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Geboren am 4. Juli

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Geboren am 4. Juli Kritik

Geboren am 4. Juli Kritik

Geboren am 4. Juli Kritik
0 Kommentare - 04.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Geboren am 4. Juli" ist.

Bewertung: 4 / 5

Direkt nach der Highschool tritt der junge Idealist Ron Kovic (Tom Cruise) den Marines bei. In dem Glauben seinem Land gut zu dienen, wird er nach Vietnam geschickt und an einem waschechten Massaker mit mehreren Toten und ihm als späteren Krüppel beteiligt. Später findet er sich im Krankenbett, kann nicht mehr laufen und kehrt in seine Heimat zurück. Dort muss er erkennen, daß nicht jeder in ihm einen Helden sieht.

Die Bedeutung des Krieges. Es ist ein nicht zu unterschätzendes, komplexes Konstrukt, daß in Politik, Ideologien, Umgang, Verlust und vielen weiteren Themen unterteilt werden muss. Sicherlich je nach Ausgangslage wirkt ein Krieg anders und so kann es natürlich gerechtfertigte Kriege, wie etwa den der Alliierten gegen das Dritte Reich, oder den der Ukraine gegen Russland geben. Umgekehrt wird es da schon schwieriger. Einer, der gesellschaftlich komplexesten Kriege in der Geschichte der Menschheit war der Vietnamkrieg, weil er in den Folgejahren, aber auch schon währenddessen nicht einfach so hingenommen wurde und so amerikanische Gesellschaft stark spaltete. Und mit Geboren am 4. Juli widmete sich Regisseur Oliver Stone ein weiteres Mal diesem heiklen Thema. Fraglich bleibt natürlich die Relevanz und ob Stone genügend Einblick bietet, zu erklären, warum sich junge Menschen dem Militär verschreiben. Nationalstolz und Patriotismus liefern hier die Antworten und sollen der Grund für all die Gewalt sein. Ob dem so ist, oder noch andere Gründe, wie etwa eine finanzielle Notwendigkeit eine Rolle spielt, daß vermag Stone nicht zu beantworten und macht es vielleicht deshalb gar nicht erst zum Thema.

Und auch das verwundert so ein wenig, schließlich ist Stone ein Regisseur der Individuen, der bereits in Platoon (1986) von der Abart des Krieges berichtete. Nun versteht sich dieser Film aber auch eher als Bericht über den Umgang mit Heimkehrern und wie sie nach der Kritik vom amerikanischen Volk behandelt werden und die Helden, die vom Volk, daß sie wohl zu schützen glaubten, verachtete werden. Es ist ja ohnehin eine sehr schwierige Welt, in die sie zurückkehren. Rebellierende Jugend, wachender Staat. Fast noch schwieriger, als das Kriegsgebiet. Selten spreche ich im Falle eines Films ja über diesen Meta-Klatsch eines einzigartigen Künstlers und dessen Besetzung. Bis auf wenige Ausnahmen sind wirklich alle am Set ersetzbar. Nun bildet Geboren am 4. Juli aber dahingehend tatsächlich eine Ausnahme. Tom Cruise repräsentierte kaum wie ein anderer die rebellierende Jugend und gleichsam den jungen Naivling, der geformt werden muss. So geschehen und gesehen in Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986). Ihn nun in einem Antikriegsfilm dieser Art zu sehen, ist ein Geniestreich und zeigt wohl die Genialität des Castings, aber auch die mit deutlichem Abstand beste schauspielerische Leistung seiner Karriere. Dieser Ron Kovic ist ein Mensch, der ebenso viel Naivität und Idealismus trägt, dann vom Staat verheizt, dann von Menschen gehasst wird und schließlich gegen den Krieg demonstriert. Cruise spielt das brillant, weil er die harte Realität erlebt und den naiven Charme in allem verliert.

Unterdessen wird Geboren am 4. Juli auch zu Beginn regelrecht ungemütlich, weil er natürlich die harte Realität eines Konfliktes mit all den unrühmlichen und gewöhnlichen Leichen zeichnet. Ähnlich aufreibend und maschinell ist wohl nur noch Der Soldat James Ryan (1998). Der Film von Stone zeigt eine absurde Realität, in der das Leben vom einen auf den anderen Moment zu Ende sein kann und nur noch mit Bedürftigkeit harte Wahrheiten zustandekommen. Stone merkt man an, daß er weiß, wovon er redet und er spricht dazu ein Plädoyer für das sonst vergessene Individuum. Das ist ja ohnehin interessant, so ist das eigentlich heute eher ein Thema von konservativeren Filmemachern wie Michael Bay, der das unter anderem schon in Tranformers (2007), aber auch Ambulance (2022) propagierte. Denn das Individuum findet auch hier nach der Heimkehr noch Beifall durch ein Paar bescheuerte Münzen, die von Gutbetuchten überreicht werden. Und wird dennoch, wie im Falle von amerikanischen Soldaten auch heute noch üblich, fallen gelassen und ignoriert. PTBS ist ja inzwischen keine Seltenheit mehr. Ab da finden sie auch hier am Rande der Gesellschaft statt und müssen sehen, wo sie bleiben. Gerade in den Staaten, wo das Sozialsystem ja noch beschissener ist, ist das knallhart. Im Prinzip macht also der Staat seinen vermeintlich größten Helden zu seinen größten Problemen. Damit gelingt Stone auch die bitterste aller Pillen, wenn er den Heimkehrer mit der Familie konfrontiert.

Auch diese sieht dann, daß der Sohn innerlich wie äußerlich nicht mehr der gleiche ist. Etwas schwarzen Humor erlaubt sich Stone dann ferner, wenn er den eigentlichen Patrioten zum verkrüppelten Hippie macht, der Sex mit Prostituierten hat. Stone inszeniert im Falle vom Sex weder sinnlich noch ekelerregend, wodurch tatsächlich die Wertung dessen hauptsächlich beim Zuschauer liegt. Unterdessen spürt man die politische Revolution in Amerika auf den Straßen. Der Patriot, der sieht, wie uneins sich das Volk ist, daß er zu schützen ersucht hatte. Bitter, so bitter. Und damit ändert sich natürlich auch sein Blickwinkel, wenn die Republikaner noch dazu eben nicht mehr dementsprechend, was sie immer propagierten. Untermalt werden sowohl die Wut, als auch die Tragik dessen, dann von einem herrlichen Score von John Williams. Es geht hier auch weiterhin darum, dem Menschen eine neue Bestimmung zu geben und ihn in die Welt zu integrieren. Nicht durch das Volk oder den Staat, diese sind mit Beschimpfungen und Intonieren ihrer Helden beschäftigt. Das heißt auch, dass das Individuum das Politikum einzelner Parteien wird. Außerdem stellt sich so ja auch allgemein hin die Frage, wie es dieses Individuum in dieser abseits gehaltenen Integration vielleicht schaffen kann, ein normales Leben, eine vermeintlich normale Liebe zu finden. Er hatte sie mal und es scheint, als wäre diese blutjunge Liebe unendlich gewesen. Doch dann musste er gehen, verließ die große Liebe, die aber sowieso in einer sehr jungen, jugendlichen Phase zustande kam, ähnlich wie diese Mission des Krieges und die Entscheidung sich einem Krieg zu verschreiben. Und letzten Endes hat er damit nicht einen Tag wirklich jemals für sich gelebt.

Vietnam war ein schwieriges Thema und zeugte in Filmform einige der bedeutendsten und schwierigsten Werke des amerikanischen Kinos. Geboren am 4. Juli ist eines dieser Exemplare. Ob es nun der beste Film ist und inhaltlich wirklich so viel passiert, daß darf diskutiert werden. Aber Stone erweist sich mal wieder als Seltenheitskünstler, weil er einer derjenigen ist, der Menschen in den Mittelpunkt seiner Geschichten rückt, ohne dabei einem Konservatismus zu frönen. Und dieser Film ist eine deutlich bittere Angelegenheit und mitunter sehr schwer zu ertragen.

Geboren am 4. Juli Bewertung
Bewertung des Films
810

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