Bewertung: 5 / 5
Mit einiger Verspätung konnte ich mich nun endlich an die Review zu Aufbruch zum Mond setzen. Die obligatorische Warnung vor Spoilern spar ich mir hier, denn ich denke es wird niemand überrascht sein, wenn ich verrate, dass Neil Armstrong und Buzz Aldrin am Ende auf dem Mond landen (zumindest wenn man nicht den Verschwörungstheoretikern glaubt^^). Die Überraschung wäre zu vergleichen damit, wenn sich jemand am Ende wundert, dass die Titanic am Ende (Achtung Spoiler) tatsächlich untergeht. In diesem Fall sollte es auch den Kinobesuch nicht schmälern, wenn man die Review liest, ohne den Film vorher gesehen zu haben. Insofern: Feuer frei!!
Kayin und ich waren diesmal zu zweit unterwegs, da Halespare4 (ich zitiere) “Die Raumschiffe in diesem Film zu langsam sind und sie auch keine Laserkanone haben“. Das ist natürlich nur scherzhaft gemeint. Dennoch konnte ich sein Interesse für diesen Film nicht wecken. Somit waren mein Film-Buddy und ich alleine unterwegs.
Trailer zu Aufbruch zum Mond
Für Aufbruch zum Mond haben wir uns (mehr oder weniger absichtlich) für die 2D Variante im IMAX in Sinsheim entschieden. Was das Seherlebnis angeht, ist ein IMAX natürlich unschlagbar und gerade bei so einem optisch imposanten Film wie Aufbruch zum Mond, fast schon Pflicht.
Zur Handlung:
Der junge Testpilot, Neil Armstrong, hat es zurzeit nicht leicht. Nicht nur, dass er bei einem Testflug, bei dem er kurzzeitig die Atmosphäre verlässt und beinahe nicht den Wiedereintritt geschafft hätte, sondern seine Tochter ist schwer erkrankt. Sie hat einen Gehirntumor, an dessen Folgen sie letztendlich stirbt. Auch die Tatsache, dass seine Kameraden immer wieder bei tödlichen Unfällen verunglücken, macht seine Situation nicht leichter. Desillusioniert und nach einer neuen Aufgabe suchend, bewirbt er sich beim Gemini-Projekt der NASA und wird trotz Zweifel an seinem Gemütszustand angenommen. Er zieht, samt Frau und Kindern nach Houston, wo er fortan in einem Wohngebiet für Astronauten Wohnt. Leider enden auch hier die gefährlichen Flüge immer wieder tödlich. Doch Armstrong und sein Team geben nicht auf, auch wenn sich die öffentliche Meinung zunehmends fragt, welchen Sinn diese All-Missionen überhaupt haben und welchen Preis man dafür zu zahlen bereit sein sollte, hält die NASA an ihrem Vorhaben, als erste Menschen den Mond zu betreten fest. Schon alleine um den Sowjets, die immer einen Schritt voraus zu sein scheinen, nicht die Entdeckung des Mondes alleine zu überlassen. Doch der Wettlauf gegen die Zeit fordert seinen Tribut. So muss der introvertierte und eher wortkarge Armstrong den Spagat zwischen Familie und Berufung, so gut er kann, hinbekommen.
Zur Kritik:
Ich muss zugeben, dass ich mich vor dem Kinobesuch nicht besonders viel mit der ganzen Geschichte des ersten Mondspaziergangs beschäftigt habe und noch viel weniger mit dem Menschen Neil Armstrong. So war es für mich überaus spannend seine Lebensgeschichte, auf der der Fokus des Films hauptsächlich liegt, zu erfahren.
Was mir aber vor allem bewusst wurde, ist die Tatsache was für mutige Pioniere die damaligen Astronauten doch waren. Welchen Gefahren diese Helden sich auszusetzen bereit waren, ist aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar. Dieser Film hat meinen Blickwinkel über den heroischen Enthusiasmus dieser besonderen Menschen völlig verändert. Alleine schon deswegen, ist für mich Aufbruch zum Mond ein ganz besonderer Film, der mich auf eine Weise beeindruckt hat, wie es nicht viele Filme vermochten.
Ganz besonders haben mich die Cockpit-Szenen beeindruckt. Das Gefühl mittendrin zu sein, wurde mit Sicherheit durch die große IMAX Leinwand noch bestärkt. Doch es war nicht nur das IMAX Erlebnis, was mich so beeindruckt hat, sondern die Art wie Chazelle diese Cockpit-Szenen inszeniert hat. Auch wenn ich hier und da dazu neige, bei besonders wackeligen Kameraeinstellungen das Gleichgewicht zu verlieren und leichtes Unwohlsein zu entwickeln^^, war es in diesem Fall genau das, was den Film für mich so real machte. Denn wenn es mir beim Zuschauen schon so erging, wie mussten sich dann diese mutigen Helden erst fühlen?
Doch es war nicht nur die Pionierarbeit und die Geschichte der ersten Reise zum Mond, die mich beeindruckt hat, sondern auch und vor allem die Geschichte dieses außergewöhnlichen Mannes, Neil Armstrong, die mich gepackt hat. Dabei ist es (und ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde) vor allem der grandiosen Performance von Ryan Gosling zu verdanken, der wahrscheinlich wie kein anderer dafür prädestiniert war, diesen introvertierten Charakter zu spielen. Wer mich kennt weiss, dass ich alles andere als ein Fan von Gosling bin. Sein monotones Schauspiel sagt mir normalerweise nicht wirklich zu, doch hier wurde Gosling perfekt besetzt. Er spielt Armstrong, dessen Leben von Verlusten und Rückschlägen gezeichnet ist, einfach fantastisch. Vor allem der Tod seiner Tochter, lässt den Zuschauer sehr intensiv mitfühlen und Gosling gibt hier die Performance seines Lebens. Ganz besonders die Szene in der Armstrong vor seinem Aufbruch zum Mond mit seinen Kindern das nicht freiwillige Gespräch sucht, ist unvergesslich dargestellt. Auch der generelle Spagat zwischen einem normalen Leben und der unwirklichen Aufgabe einer Reise zum Mond bevorzustehen, den Armstrong Zweifels ohne zu bewältigen hatte, ist in Dramaturgie und Darstellung sehr spürbar und nachvollziehbar dargestellt. Doch so viel Raum fordert Tribut. So bleiben die anderen Charaktere weit hinter Goslings Armstrong zurück. Was erst einmal nicht wirklich schlimm ist. Lediglich Buzz Aldrin, der von Corey Stoll dargestellt wird, hätte vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient. In Aufbruch zum Mond wird er, so meine Empfindung, sogar ein wenig unsympathisch dargestellt. Als Typ, der die falschen Witze zur falschen Zeit erzählt, ist er mir in Erinnerung geblieben. Ob diese Darstellung nun historisch und charakteristisch korrekt ist, kann ich nicht beurteilen, da ich keinerlei Kenntnis über den Menschen Buzz Aldrin habe. Aber zumindest erschien es mir seltsam, solch einen Helden so darzustellen. Nun ja, die Köpfe dahinter werden sich ihrer historischen Verantwortung schon bewusst sein. Von daher will ich das nicht in Zweifel ziehen. Für den Film hatte es sowieso keine weitere Bedeutung.
Die musikalische Untermalung des Films ist sehr minimalistisch gehalten. Der Sound an sich ist allerdings genau das Gegenteil. Hier sprechen die Bilder für sich. Die bombastischen Geräusche, die von der Handlung selbst kommen, verstärken den realistischen Eindruck der Szenen noch einmal sehr. Auch wenn man sich den Soundtrack zu Aufbruch zum Mond wohl schenken kann, ist es für den Film genau das richtige Stilmittel gewesen.
Mein Fazit:
Aufbruch zum Mond hat mich im Kinojahr 2018 überrascht wie es kaum ein anderer Film konnte. Hier noch einmal mein Dank an Kayin, ohne dessen Zutun ich Aufbruch zum Mond nie im IMAX Kino gesehen hätte. Der Film baut eine Spannung und vor alle eine emotionale Bindung zu seinem Hauptcharakter auf, wie es die wenigsten Filme vermögen. Die Intensivität in emotionaler Hinsicht, die der Zuschauer hier erfährt, setzt neue Maßstäbe. Vom Cast, über den fesselnden Storybogen, der die gesamte Handlung umspannt und dem Zuschauer keine Sekunde Unaufmerksamkeit erlaubt, bis hin zum beeindruckenden Sound, ist der Film stimmig bis zu Letzt. Wie könnte ich anders, als Aufbruch zum Mond die volle Punktzahl und eine absolute Weiterempfehlung zu geben.