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Zwei glorreiche Halunken

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...also eigentlich sind es ja drei!

Zwei glorreiche Halunken Kritik

Zwei glorreiche Halunken Kritik
15 Kommentare - 19.01.2014 von sittingbull
In dieser Userkritik verrät euch sittingbull, wie gut "Zwei glorreiche Halunken" ist.

Bewertung: 5 / 5

Krieg trifft Raffinesse. Ehre trifft Gier. Partnerschaft trifft Misstrauen. Und schließlich trifft amerikanischer Mythos die Extravaganz Italiens. [b]Handlung:[/b] 1862. In Amerika tobt der Bürgerkrieg und die Südstaaten versuchen mit ihrem New-Mexico-Feldzug einen Vorteil gegen die Nordstaaten zu erlangen. In mitten der Wirren des Krieges gelangt die Regimentskasse mit 200.000 Golddollars in den Besitz eines Soldaten, der diesen Schatz gut versteckt. Der stille Meisterschütze Joe, der schmierige Ganove Tuco und der brutale Kopfgeldjäger Sentenza machen sich auf die Jagd nach dem Gold. Der Haken an der Sache: Sie müssen kooperieren und sind nicht bereit zu teilen. [b]Kritik:[/b] „Zwei Glorreiche Halunken“ bzw. „The Good, The Bad and the Ugly“ ist der dritte und letzte Teil von Sergio Leones legendärer „Dollar-Trilogie“. Nachdem er bei den ersten beiden Filmen mit relativ knappem Budget auskommen musste, bewilligte man aufgrund des vorherigen Erfolgs 1,2 Millionen Dollar für sein neuestes Projekt. Obwohl die beiden Vorgänger stilprägend und relativ erfolgreich waren gelang Leone erst mit diesem Film der endgültige Durchbruch zum Meisterregisseur. Das erhöhte Budget erlaubte ihm seine Kreativität voll auszuleben und 1966 einen Film zu schaffen, der besser fast nicht sein könnte. Der Film beginnt mit dem was einen Leone-Film ausmacht – Nahaufnahmen eines Gesichts eines schwitzenden, vernarbten und unrasierten Mannes in einem langen staubigen Mantel. Im Kontrast dazu folgen sofort die weitläufigen Landschaftspanoramen und die kleinen Häuser einer typischen Westernstadt. Hinzu kommt ein Aspekt, der in einem heutigen Film nicht mehr denkbar wäre, in meinen Augen aber eins der besten Stilmittel überhaupt ist. In den ersten 10 Minuten des eigentlichen Films wird kein Wort gesprochen. Das drückende Schweigen erzeugt gleich zu Beginn enorme Aufmerksamkeit und fesselt den Zuschauer. Es entsteht unweigerlich Neugier und auch ein gewisser Grad an Bedrohung. Eine hohe Kunst, die leider viel zu selten im heutigen Kino vorkommt. Nach den wortkargen ersten Minuten kommt dann auch die Story immer mehr in Fahrt. Sergio Leone inszeniert sie sehr überlegt und intelligent durch verschiedene Handlungsstränge und Beziehungen zwischen den Darstellern. Allgemein hat der Film einen extrem zynischen und humoristischen Unterton, dem man sich zu keinem Zeitpunkt entziehen kann. Das wiederum revolutionäre daran ist, dass die meisten Western bis zu diesem Zeitpunkt von klassischen Helden geprägt waren. Sie kämpften auf der „richtigen“ Seite des Gesetzes und waren der Inbegriff des amerikanischen Heroismus. Darsteller wie John Wayne, Cary Cooper oder Henry Fonda waren damals die Hauptprotagonisten die sich meist mit Themen wie Landbesiedelung oder Indianerkonflikten herumschlagen durften. Dieser Italowestern stagniert hingegen nicht in seiner eigenen Antiquiertheit und stellt mit den drei Hauptdarstellern sympathische Anti-Helden zur Verfügung, die sich meist mit moralisch fraglichen Themen auseinandersetzen. Gewalt, Gier, Krieg und einige andere Brocken liegen ihnen oftmals im Weg. Der Rest der Story ist von vielen Wendungen durchzogen und wird in keinem Augenblick langweilig. Es gibt immer eine kleine Nebengeschichte und tolle Darsteller zu bewundern, während sich alles auf das letzte Drittel des Films ausrichtet. Gerade das letzte Drittel gehört für mich zu den besten Dingen, die dem Kino je passiert ist – dazu aber später mehr. Kurzum gesagt: Der Film ist zynisch, schmutzig und rau – genau wie die USA im Jahre 1862. Die Darsteller brillieren ebenfalls mit diesen Eigenschaften. [u]The Good:[/u] Clint Eastwood ([i]Dirty Harry[/i]) mimt wieder die Rolle seines Lebens. Der kettenrauchende, intelligente Meisterschütze Joe, der nur redet wenn es unbedingt nötig ist wurde praktisch für ihn erfunden. Er tritt fast schon provozierend lässig und cool auf und spielt meiner Meinung nach alle bis dato dagewesenen Westernhelden in Grund und Boden. Im Film schlicht „Der Blonde“ genannt agiert er stets überlegt und weiß mit seiner Präsenz und den tollen Sprüchen zu überzeugen ([i]„Es gibt zwei Kategorien von Menschen. Die einen haben einen geladenen Revolver... und die anderen buddeln!“[/i]). Auch wenn Leone mit seinem Schützling nicht immer komplett zufrieden war, ist Eastwood für mich die Top-Besetzung dieses Films. Das ist einfach Schauspielkunst in Reinkultur. [u]The Bad:[/u] Der fiese Kopfgeldjäger Sentenza wird von Lee Van Cleef ([i]Sabata[/i]) dargestellt. Gleich zu Beginn wird klar was für eine Art Mann „Angel Eyes“ im Grunde ist – gierig und erbarmungslos. Van Cleef verkörpert diese Art von Mann perfekt. Er hat einen ähnlich durchdringenden Blick wie Eastwood und erzeugt durch seine bloße Anwesenheit Respekt und Angst. Allein seine Vorstellungsszene im Film ist ganz großes Kino. Bemerkenswert ist aber, dass man nie wirklich übermäßige Abneigung gegenüber Sentenza empfindet. Natürlich ist sein Verhalten moralisch mehr als fragwürdig aber er passt sich einfach so gut an und spielt souverän, dass man ihn zwangsläufig cool finden muss. [u]The Ugly:[/u] Der dritte im Bunde ist der mexikanische Bandit Tuco. Eli Wallach ([i]Die glorreichen Sieben[/i]) ist für mich die ganz große Überraschung im Film. Ich habe selten so einen großartigen Charakter gesehen. Er ist lange nicht so intelligent und lässig wie „Der Blonde“, aber er ist ein Schlitzohr erster Güte. Wallach spielt diese Rolle einfach großartig. Perfekte Mimik und Gestik gepaart mit Dialogen, die selbst heute noch nach ihres Gleichen suchen müssen, bringen die Rolle wohl am besten auf den Punkt. ([i]„Der Blitz soll dich beim scheißen treffen!“[/i]) Wahrlich tolle Unterhaltung! Allgemein lässt sich sagen, dass die Dialoge toll geschrieben sind. Man muss immer wieder schmunzeln oder sogar lachen wenn Tuco und Joe zu Höchstform auflaufen. Tuco findet einen Brief und liest vor:[i] „Wir seh-en uns wie-der Idi...“[/i] Joe: [i]„Idiot. Er ist an dich gerichtet.“[/i] Nicht umsonst ist „Zwei Glorreiche Halunken“ der Lieblingsfilm von Quentin Tarantino, der sich in vielen seiner Filme bei der tollen Charakterarbeit orientiert hat. Bei drei so überaus starken Hauptdarstellern bleibt natürlich nicht viel Platz für den restlichen Cast. Dennoch sind die einzelnen, kleinen Rollen gut besetzt (u.a. Mario Brega). Primär ist hierbei entscheidend, dass sie optisch einfach immer perfekt ins Bild passen. Es sind immer ganz spezielle Charakterköpfe, auch wenn man sie nur selten besser kennenlernt. Die raffinierte Kameraarbeit überzeugt ebenso auf ganzer Linie. Neben den klassischen Stilmitteln eines Leone-Films (Nahaufnahmen von Gesichtern und Händen, sowie weiten Landschaftsaufnahmen) gibt es auch einige beeindruckende Szenarien des Krieges zu sehen, die eigens für den Film in der spanischen Peripherie nachgebaut wurden. Gekrönt wird das Ganze dann noch durch die Besetzung der Schauplätze mit ca. 1,600 Statisten aus der spanischen Armee. Das Resultat dürfte klar sein: eine tolle Massenszene wie es sie 1966 in einem Western noch nie gegeben hat und sogar aufkeimende Kritik am Krieg allgemein zulässt. ([i]„So ein Blödsinn. Krepieren alle. Und für was?“[/i]) Man hat sowieso das Gefühl, dass die Ausstattung von dem hohen Budget unheimlich profitiert und sich Leone eine gewisse Opulenz erlaubt. Der nächste Punkt widmet sich der Musik. Was wäre ein Film von Sergio Leone ohne die Musik von Meisterkomponist und Schulfreund Ennio Morricone? Zunächst muss man hier festhalten, dass sich der Sound der Artillerie als wiederkehrendes Thema im Gehör des Zuschauers festsetzt. Immer wieder hält die Kamera drauf und man hört das phänomenale Donnern der Haubitzen und Kanonen. Das macht definitiv Laune und soll die Omnipräsenz des Krieges vermitteln. Das Hauptthema „il buono, il brutto, il cattivo“ ist nichts geringeres als ein Meilenstein der Filmgeschichte. Diese unorthodoxe Mischung aus Pfiffen, Schnalzen und Gejaule ist einfach meisterlich. Der Soundtrack ist schwer zu beschreiben weil er so außergewöhnlich und revolutionär ist. Die beste Taktik ist wohl einfach den Film anzugucken! Morricone bedient sich hierbei bei einer Taktik die Wagner schon vor ihm bei seinen Nibelungen anwandte und Howard Shore bei der Herr der Ringe-Trilogie nach ihm. Er komponiert eine geniale Grundstruktur und lässt für die einzelnen Charaktere Variationen einfließen. So hören wir z.B. bei dem Blonden eine Flötenvariation während das gleiche Thema bei Tuco’s Auftritten gesungen wird. Man assoziiert sofort den jeweiligen Charakter und baut eine Verbindung zu ihm auf. Während das Hauptthema brilliert, kann auch der Rest der Kompositionen vollkommen überzeugen. Jede Szene des Films ist passend und gut unterlegt. Gerade am Ende, als sich die Handlung immer weiter zuspitzt, wird die Musik oftmals so gut, dass „episch“ nicht mal ansatzweise ein passendes Wort dafür wäre. Kenner werden mir zustimmen wenn ich sage, dass die Szene auf dem Friedhof mit der Begleitung von „L’estasi Dell’oro“ und dem folgenden „Il Triello“ eine Verschmelzung von Musik, überragender Szenerie und nervenzerreißender Spannung ist. In meinen Augen einfach bahnbrechend! Bleibt eigentlich nur noch die deutsche Synchronisation. Die ist alles in allem sehr gut obwohl Eastwood einen anderen Sprecher hat als in den beiden vorherigen Filmen der Trilogie. Leider gibt es von diesem Film sehr viele unterschiedliche Versionen und Schnittfassungen. Es gibt eine deutsche Kinofassung, eine ZDF-Fassung, eine Pro7-Fassung und eine DVD-Fassung. Ich gebe euch den gut gemeinten Rat: verzichtet auf ein paar extra Minuten und nehmt die kürzere Kinofassung. Der Originalton ist natürlich auch nicht zu verachten. [b]Fazit:[/b] Bei „Zwei Glorreiche Halunken“ bekommt man alles was einen guten Film ausmacht. Tolle Charaktere mit viel Charme und derbem Humor, raffinierte Kamera, überirdischen Soundtrack, beeindruckende Landschaften und imposante Kulissen. Hinzu kommt erstaunlich viel Tiefsinn, Spannung und eine großartige Message am Ende. Der Film ist in meinen Augen sehr nahe an der Perfektion und beweist eindrucksvoll, dass man auch ohne Affinität zum Westerngenre viel Spaß beim gucken haben kann. Er ist sogar noch besser als seine Vorgänger, die man zum Verständnis dieses Films nicht gesehen haben muss. Man kann Sergio Leone, Ennio Morricone, Clint Eastwood, Eli Wallach, Lee Van Cleef und allen anderen Beteiligten für ihren Pioniergeist und ihre Arbeit nur größten Respekt zollen und hoffen, dass sie niemals in Vergessenheit geraten. Mich hat der Film nachhaltig beeindruckt und sogar ein bisschen sprachlos zurückgelassen. Ich kann euch somit nur eine ganz eindeutige und klare Empfehlung aussprechen! Kultfilm! Also holt euch ein Gläschen Whiskey sowie eine schöne Zigarre und genießt die Jagd von drei Ganoven nach 200.000 Dollar – [u]im besten Western aller Zeiten![/u]

Zwei glorreiche Halunken Bewertung
Bewertung des Films
1010

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