineast

Ich habe die Passage zunächst mehrfach gelesen und hatte wegen dem Blick überlegt, fands aber schwer zu deuten, insbesondere beim Rest des sehr langen Meinungsauszugs. Kann deine Perspektive aber nachvollziehen.
Ich mag diesen Beitrag auch nicht verurteilen. Hat mir nur wenig Mehrwert gebracht.


MJ-Pat
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CINEAST : : ReReleaser
31.03.2023 20:54 Uhr | Editiert am 31.03.2023 - 20:56 Uhr
0
Dabei seit: 17.11.09 | Posts: 2.098 | Reviews: 7 | Hüte: 121

@TiiN

denn mein Blick unterscheidet sich zuweilen sehr wohl von denen anderer Menschen.

"Ich würde behaupten, dass das fast jeder von sich behauptet.
Greifst du auf Seite 3 selbst auf, trotzdem hat der (mMn für den Inhalt viel zu lang geratene) Text für meinen Geschmack teils egozentrische Züge, auch wenn ich dir das persönlich nicht unterstellen mag."

Ich glaube, du missverstehst ihn hier... Er meint mit - MEIN Blick - exemplarisch eher so viel wie...JEDE*R EINZELNE hat seinen eigenen Blick auf die Dinge...und bezieht sich nicht nur auf sich. Es ist nur etwas unglücklich formuliert, sodass man es in beide Richtungen lesen kann.

Außerdem denke ich auch nicht das er sonderlich egozentrisch erscheint, eher als wenn das ein Thema ist, dass ihm schon länger unter den Nägeln brennt und das er möglichst vielseitig - zuzüglich eigener Note/Meinung - beleuchten wollte, was ihm auch ganz gut gelungen ist, wie ich finde, auch wenn ich in manchen Dingen anderer Meinung bin.

- CINEAST -

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
31.03.2023 17:05 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.026 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Spoiler sind doch in den letzten Jahren vor allem zu einem großen Marketingding geworden. Die schlimme Geheimhaltung damals bei Star Wars Episode 7. Wenn man diese geniale Handlung vorher schon gekannt hätte - kaum auszumalen! Mit der Geheimniskrämerei schürt man nur mehr das Interesse der Leute, auch wenn relativ oft nur heiße Luft dahinter steckt.

Wenn es dann doch Überraschungsmomente im Film gibt: Natürlich haben diese auch einen Effekt, wenn man es schon weiß. Aber es ist mit Teil des gemeinsamen Kinoerlebnisses, wenn ein ganzer Saal gespannt auf die Leinwand schaut und plötzlich etwas passiert, was niemand geahnt hat. In so einem Kinorahmen wird die Überraschung oft sogar potenziert und das ist doch das wirklich schöne Erlebnis.

Aber solche Szenen sind meiner Meinung nach relativ selten und oft steckt hinter Spoilerwarnungen oder Geheimmaßnahmen lediglich ein PR Gedanke.

denn mein Blick unterscheidet sich zuweilen sehr wohl von denen anderer Menschen.

Ich würde behaupten, dass das fast jeder von sich behauptet.
Greifst du auf Seite 3 selbst auf, trotzdem hat der (mMn für den Inhalt viel zu lang geratene) Text für meinen Geschmack teils egozentrische Züge, auch wenn ich dir das persönlich nicht unterstellen mag.


MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
31.03.2023 15:50 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.210 | Reviews: 105 | Hüte: 638

Bei mir hängt es stark davon ab, um was für eine Art Film, Spiel oder Buch es sich handelt und was der Inhalt des Spoilers ist.

Inhaltliche Story-Spoiler zu Marvel-Filmen sind mir mittlerweile fast egal, weil die Filme recht substanzlos sind. Inhaltliche Spoiler zu einem Film wie "Dune - Teil 2" würden mich da schon sehr viel mehr stören, weil die Story da einfach wertiger und tiefsinniger ist. Da mag ich es dann schon, absolut unwissend herangehen zu können.

Die schlimmste Art Spoiler sind für mich aber Spoiler zum Ende eines Films (jemand überlebt oder stirbt) oder zu wichtigen und unerwarteten Twists (Luke, ich bin dein Vater). Solche Spoiler würden mich massiv ärgern, aber nicht erst heutzutage, sondern auch schon Ende der 90er haben mich solche Spoiler gestört.

Ansonsten habt ihr aber natürlich auch recht, dass der Inhalt manchmal weniger wichtig ist als die Darstellung mit all seinen Formen (Schauspiel, Musik, Audiovisuelle Darstellung, Szenenbilder, Kamera, Beleuchtung, etc.), und diese Dinge kann mir als Zuschauer zum Glück niemand spoilern.

Bei Videospielen verhält es sich aber oft nochmal anders. Da steht für mich die Story oftmals noch mehr im Vordergrund und Charaktere, die man lieben lernt, sterben auch hier und da mal. Spoiler zum Verlauf der Story oder zu bestimmten Charakterschicksalen würden mir das erste Spielerlebnis ruinieren. Da bin ich dann wirklich stinksauer, wenn mich da jemand spoilern würde.

Zum Glück ist es bisher nur sehr selten mal vorgekommen, dass ich stark gespoilert wurde, weil ich selbst sehr vorsichtig im Internet unterwegs bin.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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Entenverlag : : Moviejones-Fan
31.03.2023 15:27 Uhr
0
Dabei seit: 20.02.23 | Posts: 103 | Reviews: 21 | Hüte: 17

"Wir befinden uns schließlich in einem audiovisuellen Medium, weshalb ich die Mittel zur Darstellung für deutlich wichtiger befinde."

Und damit ist alles gesagt. Schönes Statement. ^^

"Je poetischer, je wahrer."
~Novalis

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