Wie erwartet dominiert Der König der Löwen (noch immer nicht eindeutig als Live-Action oder Animation klassifiziert) das weltweite Box Office, für die Milliarde brauchte das Disney-Remake nur rund zwei Wochen. Das bedeutet zweifellos, dass Disney noch viele weitere Zeichentrick-Klassiker neu auflegen wird. Nur denkt dabei keiner an die Animatoren hinter den originalen 2D-Versionen dieser Filme. Wie ergeht es ihnen, wenn sie jetzt mit ansehen müssen, wie ihr Werk von einst ins hippe CGI-Gewand gestopft wird?
HuffPost kontaktierte 13 Animatoren des Der König der Löwen-Zeichentrickfilms, um sich nach ihrer Meinung zu Jon Favreaus Remake zu erkundigen. Viele von ihnen verweigerten einen Kommentar, aber nicht alle. Ein Animator, der anonym bleiben wollte, sagte, er würde sich nur in Schwierigkeiten bringen, wenn er sich zur "anderen" Version äußern würde. Ein weiterer ergänzte noch, auf Seiten der originalen 2D-Crews herrsche eine gewaltige Abneigung gegen diese 3D-Remakes. Vielleicht wäre es anders, wenn sie irgendeine Art von Tantiemen erhielten.
Am offensten und ausführlichsten sprach David Stephan, ein Animator, der beim Zeichentrickfilm an den Hyänen-Designs und der ikonischen "Der ewige Kreis"-Anfangssequenz gearbeitet hat, seine Gedanken und die vieler seiner Kollegen aus. Wenn man die Crew des originalen Der König der Löwen befragen würde, würden ihm zufolge die meisten sagen: "Warum? Musstet ihr das wirklich machen?". Es schmerze, so Stephan. Und es sei traurig, dass der Aktionär heute mitbestimme, welche Filme gemacht werden. Disney habe die Tarnung fallen gelassen und zeige nun offenkundig, dass es nur ums Geld gehe. Als Künstler empfindet Stephan das als enttäuschend - erst recht bei einem Studio, das auf Originalität und Kunst gründe.
Die fotorealistischen visuellen Effekte im neuen Der König der Löwen machen seiner Ansicht nach zunichte, was den Zeichentrickfilm ausgezeichnet hat. Weil sie eben so realistisch sind, lassen sie die anderen markanten Elemente wie das Singen und die sprechenden Tiere fehl am Platze wirken. Es habe ihn buchstäblich aus dem Film gerissen, meint Stephan, der alles zu real findet. Vor allem, wenn der kleine Simba herumlaufe. Und wenn er dann spreche, habe ihn das an die alten Naturfilme erinnert, bei denen man die Stimmen drübergelegt und die Lippen der Tiere bewegt habe. Echt billig, habe er sich gedacht. Für diesen Film, dieses CGI-Remake, sei es vielleicht noch zu früh gewesen.
Auch habe er sich gefragt, wie es komme, dass die Affen in Planet der Affen so viel lebendiger aussehen als die Tiere in Der König der Löwen. Es wirke so, als habe man die Mimik einfach komplett rausgeschnitten, um es so real wie möglich zu gestalten, was den Film schmälere. Zudem kritisierte Stephan die "hölzernen" Performances der Sprecher und erklärte, man lasse sich als Filmemacher selbst in eine Ecke drängen, wenn man es so realistisch mache, da man sich an die reale Physik halten müsse. Andernfalls würden es die Leute einem nicht abkaufen. Aber es habe wenigstens ein paar Szenen mit Mienenspiel gegeben, und plötzlich sei es ein kleines bisschen lebendiger gewesen.