Ein Investors-Call zum zweiten Quartal brachte es mal wieder ans Licht, Disney+ ahmt die Devise von Paramount+ nach: Auch Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings und Free Guy werden als erste Filme des verkürzten Zeitfensters für den Kinorelease nur 45 Tage im Kino laufen. Das verkündete Disney-CEO Bob Chapek beim Call. Der Grund liegt auf der Hand: Zum einen die unsichere Corona-Pandemie-Lage, die Kinoöffnungen und damit Filmstarts schwer planbar macht, die zig Verschiebungen wie auch zum Teil direkt ins Streaming oder parallel dazu kennen wir.
Zum anderen der Erfolg der Streamplattformen, der dann komplett in die eigene Tasche der Studios wandert, statt noch etwas an die Kinobetreiber abdrücken zu müssen. Wir erinnern uns, angefangen hatte all das mit dem ersten großen Knall zwischen Universal Pictures und der AMC-Kinokette in den USA, seit dem wird die Lage für die Kinobetreiber nicht viel besser. Und selbst wenn die Filme nicht beim eigenen Streamer, sondern als VoD verteilt veröffentlicht werden, die Kinos gehen dabei natürlich ebenfalls leer aus, während die Studios via VoD die Planungssicherheit als Vorteil nutzen können, solange Kinoöffnungen so unplanbar bleiben wie seit der COVID-19-Pandemie.
Unter diesem Gesichtspunkt ist vielleicht auch unsere letzte News zu der Aussage des Hauptverbands Deutscher Filmtheater neu zu betrachten: Wie wirtschaftlich lohnend sind Kinofenster von 45 Tagen statt der zuvor üblichen 90 Tage für Kinos noch, und das unter Pandemie-Auflagen? Kann das kreativ aufgefangen werden mit Re-Releases? Welche Rechte an wie vielen Filmen hat man noch für Re-Releases, wenn Streamer die Filme alle selbst bunkern für ihre Mediatheken? Wie teuer wären Deals für alte Blockbuster für Re-Releases für die Kinos, ist auch das wirtschaftlich lohnenswert genug?
Nun fehlt eigentlich nur noch Sony, Warner Bros. hatte ja bereits für 2021 alle Filme als direkt parallel auch bei HBO Max verkündet. Sony wiederum hatte kürzlich erst Deals mit Amazon und Netflix abgeschlossen, wie auch mit Disney für das Spider-verse, auch hier tut sich also so einiges, auch wenn noch keine klare Aussage zu Kinofenstern für die Filme gemacht wurde. Und gilt all dies nur für die Pandemiezeit, oder kann sich die Lage für die Kinos danach wieder bessern? Wie viele Kinos überleben diese Durststrecke bis dahin?
Wie betrachtet ihr die Zukunft des Kinos unter solchen Bedingungen? Dass solche US-Beschlüsse auch global ähnliche Folgen für die Kinos haben werden, dürfte klar sein. Cruella und Black Widow laufen bekanntlich bereits sowohl im Kino wie auch parallel bei Disney+, hier gibt es erst gar keine Kino-Exklusivrechte mehr - ebenso Jungle Cruise.