
Bewertung: 4 / 5
Manchmal bin ich einfach nur froh, dass ich kein Kritiker bin, sondern Filme als Fan genießen kann. Bei Eternals fühle ich mich stellenweise an Filme z.B. die Sequel-Trilogie zu Star Wars erinnert, wo ich die negative Resonanz im Vergleich mit anderen Werken, ebenfalls nicht wirklich verstehe. Eternals ist dann so ein Paradebeispiel für einen Film, welcher aufzeigt, dass man es einfach nicht jedem Recht machen kann. Ein Großteil der Kritikpunkte wurde vorher doch auch beim MCU kritisiert. Dieser Film will anders sein und schafft es auch. Epische Bilder werden geliefert (wobei der Film manchmal "zuviel" sein will, da die Handlung doch ziemlich banal ist - trotz krasser Überraschungen), der Film fühlt sich anders an und setzt andere Schwerpunkte. Trotzdem kann man dies dem Film doch nun nicht vorwerfen, wenn sonst die Marvel-Formel und die Maschinerie sowie Effektfeuerwerk immer kritisiert wird.
Die Charaktere stehen klar im Fokus und jede Figur hat ihre eigene Agenda und Eigenständigkeit - erlangt durch 7000-Jährige Erfahrungen. Klar, letztendlich geht es darum, dass die Eternals sich nach Jahren wieder "sammeln" müssen. Trotzdem spürt man in jeder Szene, dass die Chemie stimmt und dass es eine Familiengeschichte ist. Der klassische Marvel-Humor kommt natürlich vor und macht Spaß, lenkt aber nicht ab. Da die Figuren im Vodergrund stehen, ist der Film dialoglastiger und deshalb können uns gewisse Momente emotional erreichen. Klar, der Film hat ein paar Längen und gerade im Mittelteil nimmt man sich viel Zeit. Aber ist der Film deshalb langweilig? Verstehe ich nicht, wenn man umgekehrt in jedem Marvel-Film die Actionorgie kritisiert oder z.B. bei Thor 3 oder Endgame die ruhigen Momente der Trauer vermisst werden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich dann auch nicht die "Liebe" für Dune verstehe, wenn gleichzeitig dieser Film wegen genau den gleichen Eigenschaften zerrissen wird. Letztendlich hat auch Eternals viel Exposition und das Worldbuilding steht klar im Vordergrund. Da wir uns aber in einem Universum befinden, welches seit 2008 über die Leinwände flimmert, ist es überragend wie wir nun nicht weniger als die Schöpfung dieser Welt erfahren.
Trailer zu Eternals
Natürlich gibt es auch Kritikpunkte die man verstehen kann, wobei sie mich nicht stören. Die Eternals erzählen uns in der Gegenwart Dinge, welche früher passierten - und dann zeigt uns der Film dies. "Show, don´t tell" wird hier dann übertrieben eingesetzt, für mich wurde die Welt damit aber nochmals größer und wir erlebten spannende neue Settings. Und natürlich konnte man so die Figuren mit ihren Problemen nochmals besser darstellen - 7000 Jahre Lebenserfahrung machen dann doch was mit Figuren und so stellt der Film essentielle Fragen über den Menschen und Gott. Erinnert doch sehr an die Ideen von Snyder. Vom Erzählaufbau an Man of Steel, von der Thematik an Batman v Superman und ja, die Handlung erinnert stellenweise an Justice League. Zu mindestens Fans die gewisse Dinge bereits bei DC lobten, müssten in diesem Zusammenhang auch Eternals dafür loben.
So gesehen bleibt ein kleiner Schwachpunkt übrig, welcher diskutabel ist und zwar die der Schurken. Hier will ich aber absolut nicht spoilern und verbleibe dabei, dass man die sogenannten Deviants erst als Katalysator und Motor für die eigentliche Handlung ansehen kann.
Fazit:
Man kann dem Film vielleicht einige Längen zugestehen und ja, auch die Deviants sind nicht anderes als die klassische Faceless-CGI-Army, wobei hier ist viel Spoilermaterial gibt. Aber trotzdem verstehe ich die teils negative Kritik nicht. Chloe Zhao hat für mich einen wunderschönen Film gemacht, welcher für mich komplett unbekannte Figuren in den Vordergrund stellte und trotzdem eine spannende Geschichte zu erzählen wusste. Auch die Musik muss man loben (stellt Hans Zimmer Dune mal locker in den Schatten) und ich mochte wie diese Charaktere zu den Spiegelbildern unserer eigentlichen Mythologie wurden - toll umgesetzt.
Ich habe hier einige Beispiele genannt über Kritikpunkte, die immer wieder anders interpretiert werden - weshalb ich auch nicht verstehe warum dies bei Eternals so groß diskutiert wird - aber ich bin gott sei Dank kein professioneller Kritiker und kann über manche holprigen Ansätze problemlos hinwegsehen.
Der Wiederschauwert ist vielleicht bisschen geringer als bei anderen, "knackigeren" MCU-Filmen und doch fühlte ich mich gut unterhalten. Ich fand den Film deshalb unterhaltsamer als Dune, da er was zu erzählen hat mit Figuren, die mir mehr Emotionen vermittelten (was bei Dune erst wohl kommen könnte) und besser als Justice League, da er lang nicht so wirr und holprig umgesetzt wurde. Deshalb eine Punktzahl von 8/10.
Für Scorsese ist Marvel kein Kino, Eternals wird trotz "mehr" als stumpfen Actionfeuerwerk genau deswegen oftmals kritisiert. Da kommt bei mir das Gefühl auf, dass man allein wegen dem Ausgangsmaterial mit unterschiedlichen Mitteln bewertet. Fies gesagt habe ich das Gefühl, dass man Dune lieben muss, da er ja so intelligent sein soll. Während Eternals dies niemals sein kann, immerhin ist es eine banale Superheldengeschichte im MCU.
