Ich würde mir im Umgang mit Filmen durchaus wünschen, dass ich manches Werk noch einmal mit völlig unbefangenen Augen bzw. Ohren wahrnehmen könnte. Das wäre eine göttliche Gabe, von der ich liebend gern Gebrauch machen würde. Dennoch kann ich für mich sagen, dass ich viele Filme liebend gern mehrmals schaue. Für mich büßt etwa ein Sieben kaum etwas von seiner grimmigen Wucht ein, nur weil ich weiß, was am Ende in der Schachtel auf Brad Pitts Detective Mills lauert.
Eine Achillesferse habe ich aber bei alledem doch: Trailer. Um genau zu sein, geht es um die Art Trailer, die dank ihrer ausufernden Länge den audiovisuellen Genuss vorwegnehmen und mich dank ihrer Penetranz zunehmend ermüden. Ich mag deshalb Trailer-Kampagnen, die falsche Fährten legen oder das im Werk behandelte Sujet auf subversive Weise umspielen, anstatt bloß die Bilder und Töne wiederzukäuen, für die ich baldmöglichst ein Kino-Ticket lösen soll - die Trailer-Kampagne zu Jordan Peeles Nope gefiel mir etwa besonders gut, weil sie die Atmosphäre im Vorfeld gut einfing und trotzdem nicht geschwätzig daherkam.
Während sich viele Menschen darüber aufregen, wenn gewisse Szenen aus einem Trailer nicht im fertigen Produkt landen, bin ich über derartige Entscheidungen zumeist happy. Erinnert sei dabei etwa an das Marketing zu The Last of Us Part II, denn dort verfolgte Neil Druckmanns Team den Ansatz, eine wichtige Figur als Platzhalter für eine andere zu verwenden, damit man bis zum Release der Videospiel-Fortsetzung ein Mysterium stricken kann. Demgegenüber schaue ich einen Trailer zum Eingangs erwähnten The Flash zwar an, doch für sonderlich gehaltvoll befinde ich diese Schnittwerke aus der Kammer des Schreckens selten.
Hypothetisch gesprochen, könnten Trailer so viel mehr leisten, doch im Endeffekt scheint diese Gangart beim durchschnittlichen Kinogast mehr zu ziehen und so muss ich mit diesem eher unliebsamen Aspekt des Redaktionsalltags wohl oder übel leben.
Die große Frage ist für mich, ob sich der anerzogene Beißreflex bei Spoilern jemals wieder legen mag. Manchmal sehne ich mich nach der Attitüde, die Ende der 70er, den 80ern, den 90ern und den frühen 2000ern gepflegt wurde. Filme wie Star Wars ("Möge die Macht mit dir sein!"), Predator ("Wenn es blutet, kann man es töten!"), Stirb langsam ("Yippie-ya-yeah Schweinebacke!"), Forrest Gump ("Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen ..."), Matrix ("Die rote oder die blaue Pille?"), Fight Club (Ruhig Blut Tyler, ich bin ja schon ruhig!) oder Der Herr der Ringe ("Mein Schatz!") hätten es im heutigen Umfeld wohl schwer, einen äquivalenten Fußabdruck zu hinterlassen.
In den vergangenen Filmjahrzehnten sprach man über Plots, Twist, Figuren und andere Merkmale frei von der Leber weg und so richtig gestört hat es anscheinend niemanden. Es war ein Spiel mit cleveren Zitaten, von denen die Popkultur heute noch liebend gern zehrt. Vielleicht täuscht mich hier aber auch nur meine Wahrnehmung und die Angst vor Spoilern grassiert schon deutlich länger, als ich mir einreden mag. Womöglich liegt der mit zunehmender Verbreitung sozialer Netzwerke eingesetzte Wandel aber auch an einer größeren Lobby für Film- und Serienfans und all das ist organisch im Sinne ihrer eigenen Bedürfnisse gewachsen?
Dieses Henne-Ei-Problem wird man womöglich schwer klären können, doch vielleicht gibt es da draußen einige Gleichgesinnte, die das mit dem "Nicht darüber sprechen" ebenfalls nicht ganz so eng sehen. Macht euch gern im Forum breit und lasst sehen, wie die Tendenz zum Thema Spoiler in den Reihen von MJ aussieht. :-)