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Decision to Leave

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Die Frau im Nebel Kritik

Decision to Leave Kritik

Decision to Leave Kritik
0 Kommentare - 14.02.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Decision to Leave" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Tod eines Bergsteigers ruft den Polizisten Hae-joon (Park Hae-il) auf den Plan. Als er auf die Witwe des Opfers trifft, hat er sofort eine Verdächtige. Doch es bleibt zu zweifeln, daß die aus China stammende Seo-rae (Tang Wei), die als Altenpflegerin arbeitet, das Zeug dazu hat, einen Menschen zu ermorden. Hae-joon steigert sich immer mehr in den Fall hinein und vernachlässigt dabei auch seine Frau.

Es ist eine alberne Prämisse, die sich da offenbart. Gleich zu Beginn macht Die Frau im Nebel deutlich, daß man über das Gezeigte besser nicht zu lange nachdenkt, denn dann kommen einem schon die ein oder anderen Fragen hoch, die man wirklich nicht zu beantworten weiß. Zugunsten der Kunst versteht sich, wird hier auf blanke Logik gepfiffen. Das hat seinen Grund, ist Meta, macht das Werk eben auf einer künstlerischen Ebene, wesentlich bedeutender, als reinen Film. Denn da erweist sich der Film durchaus in dem ein oder anderen Moment als recht unüberblickbar, wenngleich das eben auch sein erklärtes Ziel ist. Es sind Klischees, die Regisseur Park Chan-wook zum einen präsentiert und den Zuschauer auf der anderen Seite für die eigentliche Geschichte kaum investiert. Auch das hat man schon gesehen, vielleicht nicht so gut inszeniert. Aber an einer Geschichte, braucht man hier gar nicht zu arbeiten. Diese ist am Ende des Tages doch mehr Behauptung, als tatsächlich irgendwie tiefgründig. Gleichsam ist der Film ein reines Paradoxon. Man muss sich das mal vorstellen, über zwei Stunden handelt Park hier offenkundiges ab. Und auch insgesamt, kommt der Film so vom Erzähltempo so rüber, wie die zu pflegenden Alten, die im Film immer wieder angesprochen werden. Aber irgendwie ist das Pacing gleichsam auch genial, weil der Film den Zuschauer damit zurecht zu etwas ganz anderem führen wird.

Es wäre banal, Die Frau im Nebel als banales lamentieren über das Leben abzutun. Das könnte man schnell, schließlich gibt es da kaum Dinge, die einen Film nach modernen Maßstäben sehenswert machen. Wie sollte das auch der Fall sein? Schließlich ist Parks Film eine Reminiszenz und Liebeserklärung an Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958), Basic Instinct (1992) oder auch Insomnia – Schlaflos (2002). Natürlich werden da etwaige Klischees über irgendwelche Polizisten abgehandelt. Die Schlaflosigkeit, die teils gebrochene Ehe, die Obsession mit dem Verbrechen, der Kampf im System, daß man schützen will, überhaupt richtig arbeiten zu können. Ja, die Zahl der Verweise auf das Genre sind endlos und dennoch scheint sich der Film nie so richtig für das Genre zu interessieren. Es wäre also auch folglich falsch, den Film als bloßes Krimi-Gedöns abzutun. Das ist er sicherlich nicht. Der Film stellt zentrale Fragen über das Leben, ohne sie ins Zentrum seiner Geschichte zu rücken. Und auch hier spielt wieder der Konflikt zwischen Leben im Tod eine große Rolle. Da ist eben diese unbeschriebene Anziehung, die Seo-rae auf Hae-joon hat. Er macht Fehler, er muss Fehler machen. Das gehört eben auch dazu. Und dann ist doch die eigentliche Frage, welches Verbrechen hier abgehandelt wird und worin das eigentliche Verbrechen liegt. Liebeszyniker kommen hier vielleicht sogar voll auf ihre Kosten. Park lässt kein Haar an banalen Beziehungsgeflechten, die sich besonders konservative Menschen als das Allerheiligste wahren müssen.

Daher lenkt der Film cleverer Weise auch seinen Blick schnell von der Logik weg. Denn so richtig nachvollziehen, wird man in Die Frau im Nebel sicherlich nicht alles können. Gleichsam spielt der Film aber durchaus – ebenso ein übliches Thema für Regisseur Park – mit der Frage nach Herkunft und sozialem Stand. Das handelte er ja zuletzt in dem ebenso sinnlichen Film Die Taschendiebin (2016) ab und es wird hier erneut aufgegriffen. Es ist schon irgendwie seltsam und man beißt sich da schnell die Zähne aus, wenn man versucht alles zu verstehen. Und dennoch sollte man nach diesem Film durchaus verstehen, daß Park Chan-wook kein gewöhnlicher Regisseur ist. Selbst als Laie würde man erkennen, daß die Inszenierung des Werkes hier On Point ist. Das liegt unter anderem an subtilen Zitaten und perfekt abgestimmten aufeinander folgenden Mustern, die hier immer wieder Teil der Geschichte werden. Gleichsam macht der Film damit den Weg frei, um schnell auf seine einzelnen Momente analysiert zu werden. Und so ist es eben schon auffallend, daß man hier vor allem wieder die Einwanderungspolitik und bürokratischen Gepflogenheiten präsentiert bekommt. Darüber kann man sicherlich streiten, doch das ist eben auch auf gar keinen Fall mehr ein Subtext. Es findet statt und damit ist an der Stelle eigentlich schon fast alles gesagt. Denn natürlich ist der soziale Stand von Pflegekräften durchaus diskussionswürdig, zumal man in einer sich im demografischen Wandel befindenden Gesellschaft, mal darüber reden sollte, wie man das Problem angemessen angeht.

Fraglich bleibt, inwieweit der Film sogar einen gesellschaftlichen Rassismus anspricht, indem er eben jene Frau, die versucht, sich den sozialen Gepflogenheiten dieser Kultur, mitsamt einem viel zu unterbezahlten Job anzupassen, während sie auch im Zentrum des Verdachts steht und bleibt. Diese dialogische Stärke, in zwischenmenschlichen Interaktionen vor allem nach einer Antwort auf viel zu schwierige Fragen zu suchen, ist ein weiteres Talent, daß der Film vorzeigen kann. Sofern man denn nach einer gewissen Interpretation vorgeht. Aber zum Diskutieren taugt das Werk damit alle mal. Zumal der Film eben auch mehr seinen Figuren, als seiner eigentlichen Geschichte gehört. Damit ist zwar Die Frau im Nebel auch keine Ausnahme in der Vita von Park, doch es lässt sich erkennen, daß der Film damit wohl den wichtigsten Grundsatz des Mediums verinnerlicht hat. Dafür spricht zudem auch, daß der Film sich immer wieder zwischen seinem Melodram-Ansatz, hin zu einer Liebesgeschichte über komödiantische Teile hin- und herbewegt.

Es ist eigentlich eine tolle Allegorie mit dem Nebel. Denn genauso bleibt dieses Werk zu weiten Teilen undurchsichtig. Gleichwohl soll es darum in Die Frau im Nebel wohl auch nicht gehen und so kann man das Werk eben kaum greifen. Auf der anderen Seite werden dort psychosexuelle Beziehungskonstrukte durchleuchtet, die immer wieder ihren Sinn in allem suchen und von einer eigenartigen Faszination getragen werden.

Decision to Leave Bewertung
Bewertung des Films
810

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