Bewertung: 4.5 / 5
Vor zwei Tagen habe ich mir "Guardians oft he Galaxy: Vol. 3" im Kino angesehen. Hier mein persönlicher Eindruck vom Film. Die Kritik ist absolut spoilerfrei!
Handlung / Storytelling / Pacing (spoilerfrei)
Trailer zu Guardians of the Galaxy Vol. 3
Die Handlung ist eigentlich recht simpel, doch trotz der Einfachheit steckt da eine Menge an Stoff zwischen den Zeilen. Oberflächlich betrachtet geht es darum, dass die Guardians einen Freund in den eigenen Reihen retten wollen und dabei gegen den High Evolutionary vorgehen. Unter der Oberfläche geht es aber um viel mehr als das. Es geht darum, was Freundschaft und Vertrauen bedeutet und wie weit man für diese gehen würde. Es geht um Opferbereitschaft, um Loyalität und um echte Gefühle zwischen den einzelnen Guardians. Zudem geht es um Zusammenhalt von Abtrünnigen, Außenseitern und Ausgestoßenen.
Weiterhin geht es darum, was „Leben“ bedeutet und ob es sowas wie evolutionäre Perfektion überhaupt gibt, dass es moralisch fragwürdig ist, für das angeblich höhere Ziel der „perfekten Gesellschaft“ auch über Leben und Tod zu entscheiden und das Leben an sich, egal ob perfekt oder fehlerbehaftet, nicht mehr als solches wertzuschätzen. Was nutzt es, ein perfektes Leben und eine perfekte Gesellschaft anzustreben, wenn man auf dem Weg dahin jegliche Empathie verliert und auch vor Massenmord nicht zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Sollte man für eine solche Zukunft nicht selbst vorbildlich vorangehen?
Der Film steckt so voll mit Botschaften und er reißt viele Themen an. Trotz all dieser komplexen Themen schafft der Film es aber trotzdem, sehr leichtfüßig daherzukommen, viel Spaß und Freude zu bereiten, sich gut zu fühlen, ohne dass wiederum auch die Dramatik seine Kraft verliert, die auch in einigen Szenen sehr stark inszeniert ist. Hier bleibt kein Auge trocken und es gibt einige Szenen, die mich zutiefst berührt, geschockt und zum Schlucken gebracht haben. Selbst zwei Tage nach der Sichtung muss ich immer noch viel über die Handlung nachdenken.
Erwähnenswert ist auch, dass dieser Film offene Fragen der beiden Vorgänger aufgreift und lose Enden zu einem tollen Abschluss bringt.
Um der Handlung folgen zu können, reicht es aus, „Guardians of the Galaxy 1 & 2“ sowie „Avengers: Infinity War“ und „Avengers: Endgame“ zu kennen. Letztere beiden auch nur, um zu wissen, was mit Gamora geschehen ist und dass wir es hier mit der Gamora aus der Vergangenheit zu tun haben, die bis zu den Ereignissen aus „Endgame“ nie mit den Guardians in Kontakt gekommen ist und dementsprechend auch einen anderen Beziehungsstatus zu ihnen hat.
Schauspieler / Charaktere
Das Team der Guardians versprüht auch im dritten Teil weiterhin extrem viel Charme. Die Charaktere spielen sich gekonnt die Bälle gegenseitig zu und ein Dialog ist besser, bissiger, witziger oder dramatischer als der andere. Unfassbar, wie viel Spaß es macht, den Guardians zuzuschauen, mit ihnen mitzufühlen oder um sie zu bangen. Die Schauspieler/-innen hinter den Guardians wissen, wie sie mich als Zuschauer an die Charaktere binden und mein Herz erobern. Ich habe Angst um jeden einzelnen Charakter. Möglich ist das natürlich nur deshalb, weil sowohl James Gunn als Regisseur und Drehbuchautor als auch die Schauspieler allesamt wunderbar am Set miteinander klarzukommen scheinen. Man spürt in jeder Szene des Films, wie gut das Teamwork der Schauspieler untereinander und mit der Regie funktioniert.
Toll ist auch, dass jeder Charakter glänzen darf und es keinen gibt, der zu kurz kommt. Jeder Charakter darf sich (sinnvoll!) weiterentwickeln und alle wachsen über sich hinaus. Es gibt Höhen, es gibt Tiefen und jeder Charakter steuert etwas zum Team und zum Sieg bei. Es kommt niemals das Gefühl auf, dass einer der Charaktere überflüssig wäre. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, und diese werden glaubwürdig und genial eingesetzt oder in die Dialoge und die Handlungen eingewoben.
Auch abseits der Guardians wissen die Schauspieler/-innen zu überzeugen. Ob nun Sean Gunn als Kraglin, Chukwudi Iwuji als High Evolutionary oder Will Poulter als Adam Warlock. Deren Figuren sind jetzt zwar nicht sonderlich vielschichtig oder komplex geschrieben, aber es reicht, um Gefühle zu erzeugen, ob nun Ekel, Wut und Hass auf den High Evolutionary oder Sympathie für Kraglin oder auch Hoffnungen in Adam Warlock.
Setting
Die Settings sind, wie bereits bei den beiden Vorgänger-Filmen, vielfältig, abwechslungsreich und total abgedreht. Ob nun das Schiff der Guardians, das Weltall, Raumstationen aus organischer Materie, ein erdähnlicher Planet mit fremdartigen Spezies, Knowhere oder das düstere Raumschiff des High Evolutionary, für Abwechslung für’s Auge ist wirklich gesorgt. Die Settings sind dabei immer so extrem stimmungsvoll in Szene gesetzt, dass es einfach ein Fest für die Augen ist. Auch die Umgebungs-Animationen sind von der Qualität her auf höchstem Niveau.
Kamera / Schnitt
Die Kameraführung ist auch dieses Mal wieder extrem gut gelungen. Die Perspektiven sind vielfältig und auch sehr schön eingefangen. Allein schon so manche Perspektive im Schiff der Guardians oder auch zu Beginn auf Knowhere sind einfach ein echter Hingucker. Langsame Kamerafahrten und -schwenks, sodass man alles schön begutachten kann, ohne Hektik oder zu schnelle Schnitte. In ruhigen Szenen, aber auch in rasanten Actionszenen behält man als Zuschauer immer einen guten Überblick über das Geschehen. Genial ist auch eine Kampfszene aller Guardians in einem langen Flur. Die Kameraführung ist einfach großartig.
Auch beim Schnitt ist mir nichts Negatives aufgefallen. Keine hektischen oder schnellen Schnitte, die mich beim Zuschauen aus dem Konzept bringen könnten.
Actionszenen / CGI
Die Actionszenen sind genial inszeniert, choreografiert und toll mit der Kamera eingefangen worden. Jede Actionszene macht verdammt viel Spaß. Genial ist auch die oben schon erwähnte Flur-Kampfszene. Grandios!
Die Animationsqualität bzw. das CGI ist auf sehr hohem Niveau und kann dieses hohe Niveau vom Anfang bis zum Ende des Films durchweg halten. Hier gibt es nicht plötzlich extrem schlechte CGI-Effekte wie in einem „Black Panther“ oder „She-Hulk“, sondern alles sieht einfach top aus. Gerade bei Sci-Fi-Settings und im Weltall macht das sehr viel aus und trägt zur Atmosphäre und Immersion bei.
Musik
Die verwendete Lizenz-Musik ist wieder einmal sehr gelungen, doch insgesamt kommt diese meiner Meinung nach nicht an die des ersten Teils heran. Der eigens für den Film komponierte Soundtrack ist klasse, wie immer. Es kommt natürlich auch ein oder zwei Mal das Guardians-Theme vor, und das hat immer eine Gänsehaut bei mir erzeugt. Auch dramatische oder düstere Szenen werden mit passender Musik untermalt.
Humor / Dramatik
Der Humor des Films ist einfach nur spitze. Fast jeder Gag sitzt und in der Kinovorstellung haben alle sehr viel, sehr laut und sehr häufig gelacht. Das ist einfach echte Situationskomik und Spontanhumor, kein alberner Waititi-Klamauk vom Schlage eines „Thor – Love & Thunder“, der einfach nur selten zündet und fast nie wirklich witzig ist. Hier wird auch kein Gag oder Witz inflationär oft benutzt. Sowas wie die schreienden Ziegen in „Thor – Love & Thunder“, die gefühlt zehn Mal im Film verwendet wurden, gibt es hier nicht. Großartig ist auch, dass der Humor niemals der Dramatik den Wind aus den Segeln nimmt. Dramatische oder tragische Szenen werden hier respektiert und nicht durch Gags oder albernen Humor torpediert. Trotz des vielen Humors im Film nehmen sich die Handlung und der Film immer noch sehr ernst und einige Szenen gehen oft sehr heftig an die Substanz.
Persönliches Fazit
Chapeau an James Gunn! „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“ ist in meinen Augen der perfekte Abschluss der Guardians-Trilogie.
Für mich ist dieser Film direkt DER emotionalste MCU-Film überhaupt, sowohl hinsichtlich der positiven wie auch der negativen Gefühle! Im Kino blieb bei mir kein Auge trocken. Heftig, wie so manche Szene und so mancher Moment mich zutiefst bewegt und berührt hat und wie ich auch gleichermaßen viel in diesem Film von Herzen gelacht habe.
Auch visuell ist der Film einfach eine Wucht, was durch die großartige Kameraführung nochmals unterstrichen wird.
Vor einer weiteren Sichtung will ich noch nicht zu viel loben, aber Stand jetzt nach meiner ersten Sichtung ist dies einer meiner fünf Lieblingsfilme des gesamtem MCU und vielleicht auch der beste Teil der Guardians-Trilogie! So und nicht anders muss ein guter MCU-Film aussehen!
James Gunn ist ein toller Drehbuchautor und Regisseur, wenn nicht der beste, den das MCU je hatte. Schade, dass er nun raus ist, aber gut für DC und das neue DCU! Ich bin gespannt, was er aus Superman Legacy macht und bin guter Dinge.
Bewertung: 9/10 Punkte
Wiederschauwert: Hoch
Nachhaltiger Eindruck: Hoch
Emotionale Tiefe: Hoch