Bewertung: 4 / 5
Genau genommen ist das hier ein überlanger Kommentar, der zur Kritik geworden ist, deshalb bitte auch nur als solchen ansehen. Achja, Spoiler-Kritik ;-)
Jetzt habe ich es tatsächlich auch geschafft mir den ersten Teil der Herr der Ringe - Trilogie mal in Gänze anzuschauen. Ich habe als Kind zwar immer mal wieder Szenen aus der Trilogie im Fernsehen geschaut, wenn sie zu Ostern liefen, aber meines Wissens nach nie am Stück. Ich hatte lange Jahre auch überhaupt kein Bedürfnis mir die Filme nochmal anzuschauen, weil mir die damaligen Sichtungen nicht besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben sind, bzw. mich das Ganze emotional wohl nicht so sehr mitgenommen zu haben schien, dass es im Nachhinein noch mein Interesse gehalten hätte. Ich hatte zwar noch einige düstere Szenen im Kopf und natürlich auch einige Schlüsselszenen, die ich damals als fast schon zu düster und abstoßend empfunden habe, weshalb vielleicht auch kein weiterer Drang da war mir das nochmal anzuschauen. Heute habe ich es jetzt aber endlich mal gewagt und mir Der Herr der Ringe - Die Gefährten in der Kinofassung angeschaut.
Trailer zu Der Herr der Ringe - Die Gefährten
Erstens wollte ich chronologisch richtig mit der Herr der Ringe - Reihe statt dem Hobbit anfangen und zweitens die ursprüngliche Fassung zuerst schauen, um mir für eine eventuelle Zweitsichtung die Extended Versionen aufzusparen. Wenn ohnehin nicht das allergrößte Interesse besteht, sollte ich vielleicht mit der "knackigeren" Fassung anfangen, so war mein Gedanke. Nun, um das Ganze kurz zusammenzufassen: Der Film gefiel mir grundsätzlich gut. Ich hatte ihn allerdings etwas epischer in Erinnerung, was vielleicht auch meiner in der Zwischenzeit dazugewonnenen Filmerfahrung geschuldet ist, weil man gerade in den letzten 20 Jahren, an epischen Schauwerten doch schon einiges geboten bekommen hat. Vieles erschien mir nicht ganz schlüssig und rund, weshalb ich zwischenzeitlich das Gefühl hatte, doch die falsche Version gewählt zu haben. Vielleicht bin ich doch eher der Extended-Mensch?! Es gab einige Schnitte, die mir zu hart waren, was sich bei mir einerseits auf ein nicht vorhandenes Gefühl für verstrichene Zeit in dem Film ausgewirkt hat und andererseits einigen Szenen etwas die Ruhe genommen hat, die ich mir dort gewünscht hätte. Einige Orte wurden für mich doch etwas schnell abgehakt. Wie gesagt fehlte mir zwischendurch auch etwas die Epic, gerade im zweiten Viertel, wo die Ringgeister hinter Frodo und seinen Begleitern her sind. Hier wird trotz der Mystik alles sehr realistisch gehalten, was z.B. in der "Baumversteck-Szene "wunderbar wirkt, andererseits aber auch manchmal (Frodos Rettung durch Arwen) aussieht wie bei den Karl May Festspielen, nur auf Wald und Wiesen. Hier fehlte mir etwas diese mystisch überhöhte Gefahr, die sich z.B. bei Harry Potter im Verbotenen Wald breit macht... Anfangs hatte ich wie gesagt auch ein paar Probleme mit der Story, fand ich die plötzlichen Motivationen von Frodo (und später auch den Gefährten), ins Ungewisse loszuziehen doch etwas schwammig. Ich meine Frodo ist zu Beginn nicht mal ansatzweise bewusst auf was er sich da einlässt, außer das er raushört, dass die Wahrscheinlichkeit dabei draufzugehen relativ hoch ist und selbst Gandalf sich nicht zutraut mit dem Ring loszuziehen. Auch die plötzliche Meinungsänderung aller Gefährten doch mitzukommen, wo sie noch Sekunden vorher nicht einen Funken Hoffnung in das ganze Unterfangen hatten, kam mir etwas zu plötzlich. Kaum springt der Hobbit auf, sind aufeinmal alle am Start. Das hatte für mich etwas zu sehr den Avengers Assemble Touch, auch wenn es emotional natürlich seine Wirkung hat. Ihr merkt ich komme viel ins analysieren, weil bei mir insgesamt dann wohl doch nicht der große Zauber übergegangen ist, den ich mir erhofft hatte zu erleben, nachdem diese Reihe ja für viele quasi das Beste ist ,was sie je gesehen haben. Ich möchte allerdings anmerken, das meine Erwartungen dadurch jetzt nicht völlig überzogen waren, im Gegenteil, die vergangenen Jahren der Nichtbeachtung meinerseits können ja nicht von ungefähr gekommen sein, weshalb ich mit einem gesunden Optimismus, aber ohne große Erwartungen in den Film gegangen bin.
Absolut positiv sind dagegen natürlich durchweg die Darsteller und der wuchtige emotionale Soundtrack, der wirklich einiges aus den Szenen rausholt. Auch die Charaktermomente fand ich toll, kommen diese in heutigen - vermeintlich epischen - Filmen doch immer häufiger zu kurz. Das Finale war insgesamt natürlich sehr emotional und neben dem angenehm ruhigen Start des Films, für mich der beste Teil.
Fazit
Insgesamt ist es natürlich trotz der vielen Kritikpunkte meinerseits ein großer Fantasy-Film, der einen als Zuschauer auf eine ebenso große und emotionale Reise mitnimmt, die ja hier auch erst ihren Anfang genommen hat, weshalb ich sogar am Überlegen war, den Film erst nach Sichtung aller Teile zu bewerten. Aller "übergeordnete Geschichte"-Rufe zum Trotz, sollte der Film aber natürlich auch für sich alleine stehen können und deshalb habe ich nun doch schon ein paar (mehr) Worte für ihn gefunden. Für mich ein Film mit Höhen und Tiefen, aber dies auf einem sehr hohen Niveau, weshalb ich innerlich zwischen 4 und 4,5 Hüten schwanke, vorerst aber bei den 4 Hüten bleibe, weil der Funke eben doch nur teilweise übergesprungen ist, ich dem Film seine Größe trotzdem anerkenne und die Sichtung der Extended Versionen irgendwann ja noch einen Auftrieb geben könnten ;-) Ich weiß, dass meine Sicht auf die Dinge bei diesem kleinen Überblick sehr rational ausfällt und gerade bei Fans die diese Reihe jedes Jahr zweimal sichten eigentlich nur zu kopfschütteln führen kann, aber leider leider entfacht das Ganze in mir nicht ganz den Zauber, den ich z.B. bei den Harry Potter Filmen verspüre (deren Schwächen ich objektiv gesehen trotzdem absolut anerkennen kann, die aber eben emotional bei mir einen größeren Stein im Brett haben). Ich bin trotzdem gespannt die Reise weiter zu verfolgen und hoffe, das ich einfach mit jedem Film etwas mehr in die Welt hineingezogen werde..
Das das Verhältnis der positiven und negativen Kritikpunkte sehr zu Lasten der letzteren kippt, ist einfach dem Umstand geschuldet, dass der Film als solches natürlich unheimlich viele positive Aspekte hat, die ich als Filmfreund natürlich sehe, aber nicht mehr als erwähnenswert erachte, weil die glaube ich ohnehin von den Meisten erkannt werden. Deshalb ist dies eher ein etwas kritischerer Kommentar eines bisherigen Nicht-Fans geworden..