++ Update vom 04.03.2022: Sean Penn hat sich über Twitter gemeldet. Wie viele Menschen, so hat auch er sich zusammen mit seinem Team auf den Weg gemacht, die Ukraine zu verlassen, um dem Krieg zu entkommen. Nachdem sie ihr Auto am Straßenrand zurückgelassen hatten, marschierten sie mehrere Kilometer lang zu Fuß zur polnischen Grenze. Auf einem Foto, welches er mitveröffentlicht hat, sieht man eine ganze Reihe von Autos. Laut Penn befinden sich in den meisten nur Frauen und Kinder und das zumeist ohne jegliches Gepäck. Der Beitrag stammt vom vergangenen Montag.
Myself & two colleagues walked miles to the Polish border after abandoning our car on the side of the road. Almost all the cars in this photo carry women & children only, most without any sign of luggage, and a car their only possession of value. pic.twitter.com/XSwCDgYVSH
— Sean Penn (@SeanPenn) February 28, 2022
Bereits wenige Tage zuvor sprach er über Twitter von einem brutalen Fehler, bei dem Leben genommen und Herzen gebrochen wurden. Sollte er nicht nachgeben, so Penn, werde Putin einen brutalen Fehler für die gesamte Menschheit begehen. Präsident Selenskyj und das ukrainische Volk bezeichnete er als historische Symbole für Mut und Prinzipien. Und er ermahnt die USA, etwas zu unternehmen, denn sonst würden die USA ihre Seele verlieren.
Inzwischen ist Penn wohl wieder sicher in Los Angeles angekommen. Fotos zeigten ihn vergangenen Mittwoch zusammen mit seiner Frau beim Gassigehen mit den gemeinsamen Hunden. Welch unglaublicher Kontrast innerhalb nur weniger Tage.
++ News vom 25.02.2022: Wir wissen nicht, ob das einfach nur unglaublich verrückt, oder absolut mutig ist. Oder eventuell sogar beides. Sean Penn war noch nie der einfachste oder der normalste Schauspieler in Hollywood. Aber eben auch einer der begabtesten. Und einer, der sich für seine Prinzipien einsetzt und dabei auch keine Risiken scheut.
Sicherlich habt ihr alle, genau wie wir, die aktuellen Nachrichten verfolgt. Zu sagen, das alles ist schlimm, trifft es einfach nicht. Und wir sind nicht sicher, ob es überhaupt die passenden Worte für das gibt, was aktuell passiert. Wir sagen es ohne Scham: wir haben auch Angst.
Doch wie geht man als ein Medium, das hauptsächlich der Unterhaltung dient, mit so einem Thema um? Auf diese Frage gibt es vermutlich keine eindeutige Antwort. Fakt ist, wir sind keine Politiker, dies ist nicht unser Spezialgebiet und wir haben auch nicht die nötige Expertise, um einen geeigneten Kommentar über die Lage in der Ukraine zu verfassen. Unser Spezialgebiet sind Filme und Serien, da geben wir nur allzu gerne unseren Senf dazu. Wir sind aber auch Menschen und Teil einer Wertegemeinschaft. Und als solche finden wir es einfach nur schrecklich, was gerade passiert und sind natürlich mit unseren Gedanken bei den Menschen in der Ukraine.
Wir möchten uns aber weiterhin auf die Themen konzentrieren, von denen wir wirklich Ahnung haben. Zumindest meistens. Wir verstehen es auch als eine Verpflichtung euch gegenüber, euch mit diesen anderen, unterhaltsamen Themen eine Auszeit von der oft erschöpfenden Realität zu bieten. Wir verstehen aber natürlich auch, wenn ihr euch untereinander zu dem Thema austauschen möchtet. Es betrifft uns alle und wird sicherlich leider noch eine Weile unser aller Leben mitbestimmen. Nutzt dafür gerne unser Freestyle-Forum.
So, warum haben wir diesen Artikel mit Sean Penn angefangen und wo ist da die Verbindung? Wie wir bereits geschrieben haben, scheut er keine Risiken. Dies beweist er auch aktuell, denn er befindet sich in der Ukraine, um dort persönlich eine Dokumentation über die russische Invasion zu drehen. Wie eingangs erwähnt, mutig oder verrückt, in jedem Fall bemerkenswert.
Schon in den vergangenen Jahren beteiligte sich der zweifache Oscarpreisträger an Antikriegs- und humanitären Operationen. Er besuchte öfters Kriegs- oder Katastrophengebiete, half vor Ort eigenhändig mit und gründete Hilfsorganisationen. 2015 traf er den damals flüchtigen Drogenboss El Chapo zu einem Interview, was von vielen Seiten kritisiert wurde. 2020 erschien die Dokumentation Citizen Penn, die zeigt, wie er beim Aufbau der gemeinnützigen Organisation Community Organized Relief Effort (CORE) half.
Nun ist er in der Ukraine. Am gestrigen Donnerstag wurde er auf einer Pressekonferenz in Kiew gesehen, wo er als Teil der anwesenden Journalisten über die aktuelle Situation informiert wurde. Wie auch von ukrainischer Seite inzwischen offiziell bestätigt, ist Penn vor Ort, um alle Ereignisse aufzuzeichnen, die gerade stattfinden. Bereits im November 2021 reiste er in die Ukraine und begann mit den Vorbereitungen für seine Dokumentation, indem er das Militär des Landes besuchte. Im Verlauf der letzten Woche kam er erneut in die Ukraine, besuchte das Büro des Präsidenten und sprach sowohl mit der stellvertretenden Ministerpräsidentin Iryna Vereshchuk als auch mit vor Ort ansässigen Journalisten und Angehörigen des Militärs.
Hier ein Statement, welches über die ukrainische Botschaft veröffentlicht wurde:
"Der Regisseur kam eigens nach Kiew, um alle Ereignisse aufzuzeichnen, die derzeit in der Ukraine stattfinden, und um der Welt die Wahrheit über die Invasion Russlands in unserem Land zu zeigen. Sean Penn gehört heute zu denen, die die Ukraine in der Ukraine unterstützen. Unser Land ist ihm dankbar für so viel Mut und Ehrlichkeit. Sean Penn demonstriert einen Mut, der vielen anderen fehlt, insbesondere einigen westlichen Politikern. Je mehr es Menschen gibt wie ihn – wahre Freunde der Ukraine, die den Kampf für die Freiheit unterstützen – desto schneller können wir diese abscheuliche Invasion Russlands stoppen."
Es nötigt uns allerhand Respekt ab, was Penn da tut. Und gleichzeitig ist es erschreckend. Plötzlich müssen wir hoffen, dass er das Ganze überlebt. Und dass die Dokumentation das Risiko wert ist, welches er dort eingeht.
Da es uns schon die ganze Zeit schwerfällt, die richtigen Worte zu diesem Thema zu finden, berufen wir uns jetzt wieder auf unsere eigentliche Expertise und beenden diesen Artikel mit einem Zitat, welches sicher die meisten von euch kennen dürften:
"Ich bin müde, Boss. [...] Am meisten müde bin ich, Menschen zu sehen, die hässlich zueinander sind. Der Schmerz auf der Welt und das viele Leid, das macht mich sehr müde. Es gibt zu viel davon. Es ist, als wären in meinem Kopf lauter Glasscherben."
John Coffey in "The Green Mile"
Ukraine is the tip of the spear for the democratic embrace of dreams. If we allow it to fight alone, our soul as America is lost. (2/2)
— Sean Penn (@SeanPenn) February 26, 2022
Ukraine's president praises the "courage" of Oscar-winning actor Sean Penn because he is currently on the ground in Ukraine filming a documentary about the Russian invasion in order to "tell the truth" about Putin's bloodthirsty acts. pic.twitter.com/VUQESDGIYg
— Pubity Latest (@pubitylatest) February 25, 2022
Sean Penn is on the ground in Ukraine during the invasion filming a documentary. pic.twitter.com/RLrGTLTDD6
— Mike Sington (@MikeSington) February 24, 2022