"Thor 3" für Gamer: Nordische Mythologie mal daheim erleben

Thor 2 - The Dark Kingdom ist bekanntlich das Schwarze Schaf im MCU und bot nicht den gewohnten Unterhaltungswert. Umso gespannter sind wir auf Thor 3 - Ragnarok, welcher am 26. Oktober in den Kinos startet.

Passend zum immer näherrückenden Filmstart haben wir den Gamer in uns entdeckt und wollten mal wieder in die nordische Mythologie abtauchen. Natürlich könnte man jetzt in die Grabbelkiste greifen, denn schon früher gab es Spiele mit mythologischem Kontext. Wer ganz tief gräbt, holt z.B. das berühmte Lost Vikings hervor, etwas moderner wird es dagegen mit Rune oder Viking - Battle for Asgard, wobei uns mit Cultures sogar ein schönes Aufbaustrategiespiel erwartet. Doch auch wenn alte Spiele heute noch Spaß machen, ab und zu muss auch mal was Neues den nordischen Göttern geopfert werden. Odin verlangt es so!

Vikings - Wolves of Midgard

Kalypso Media hat sich viel vorgenommen und so starten wir gleich mit Ragnarök, denn das Schicksal der Götter naht und der Fimbulwinter ist angebrochen. Die Jötunn kehren zurück und ganz Midgard versinkt im Krieg. Nur ein kleines Dorf der tapferen Ulfung leistet Widerstand. Vorhang auf für ein Action-RPG in der nordischen Mythologie! Vikings - Wolves of Midgard ist ein klassischer Diablo-Klon, versucht das starre Korsett aber durch ein paar kreative Ideen aufzubrechen. So kann das Spiel auch am PC direkt mit Controller gespielt werden, und sollte es auch, denn im Gegensatz zu Diablo kommt es hier sehr viel stärker auf taktische Ausweichmanöver an. So entsteht ein ständiger Fluss aus Angriff und Ausweichen.

Auch das Spiel selbst ändert ein paar Grundprinzipien. So gibt es statt zufallsgenerierter Level fest definierte, die immer in einem Kampf gegen einen Endgegner münden. Dabei sammelt der Spieler Rohstoffe ein, welche er auch für die Erfüllung von Nebenaufgaben erhält, und baut damit sein Wikingerdorf zu neuer Pracht aus. Dies ermöglicht die Zugriff auf neue Items und Waffen.

An das große Vorbild kommt Vikings - Wolves of Midgard leider nicht heran, ist aber weitaus gefälliger als das vor vielen Jahren ebenfalls in der nordischen Mythologie spielende Loki. Die Grafik ist ansehnlich und das actionreiche Gameplay gefällt uns sehr gut. Leider ist dabei aber die Charakterentwicklung missglückt und auch das Loot viel zu generisch. Gerade die Dauerspirale aus Leveln und Items sammeln, zeichnet ein gutes Action-RPG aus. Auch das Endgame wurde ein wenig verhunzt, ein zweiter Durchlauf ist durch den Verlust vieler erarbeiteter Fähigkeiten und Waffen nicht nötig. Dennoch lohnt es sich einen Blick zu riskieren, denn das Spiel ist kurzweilig und die Einbindung der nordischen Mythologie durchaus gefällig.

Veröffentlicht auf: PC, PS4, XBOX One

The Banner Saga 2

Entwickler Stoic Studio hat sich beim thematischen Hintergrund der The Banner Saga-Reihe ganz bewusst für die nordische Mythologie entschieden, zu verbraucht schien den Machern die übliche Fantasylandschaft mit Elfen und Zwergen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn selten versprühte ein Spiel so viel Atmosphäre. Mit The Banner Saga 2 hat man vieles, was beim Vorgänger noch im Argen lag, deutlich verbessert. Zur Wahl steht zu Beginn ein weiblicher oder männlicher Protagonist, dann gilt es mit seiner Karawane einen sicheren Zufluchtsort zu finden, denn die Welt steht am Abgrund.

Statt der üblichen Heldenepen erzählt The Banner Saga 2 eine erstaunlich menschliche Geschichte, die durch Drama, Verlust und Leid geprägt ist. In Dialogen hat der Spieler die Möglichkeit, den Charakter seiner Figur durch die Auswahl entsprechender Antworten zu formen, während die Reise immer wieder durch Kämpfe unterbrochen wird. In diesen taktischen Rundenkämpfen gilt es, strategische Entscheidungen zu fällen und möglichst geschickt und mit wenigen Verlusten die Situation zu überstehen. Figuren, die sterben, bleiben tot und fehlen auf der weiteren Reise und immer muss man als Heerführer oder Heerführerin ein Auge auf die Moral der Truppe haben.

The Banner Saga 2 ist bereits Ende 2014 erschienen, hat aber nichts von seinem Charme verloren. Während der dritte Teil in Entwicklung ist, sollten jene, die das Spiel nicht kennen, ruhig einen Blick auf die ersten beiden Teile werfen. Schon deswegen, da die Handlung aufeinander aufbaut und man so viel mehr mit den Figuren anfangen kann. Taktische Kämpfe und wunderbare animierte Zwischensequenzen sorgen für ein unvergessliches Erlebnis, welches von einer spannenden Story noch getoppt wird.

Veröffentlicht auf: PC, PS4, XBOX One

Northgard

Kennt ihr Die Siedler und hat euch das Spaß gemacht? Dann seid ihr bei Northgard genau richtig, denn die Jungs und Mädels bei Shiro Games wollen mit diesem Spiel Aufbauspaß mit nordischem Fokus feiern. Hier haben die mutigen Wikinger endlich ein neues Land entdeckt, das namensgebende Northgard, und dieses will man sich nun untertan machen. Doch nicht nur Schattenwölfe und untote Krieger machen das Land unsicher, auch andere Stämme haben es auf das Land abgesehen. Dabei will man doch nur eine kleine Siedlung aufbauen, die Wirtschaft in Schwung bringen und am Ende als Sieger dastehen.

Obwohl sich Northgard noch in der Entwicklung befindet, fühlt sich das Spiel bereits erstaunlich stabil an. Zwar ist es wie die Die Siedler ein Aufbaustrategiespiel, doch unterscheidet es sich in vielen Aspekten vom deutschen Vorbild. So gilt es hier, Ressourcen anzuhäufen, mit denen neue Areale auf der Karte "erkauft" werden können, in diesen Gebieten kann dann eine begrenzte Anzahl neuer Gebäude gebaut werden. Jedes Gebiet hat andere geografische Vorgaben, Ressourcen und Bauplatzmöglichkeiten. Da jede Expansion teurer wird, gilt es genau zu überlegen, in welche Richtung man sich entwickelt. Dabei ist Krieg nicht die einzige Option, auch die Eroberung heiliger Stätten und wirtschaftliche Siege sind möglich. Jedoch sollte man immer ein Auge auf die eigenen Rohstoffe haben, denn Northgard bietet einen Jahresrhythmus und wenn der Winter hereinbricht, sollte man diesen erst einmal überstehen. Auch die Wahl des eigenen Volkes hat einen großen Einfluss auf den Spielverlauf, denn jeder Stamm hat andere Eigenschaften und Besonderheiten. Diese können in einem Forschungsbaum noch weiter gestärkt werden.

Derzeit befindet sich Northgard noch in der Early-Access-Phase bei Steam, eine Veröffentlichung der finalen Version ist für Ende 2017 geplant. Doch schon jetzt macht das Spiel einen guten Eindruck und wenn die Entwickler die Abwechslung noch ein wenig steigern und die Unterschiede zwischen den einzelnen Völkern stärker definieren, steht uns ein schönes Aufbaustrategiespiel ins Haus, welches auf vielfältige Weise gewonnen werden kann. Northgard spielt sich deutlich flotter als andere Aufbaustrategiespiele und macht auch zusammen mit Freunden Spaß, nur der Wuselfaktor ist verglichen mit Die Siedler oder der Anno-Reihe deutlich geringer, was wir etwas schade finden.

Veröffentlicht auf: PC

Jotun

Bereits Ende 2015 hat Thunder Lotus Games Jotun auf den Markt geworfen, trotzdem wollten wir einmal einen Blick wagen. In Jotun steht eine Frau im Mittelpunkt, genauer gesagt die rothaarige Kriegerin Thora. Leider ist Thora einen nicht besonders ruhmreichen Tod gestorben und nun gilt es, den Göttern zu beweisen, dass sie es dennoch verdient hat, nach Walhalla zu gelangen. Dazu muss sie aber fünf Jotun besiegen - und ihr helft ihr dabei.

Was bei Jotun sofort auffällt, ist der künstlerische Aspekt und die wunderbare Musik. Dadurch wird der Spieler gleich zu Beginn gebannt, denn Jotun sieht nicht nur so aus, es spielt sich auch wie ein Trickfilm. So steuert man Thora aus der Vogelperspektive durch eine unbekannte Welt, muss Runen finden und Rätsel lösen, während man sich einen Weg zu den fünf Jotun bahnt. Diese muss man in einem Kampf besiegen, wozu Thora auf ihre mächtige Axt zurückgreifen kann. Für ganz Hartgesottene hat Thunder Lotus Games inzwischen auch einen Walhalla-Modus dem Spiel hinzugefügt, hier könnt ihr dann gegen noch stärkere Gegner antreten. Wer das schafft, kann sich wahrlich Einherjer nennen und hat einen Platz in der Halle der Gefallenen redlich verdient.

Jotun ist ein wunderschön handgezeichnetes Spiel und lebt vor allem von diesem Aspekt. Wer vor allem auf künstlerische Details Wert legt, wird hier auf jeden Fall fündig. Beim Gameplay hat man leider nicht ganz so viel Talent bewiesen, so gibt es teilweise endlose Laufwege und auch das Kampfsystem fühlt sich nicht wirklich durchdacht an und vermittelt immer wieder das Gefühl, nicht die Kontrolle zu haben. Wen das nicht stört, der wird bei Jotun dafür durch viel Erkundung und diverse Rätsel gefordert.

Veröffentlicht auf: PC, PS4, XBOX One

Niffelheim

Als letztes Spiel zum Thema nordische Mythologie haben wir uns Niffelheim vom russischen Entwickler Ellada Games angeschaut. Am besten lässt sich dieses Spiel als ein Wikinger-Minecraft bezeichnen, wobei Wikinger-Terraria treffender wäre. Denn Niffelheim ist ein 2D-Spiel und so kann man als tapferer Wikinger nur von links nach rechts marschieren oder eben entgegengesetzt. Dass so was mit dem richtigen Gameplay Spaß machen kann, hat Terraria nun wirklich bewiesen. Auch in Niffelheim gilt es somit Ressourcen zu sammeln, Gebäude zu bauen, Monster zu jagen und so immer bessere Rüstungen und Waffen freizuschalten, neue Bauoptionen zu bekommen und so immer weiter im Forschungsbaum voranzuschreiten.

Mit dieser Tretmühle, während man seiner Kreativität freien Lauf lässt, haben schon viele Spiele Erfolge gefeiert. Bis es soweit ist, hat Niffelheim aber noch einen weiten Weg vor sich. Denn dieses Spiel befindet sich derzeit noch im Early Access bei Steam und man sieht zwar die Ideen, die eines Tages im Spiel einfließen sollen, bisher aber nur rudimentär oder gar nicht vorhanden sind. Dafür überzeugt der schön düstere Grafikstil, der uns in eine trostlose nordische Welt entführt.

Niffelheim kann eines Tages ein echter Insidertipp werden, wenn die Entwickler kontinuierlich daran arbeiten. Zwar glauben wir, dass es immer ein ungeschliffener Diamant bleiben wird, nichts für die breite Masse, aber gerade solche Spiele braucht es. Im Moment können wir aber nur experimentierfreudigen Spielern einen Kauf empfehlen, denn noch sind die Bewegungen der Figuren viel zu hölzern, alles zu sperrig und das ganze Drumherum zu experimentell. Wer Niffelheim spielen will, braucht also noch ein wenig Geduld.

Veröffentlicht auf: PC