Effekte mit Seele, Teil 1: Die Raumschiffmodelle
In einer Zeit, in der Computeranimationen gerade mal aus vektorbasierter Grafik (Linien, Kreise und Polygonen) zusammengesetzt wurden, musste man Raumschiffmodelle noch aufwendig aus Holz bauen. Je größer die Modelle und je detaillierter die Strukturen ausgearbeitet waren, desto realistischer sahen diese auch aus. Hinzu kam, dass George Lucas einen ganz speziellen Look haben wollte: Die Raumschiffe sollten "gebraucht" aussehen. Ein Schiff hatte also viele Strukturen, Metallplatten in der Außenhaut der Hüllen variierten in ihrer Graustufe und viele Erhebungen, Vertiefungen, Leitungen und anderer Schnickschnack vermittelten den Eindruck von realistischen komplizierten Geräten. Auch die grundsätzlichen Formen, ja, das gesamte Aussehen, der Raumschiffe war sehr ungewöhnlich und absolut beeindruckend - so etwas hatten wir noch nie zuvor gesehen!
Das Ganze wurde noch durch besonders eindrucksvolle Kamerafahrten abgerundet. Lucas konnte den Spezialeffekt-Künstler John Dykstra für seine eigens ins Leben gerufene Effektschmiede Industrial Light and Magic gewinnen, der bei der Produktion von Krieg der Sterne das sogenannte Motion-Control-Verfahren nutzte und revolutionierte. Die nach ihm benannte computergesteuerte Kamera "Dykstraflex" wurde für Kamerafahrten durch den Weltraum genutzt. Der große Vorteil gegenüber alten Modellaufnahmen war, dass man ein und dieselbe Kamerafahrt so oft wie nötig, wiederholen konnte. Gerade in Verbindung mit dem exzessiven Einsatz des Blue-Screen-Verfahrens eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten.
So entstanden dann schließlich die atemberaubenden Vorbeiflüge der Schiffe, sowie Raumschlachten und Verfolgungsjagden auf dem Todesstern. Der Weltraum war belebt, bekam viel mehr Tiefe und wirkte einfach gigantisch. Für uns war das alles echt.
Effekte mit Seele, Teil 2: Matte Paintings
Wenn Kulissen nicht mehr ausreichen, müssen die Hintergründe gemalt werden. Was heute hauptsächlich digital im Computer entsteht und durch seinen oftmals hohen Grad an Realismus gar nicht mehr auffällt, wurde früher per aufwendiger Handarbeit, teilweise fast fotorealistisch, auf Leinwand oder Glas aufgemalt: Sogenannte Matte Paintings.
Auch bei Krieg der Sterne wurde ausgiebig auf diese Techniken zurückgegriffen und obwohl sie nicht an den Realismus heutiger digitaler Hintergründe heranreichen, hatten sie ihr ganz eigenes Flair. Es war eben genau dieser Mix aus Realismus und Fantasy. Man wusste, dass es nicht real war und es war dennoch real - surreale Realität eben. Während diese Hintergründe heutzutage nicht nur realer aussehen, sondern obendrein auch noch ein Gewusel an Bewegung mitbringen, war es damals die künstlerische Detailverliebtheit und "Stille im Bild", die ihren Teil zur Magie beitrug. Manche Matte Paintings waren so voll mit unscheinbaren Details, dass man manches erst beim zweiten, dritten oder gar vierten Mal wahrnahm und trotzdem wurde das Auge nicht durch Reizüberflutung überfordert.
Effekte mit Seele, Teil 3: Masken und Puppen
"Mos Eisley Raumhafen. Nirgendwo wirst du mehr Abschaum und Verkommenheit vorfinden als hier"… Mit dieser Ankündigung von Obi-Wan macht er sich mit seinem Schützling Luke auf den Weg, bei eben jenem Abschaum ein Raumschiff zu chartern. Wie dieser Abschaum wohl aussieht…?
In einer Bar bekommen wir dann schließlich einen Eindruck. Aliens aus der gesamten Galaxis scheinen sich hier aufzuhalten, große, kleine, hässliche, auch mal ein Werwolf und sogar der ein oder andere Mensch. Obwohl hier ganz offensichtlich nicht viel Budget für die Masken zur Verfügung stand, waren wir damals eingeschüchtert. In diese Bar voller Abschaum würde sich nur anderer Abschaum hineinwagen!
Genau so viel Charme besitzen in Krieg der Sterne die animatronischen Figuren. Was macht diese Puppen aus? Wieso tragen sie einen wesentlichen Teil zur tollen Atmosphäre bei, obwohl sie uns nicht über ihre mechanische Eingeweide hinwegtäuschen können? Oder können sie es doch? Was macht Rennschnecke, Felsenbeißer, Fuchur, der Glücksdrache und die uralte Morla im wahrlich magischen Film Die unendliche Geschichte so liebenswürdig? Dies haben Phantásiens Bewohner und jene aus Krieg der Sterne gemeinsam: Die Puppen strahlen, ihrer Künstlichkeit zum Trotz, Emotionen aus. Kein CGI-Yoda hatte je diese Güte in den Augen wie jener aus der Originaltrilogie. Man schaut in diese Augen und ein Wesen aus Fleisch und Blut erwidert den Blick. Es stimmt, der Yoda der Originaltrilogie war klar als Puppe erkennbar und doch berührte uns die Art der Darstellung, seiner lebendigen Gutmütigkeit tief in unseren Herzen ... etwas, das die spätere, seelenlose CGI-Variante zu keinem Zeitpunkt schaffen sollte. Wenn es gelingt, einer Puppe diese Herzenswärme einzuhauchen, dann kann man zweifelsohne von Magie sprechen.
Effekte mit Seele, Teil 4: Die Kulissen
Auch hier kommt diesen Filmen zu Gute, dass sie nicht in einer Zeit entstanden, in der die Filmemacher dazu neigten, alles, was irgendwie zu aufwendig scheint, mit Computergrafiken (CGI) zu ersetzen. Es ist allzu schnell beschlossen, sich die Mühe eines Kulissenbaus zu sparen und stattdessen die CGI-Künstler ans Werk zu lassen. Teilweise gelingt das sehr gut, manchmal wirken Szenen unfreiwillig komisch und teilweise einfach nur schlecht - besonders, wenn sie in die Jahre gekommen sind.
Bei Krieg der Sterne musste man sich noch zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: Echte Kulisse (im Vordergrund) und/oder Matte Painting (im Hintergrund). Da man auch hier große Anstrengung einbrachte, möglichst realistische Kulissen zu bauen, können sich diese auch heute noch sehen lassen. Wunderbar dann auch die Kombination aus Kulisse und Matte Painting, die dem Realismus einen surrealen Touch verleiht.
Sonst noch was? Löcher ohne Boden und die Steadicam
Was haben diese Architekten im Krieg der Sterne-Universum eigentlich geraucht, dass sie überall irgendwelche Abgründe hingebaut haben, über die Brücken ohne Geländer führen?! Obwohl wir uns dieser gefährlichen Architektur bewusst sind und so etwas in der realen Welt niemals genehmigt werden würde (nicht mal am Flughafen BER), ist es dennoch so typisch Krieg der Sterne. Die Löcher ohne Boden gehören einfach dort hin und werden durch ihre, in die Unendlichkeit führenden Matte Paintings nur noch fantastischer.
Genauso wie die Löcher gehören exzessive Kamerafahrten mit Steadicam (Schwebestativ) zu Krieg der Sterne. Diese Fahrten zeichnen sich vor allem durch ihre Geschmeidigkeit aus. Besonders auf dem Waldmond Endor wurden so die atemberaubenden Speederbike-Szenen quer durch den Wald, realisiert, die ebenfalls einen magischen Krieg der Sterne-Moment in unsere Erinnerung ruft.
Epilog
Wir sind uns bewusst, dass es wohl kein zukünftiger Star Wars-Film mehr schaffen wird, diese Magie in dem Maße zurückzuholen, die uns seit Jahrzehnten so sehr in ihren Bann zieht. Die Art des Filmemachens hat sich seither stark verändert und der Schwerpunkt liegt in heutigen Produktionen eher auf anderen Aspekten.
Umso mehr freut es uns, dass die zauberhafte Aura der Originaltrilogie für uns nie verblasst ist und wir innerlich nach wie vor aufgewühlt werden, sobald wir nur eine Szene dieser "alten Schinken" sehen, nur ein Zitat daraus hören oder lesen. Es sind jene Dialoge, die uns zum Schmunzeln bringen, vor Ehrfurcht erstarren lassen oder gar Gänsehaut hervorrufen: "Wie können sie uns die Sensoren blockieren, wenn sie nicht wissen… dass wir kommen?!" … "Vader, lassen Sie ihn los" … "Da kommt er. Ich habe schon mit ihm gearbeitet" … "Wer ist sie? Sie ist wunderschön" … "Welche Nachricht? Die du gerade abgespielt hast. Die du in deinen rostigen Eingeweiden trägst!" Die Liste der Zitate ist lang und bei jedem einzelnen weiß man sofort: Das ist Krieg der Sterne, Das ist pure Magie!
Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf weitere Filme mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil Star Wars eben Krieg der Sterne ist und bleibt. Weinend, weil die Sorge um die Beliebigkeit, bedingt durch den Ausverkauf der Marke, die Flut an allem, was das Thema hergibt, zu einer Omnipräsenz führt, die all das ins Gegenteil verkehrt, was die alte Trilogie für uns ausmacht. Das geht an uns natürlich auch nicht unbemerkt vorüber.
Aber egal was passieren wird, niemand wird uns je nehmen können, was uns Krieg der Sterne, Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter bedeuten. Im Februar 2018 werden wir beide mit einem tiefzufriedenen Lächeln im "Krieg der Sterne - Episode IV"-Konzert sitzen und das Erlebnis durch das Live Orchester auf ein neues Level heben.
Wir hoffen, ihr hattet Spaß beim Lesen und wir konnten euch etwas von unserer Begeisterung nahebringen!
Möge die Macht mit Euch sein!
MrBond & Sully