Bewertung: 4 / 5
Mit Furiosa - A Mad Max Saga schickt uns Action-Veteran George Miller wieder zurück auf die sandigen Straßen des Wastelands. Während wir bereits in Mad Max - Fury Road die furchtlose Furiosa kennengelernt haben, erzählt uns dieser Film nun ihre Vorgeschichte. Dabei steht das Prequel seinem Vorbild in Sachen Action und Style in nichts nach, hebt sich von diesem aber auch nicht genug ab, um es zu übertrumpfen. Furiosas Rachegeschichte bleibt den ganzen Film über packend, doch leiden Spannung und Pacing der Handlung unter der langen Laufzeit. Der Action-kracher bietet somit mehr vom Gleichen, schafft es dabei jedoch nicht, uns erneut so zum Staunen zu bringen, wie sein großer Bruder.
Furiosa: A Mad Max Saga Kritik
Viele Jahre vor ihrer gemeinsamen Flucht mit Max vor dem Tyrannen Immortan Joe, erzählt Furiosa - A Mad Max Saga die Geschichte, wie Furiosa (Anya Taylor-Joy) aus dem Grünen Land entführt und ihre Mutter Mary Jo (Charlee Fraser) von dem Warlord Dementus (Chris Hemsworth) ermordet wird. Die junge Furiosa (Alyla Browne) wird zunächst von ihrem Entführer großgezogen, doch gerät schon bald in die Hände des Immortan Joe (Lachy Hulme), für den sie später Nahrungsmittel, Benzin und Munition zwischen den großen Festungen transportieren soll. Dabei wird sie von ihrer Rache gegenüber Dementus und ihrem Wunsch nach Freiheit getrieben. Eine erneute Konfrontation mit ihrer Vergangenheit scheint unausweichlich.
Trailer zu Furiosa - A Mad Max Saga
Die Handlung des Films erstreckt sich über einen Zeitraum von 15 Jahren und nimmt uns mit durch die verschiedenen Kapitel von Furiosas Reise zu der Person, die wir in Fury Road kennengelernt haben. Dabei spielt der titelgebende Max in dem Prequel keine Rolle mehr. Stattdessen dreht sich der Film um Furiosa und ihre Fehde mit dem Warlord Dementus. Anya Taylor-Joy tritt somit in die Fußstapfen von Charlize Theron, deren Darstellung der gnadenlosen, aber hoffnungsvollen Furiosa sich in unsere Köpfe gebrannt hat. Die beiden Darstellerinnen, die Furiosa verkörpern, füllen diese Fußstapfen gut aus und insbesondere die junge Alyla Browne lässt uns das Feuer der Rache in ihren Augen jederzeit sehen. Es ist vielmehr die Verletzlichkeit der Figur, die wir in diesem Prequel etwas vermisst haben. Darüber hinaus erfahren wir zwar, wie sie ihren Arm verloren hat und Teil von Immortan Joes Crew geworden ist, doch fehlt es ihr an tiefgreifender Charakterentwicklung.
Chris Hemsworth als Dementus hat es wiederum nicht leicht, sich von seiner bekannten Rolle des Thor aus dem Marvel-Universum zu lösen. Er ist kein zweiter Immortan Joe, sondern genau wie Furiosa jemand, der durch die Apokalypse etwas verloren hat, dass ihn zunehmend in den Wahnsinn treibt. Sein zunächst spannendes Motiv verliert sich im Laufe der Handlung leider zunehmend. Das Potenzial der Verbindung zwischen Protagonist und Antagonist wird hier bedauerlicherweise, wie bereits im Vorgänger, nicht ausgeschöpft. Den Unterschied in Furiosa macht Chris Hemsworths Rolle in dem Film aus, er fungiert in den ersten Kapiteln des Films schon fast wie eine zweite Hauptfigur. Durch ihn und später Furiosa selbst, bereisen wir in Furiosa - A Mad Max Saga Orte wie Gastown und die Bulletfarm, die in Mad Max - Fury Road bisher nur Erwähnung fanden. Das Worldbuilding stellt sich als klare Stärke des Streifens heraus, doch gefiel mir auch dies im Vorgänger besser, es war subtiler und ließ dem Zuschauer mehr eigene kreative Freiheit, wie diese Orte wohl aussehen könnten.
Aufgrund der Lauflänge von 148 Minuten ziehen sich einzelne Passagen des Films und strecken die einfach gestrickte Rachegeschichte unnötig in die Länge. Dennoch fühlt der Film sich nie anstrengend an. Grund dafür sind die packend inszenierten und spannenden Actionsequenzen, bei denen wir uns manchmal daran erinnern mussten, dass wir lediglich Zuschauer in einem Kino sind und nicht mittendrin. Die raue und brutale Action lässt uns den gnadenlosen Überlebenskampf des Wastelands immersiv miterleben. Furiosa - A Mad Max Saga ist dabei teils expliziter und schmutziger in der Darstellung als frühere Iterationen des Franchises. Gepaart mit meistens herausragenden visuellen Effekten, ergibt sich ein Action-Feuerwerk, das Fury Road dicht auf den Versen ist und beim Zuschauer für jede Menge Adrenalin sorgt. Dagegen stehen ein paar wenige Effekte, die uns so gar nicht gefielen. Sei es ein sehr offensichtlicher Greenscreen oder manche CGI-Effekte. Auch wenn diese einzelnen schlechten Momente uns kurz aus der Immersion herausgerissen haben, zog der Film uns doch mit der nächsten Actionsequenz wieder in seinen Bann. Generell wirkt der Film wesentlich künstlicher in seinen Effekten wie Fury Road.
Obwohl wir froh sind, dass der Film nicht auf Zwang versucht, seinen Vorgänger zu überbieten und sich gegen Ende rein auf die beiden Figuren Furiosa und Dementus konzentriert, fehlte uns ein bombastisches Finale. Wenn sich der War Rig am Ende von Fury Road überschlägt und die Gitarre sowie das Lenkrad in die Kamera fliegen, findet diese große Jagd durch die Wüste einen phänomenalen Abschluss. Dieses epische Ende fehlt dem Prequel, womit es aber umso besser zur Handlung passt. Rachegeschichten nehmen selten ein befriedigendes Ende für die Figuren, dieser Wahrheit müssen sie sich im Laufe der Handlung stellen.
Neben der Action ist das zweite Standbein des Films die klar durchdachte Kameraführung, die sowohl Action als auch Figuren immer im Bild hält. Jedes umstürzende Motorrad oder explodierende Auto wird von der cleveren Kameraführung eingefangen. Dadurch vermeidet der Film unnötige Schnitte und lässt die Action umso packender wirken. Genauso verhält sich die starke Bildsprache, die Einstellungen sind durchdacht gewählt und erzählen viel über die Welt, ohne dass eine Figur den Mund aufmachen müsste. Furiosa bleibt über weite Strecken stumm und schafft es dennoch, die Geschichte als emotionaler Anker zu tragen, sie ähnelt damit Max.
Dabei bleibt jedoch festzuhalten, dass die Geschichte allein den Kinogang nicht wert ist. Neben wenigen, aber offensichtlichen Lücken in der Handlung bleibt die Erzählung simpel und überrascht auch nicht mit spannenden Wendungen. Den bombastischen Soundtrack zum Film produzierte erneut Junkie XL, der zuvor ebenso für Mad Max - Fury Road den Soundtrack ablieferte. Seine Musik zu Furiosa - A Mad Max Saga bleibt gewohnt bombastisch und treibend, ohne dabei zu sehr in den Vordergrund zu rücken.
Unter dem Strich ist Furiosa - A Mad Max Saga ein sehr sehenswerter Actionfilm und ein starkes Prequel, dass jedoch unter dem großen Erfolg von Fury Road leidet. Der Film schafft es in keiner Hinsicht ganz an dieses Meisterwerk anzuknüpfen. Fans der Vorgänger können wieder mit vielen Anspielungen und bekannten Charakteren rechnen. Wenn ihr gleichermaßen Fans von hochqualitativen Actionfilmen seid, lohnt sich der Kinogang allemal. Uns persönlich hat vor allem Chris Hemsworths Dementus, die starke Kameraführung und starke Action überzeugt.
Wiederschauwert 70%