Sean Connery war der erste James Bond, Daniel Craig ist der aktuelle. Außer dieser Rolle verbindet die beiden noch etwas anderes: die Unlust, sie weiterhin zu spielen.
Connery machte aus seinem 007-Hass keinen Hehl, hätte den Superspion am liebsten abgemurkst. Und in den letzten Wochen wurde immer klarer, dass Craig auf einem ähnlichen Trip ist. Aber wenn man es schafft, einen Connery zu einem ihm verhassten Charakter zurückzuzerren (mit einer damaligen Rekord-Gage), dann sollte das bei Craig doch ebenfalls gehen. Kann sein. Oder auch nicht.
Allem Anschein nach haben ihm die Spectre-Strapazen so schwer zugesetzt, dass Craig die Nase gestrichen voll hat. Seine Null-Bock-Stimmung der letzten Wochen reißt jedenfalls nicht ab. Bei Sony Pictures werden schon die Alarmglocken schrillen, seit er zu erzählen begann, er würde sich eher die Pulsadern aufschneiden, als noch einmal Bond zu mimen. Noch entsetzter dürfte man zur Kenntnis nehmen, was er jetzt im Interview mit Red Bulletin von sich gegeben hat.
Es fing schon vielversprechend an: Danach gefragt, was man von James Bond lernen könne, das einem beim täglichen Leben hilft, antwortete Craig nach kurzem Überlegen "nichts". Das sitzt! Aber es wurde noch besser - oder schlechter, wenn man sich in die Lage von Sonys Marketingsabteilung versetzt, die Spectre verkaufen muss. Kommt nicht so gut, wenn der Star des Films derart dazwischengrätscht.
Auf Bonds Womanizer-Qualitäten angesprochen, schoss Craig den nächsten Vogel ab. Man dürfe nicht vergessen, dass er eigentlich ein Frauenhasser sei, meinte Craig. Viele Frauen würden hauptsächlich deshalb von ihm angezogen, weil er eine bestimmte Art von Gefahr verkörpert und nie zu lange bei einer (im Bett) bleibt. Jepp, Craig hat 007 in aller Öffentlichkeit als frauenfeindlich bezeichnet. Dass er inzwischen etwas galanter geworden ist, liege nur daran, dass man ihn mit starken Frauen umgibt, die sich nicht scheuen, ihn in die Schranken zu weisen. Soll heißen: Bond selbst ist noch derselbe unverbesserliche Schwerenöter.
Zugutehalten muss man Craig, dass er sich nicht verstellt oder irgendetwas schönredet, um Spectre (ab 5. November in den deutschen Kinos) besser dastehen zu lassen. Er ist ganz er selbst. Und im Moment ist er eben grantig und reagiert empfindlich aufs Thema James Bond. Vielleicht legt es sich wieder, vielleicht nicht.