Bewertung: 5 / 5
Meine Kritik ist absolut spoilerfrei!
Schauspieler / Dialoge / Handlung und Logik
Trailer zu Dune
Die Story um Dune ist extrem interessant und spannend, was unter anderem auch an der komplexen Hintergrundgeschichte der Menschheit seit tausenden von Jahren liegt. Hier steckt unwahrscheinlich viel Geschichte drin, und das spürt man in jeder Sekunde des Films. Hier stecken Themen wie Mystizismus, Religion, Politik, Krieg, Gesellschaft und Familie drin. Atmosphärisch unglaublich dicht! Der Film ist wie Treibsand in der Wüste: er zieht mich förmlich ganz tief in sich hinein!
Natürlich wurde nur die Hälfte des ersten Buches von Frank Herbert verfilmt, sodass die Handlung am Ende völlig offen bleibt. Als Nicht-Buch-Kenner weiß ich dadurch nur das, was ich aus dem Film von David Lynch von 1984 kenne, der sich aber bekanntermaßen eher schlecht als recht an das erste Buch hält und alles recht gehetzt erzählt. Ich mochte den Film aber immer gerne. Ich bin daher sehr gespannt auf die Fortsetzung, die hoffentlich auch kommen wird. Grundsätzlich liebe ich offene Enden und epische Geschichten, die sich über mehrere Filme und mehrere Jahre erstrecken. Das hält die Spannung hoch und lädt zu Spekulationen und Diskussionen und vielen Gedanken ein.
In diesem ersten Teil wird dem World-Building wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den Emotionen um die Charaktere. Nur Paul (Timothy Chalamet) bekommt hier wirklich viel Aufmerksamkeit, alle anderen sind eher Nebencharaktere, die mir leider noch nicht so richtig ans Herz gewachsen sind. Aber nach dem Ende sehe ich da noch viel Potential.
Timothy Chalamet spielt Paul Atreides wirklich verdammt gut und glaubwürdig. Auch Rebecca Ferguson als Pauls Mutter gefällt mir richtig gut, denn ihr Charakter ist noch sehr geheimnisvoll, ebenso die Gruppe der Bene Gesserit, der sie angehört. Welche Ziele die wohl noch verfolgen? Die restlichen Schauspieler spielen ihre Rollen durch die Bank weg sehr gut, wenn auch etwas kühl und distanziert, was jedoch auch wohl der Gesellschaftsform in der Zukunft liegt und natürlich daran, dass das World-Building und Paul Atreides im Vordergrund stehen. Wir sehen hier ja außerdem mehr die Gesellschaft des Adels und die benehmen sich ja bekanntermaßen meistens eher steif und kühl und hier auch sehr militärisch.
Leider bleiben die Emotionen dadurch aber ein wenig auf der Strecke, was die Charaktere abseits von Paul und seiner Mutter betrifft.
CGI-Animationen / Actionszenen / Kampfchoreografien
Die Computeranimationen in Dune sind über jeden Zweifel erhaben. Ob Fluggeräte wie die Libelle oder große Raumschiffe, ob Explosionen, die Körperschilde oder auch alles andere, alles davon wirkt extrem realistisch und glaubwürdig, so als käme es nicht aus dem Computer. Die echten Drehorte machen das Universum bzw. Arrakis erst so richtig greifbar und fühlbar. Die Sandwürmer sind selten zu sehen, dann aber wirklich furchteinflößend und extrem toll designt und animiert.
Die Actionszenen in dem Film sind rar, aber dafür extrem gut gelungen, wie schon bei Blade Runner 2049. Sie sind übersichtlich und als Zuschauer behält man dadurch immer eine gute Übersicht über das Geschehen. Die Kreativität ist ebenfalls auf hohem Niveau. So wie in Dune habe ich noch niemals Bomben und Raumschiffe explodieren sehen. Einfach grandios!
Die Nahkämpfe mit den Schilden sind auch sehr gut gemacht und originell. Fernwaffen können wegen der Körperschilde nicht eingesetzt werden, weswegen vermehrt auf Nahkampf gesetzt wird, denn langsame Objekte können die Körperschilde durchdringen. Sehr gut gemacht!
Kamera / Szenenbilder / Schnitt
Die Kameraführung und auch der Schnitt sind wirklich auf allerhöchstem Niveau. Die Zuschauer bekommen sehr viele unglaublich tolle Aufnahmen der Settings zu sehen. Es gibt viele Total-Aufnahmen, die die unglaubliche Ästhetik des Films einfach perfekt einfangen. Langsame Kameraflüge über die Stadt oder die Wüste sind einfach nur der Hammer! Auch bei den Actionszenen behält man als Zuschauer stets die volle Übersicht. Auch die Schnitte sind wunderbar und niemals hektisch oder nervig. So etwas wie eine Wackelkamera kennen Villeneuve und sein Kamerateam nicht. Perfekt! Der Film ist ungeheuer bildgewaltig. Das visuelle Erlebnis ist einfach atemberaubend genial und das MUSS man so auf einer großen Kinoleinwand oder einem riesigen 100-Zoll Fernseher im Heimkino erleben.
Kostüme / Make-Up / Design / Setpieces
Die Bekleidung, die Kostüme und die Ausstattung ist ein echter Hingucker. Eigentlich ist alles im Film, ob Räume, Städte, Bekleidung oder die Wüste, sehr minimalistisch und schlicht, aber das in einer Form, die einfach großartig ist. Nie war Minimalismus so toll anzusehen. Die Setpieces sind einfach ein echter Hingucker, die Bauwerke schlicht aber faszinierend. Die Wüsten von Arakis wird ebenfalls grandios in Szene gesetzt.
Musik
Obwohl ich ein großer Fan von Hans Zimmer und seiner Filmmusik bin (Gladiator, Blade Runner 2049, Interstellar, Batman v Superman, etc.), hat mir die Musik in Dune nicht immer gefallen. Einiges ist natürlich wieder richtig gut und passt absolut zum Film und zu den jeweiligen Szenen, aber in den ruhigeren Momenten waren mir einige Stücke einfach etwas zu sehr drüber, zu aufdringlich und zu laut und unpassend. Da der Film ja ohnehin schon eher etwas kühler rüberkommt und sich mit den Emotionen eher zurückhält, wäre es besser gewesen, wäre die Musik in ruhigeren Momenten eher emotionaler gewesen. Ein wenig mehr Feingefühl hätten Hans Zimmer und Denis Villeneuve da schon beweisen können.
Aber nichtsdestotrotz ist die Musik meistens eben doch hervorragend, wenn auch in meinen Augen längst nicht Zimmers beste Arbeit.
Ton
Tontechnisch ist Dune auf sehr hohem Niveau. Die räumliche Klangkulisse und die Abmischung ist wirklich klasse und man denkt bei der Kriegsszene mit den Bombenabwürfen und den Explosionen, dass man mittendrin dabei wäre. Geiles Feeling!
3D-Technik
Ich habe den Film in 3D gesehen und kann nur sagen, dass die 3D-Effekte sich eher dezent einfügen und sich niemals stark in den Vordergrund drücken. Also praktisch das absolute Gegenteil von Avatar. Man könnte also meinen, dass das 3D eigentlich bei Dune nicht nötig sei, was sicherlich auch stimmen mag. Dennoch mochte ich diesen dezenten Einsatz der 3D-Technik in Dune sehr gerne, weil das das Mittendrin-Gefühl in den grandiosen Aufnahmen noch verstärkt hat, ohne zu übertreiben. Klasse!
Fazit
Emotional ist Dune leider eher kühl und distanziert und musikalisch manchmal etwas zu aufdringlich und unpassend, aber diese negativen Aspekte macht Dune locker wieder wett mit einem unglaublichen Universum, einer extrem spannenden Hintergrundgeschichte und einer tollen Hauptgeschichte, sympathischen und interessanten Charakteren gespielt von tollen Schauspielern, einem extrem tollen Design und einer Wahnsinns-Ästhetik, einer unglaublich guten Kameraführung, einem hervorragenden Schnitt, den tollen Kostümen, einer hervorragenden Soundkulisse und einer extremen Bildgewalt und einer perfekten Sci-Fi-Atmosphäre, die es so kein zweites Mal gibt. Die knapp 150 Minuten Film vergingen wie im Flug, trotz des geringeren Action-Anteils. Die Szenen sind unglaublich toll und bieten jede Menge Abwechslung für das Auge.
Daher vergebe ich trotz der kleineren Mängel die volle Punktzahl, die jedoch nur für eine Sichtung in einem gut ausgestatteten Kino mit guter Bild- und Tontechnik und großer Leinwand gilt. Zuhause wirkt das ganze sicherlich eine Ecke sparsamer und weniger imposant, es sei denn, man hat ein imposantes Heimkino Zuhause.
Zuletzt bleibt nur eines noch zu sagen: Dune 2 MUSS kommen! Und gerne auch noch weitere Filme danach für die weiteren Bücher!
10/10 Punkte (im gut ausgestatteten Kino) – Hoher Wiederschauwert