Bewertung: 5 / 5
Der Londoner Elitepolizist Nicholas Angel (Simon Pegg) nimmt es mit dem Gesetz sehr genau. So genau, daß er seine gesamte Kollegenschaft im Vergleich sehr schlecht dastehen lassen. Deshalb versetzt ihn sein Chef in das Örtchen Sandford, in welchem die Bewohner sehr stolz darauf sind, daß es dort eine Verbrechensrate von null Prozent gibt. Dennoch geht er mit seinem Partner Danny Butterman (Nick Frost) regelmäßig auf Streife, um kleinere Probleme zu lösen. Doch bald darauf fällt Angel auf, daß es trotz dessen, daß es offiziell keine Morde im Ort gibt, erstaunlich viele Menschen durch Unfälle ums Leben kommen.
Eigentlich möchte man gar nicht, daß es mal so weit kommt, ein Kommentar oder eine Erkenntnis, aus dem rechten Spektrum, die aus den falschen Beweggründen und in diesem Falle den völlig falschen Verknüpfungen in ihrem Kern eine Richtigkeit zu sich hat. Ja, daß ist definitiv schmerzhaft und dennoch gibt es da eine tendenzielle Wahrheit, die meint, daß wir in der westlichen Welt, speziell vielleicht auch in Deutschland, in einer sogenannten Neidgesellschaft leben. Die Gründe hierfür sind natürlich in gewisser Weise durch ein bewusstes Selektieren, das Herausstellen von Defiziten und Unterschieden, wie auch einem Maßstab der Normalität zu begründen. In Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis gibt es diese Neidgesellschaft auch. So wird zu Beginn deutlich, daß das Arbeitstier Nicholas Angel, daß mit einer gewissen Pflichtreue und wesentlichen Talenten gesegnet ist, mit seinen Kollegen auf dem Revier in London, nicht klarkommt. Und das führt dann unweigerlich dazu, daß Angel in ein kleines Dorf versetzt wird und all das Prestige und die makellose Karriere einen Riss bekommt. Da geht es also vornehmlich um Egos. Und gleichzeitig zeigt sich auch, daß dieser Film dann schon sehr gut darin ist, gute Konflikte zu etablieren. Insgesamt sind die Figuren im Film, allen voran Angel durchaus Menschen, die sehr nachvollziehbare Konflikte, in einem teilweise absurden Szenario austragen. Darin liegt eine der größten Stärken des Films, wodurch eben auch die Beziehung zwischen Komödie und Drama sehr gut gelingt.
Dabei geht es aber auch um einen ganz anderen Konflikt, der da noch hinzukommt. Denn während man Edgar Wrights zweiten Spielfilm sicherlich irgendwo als unglaublich britisch und bissig abtun würde, trifft der Künstler hier auch eine in sich stimmige Analyse der Beziehung zwischen Land- und Stadtleben. So würde man sicherlich argumentieren, daß Nicholas Angel als Stadtmensch ein sehr aufgeklärter und intellektueller Mensch ist, der auch gerade in seinen Moral- und Wertevorstellungen sehr verankert ist. Gleichzeitig leidet er eben an dem Problem, daß Gesetz mehr als alles andere zu lieben, was ihn letztlich zu einem funktionierenden Vertreter einer ganz seltsamen und auch seltsam deutschen Tradition macht. Ein Staat, der seine Bürger durch etwaige soziale, wie auch formelle Hürden entmenschlicht, sorgt auch dafür, daß ganz gewöhnliche Beziehungen zwischenmenschlicher Art auf der Strecke bleiben. Vieles davon streut der Film in seine Hauptfigur ein und sieht in ihr zwar den überlegenen, aber auch etwas verkopften Menschen. Und gerade dann, wenn es um die Auseinandersetzung zwischen den kulturellen Unterschieden geht, scheitert diese Figur, weil sie sich eben nicht so gut in diese neue Welt fügen kann. Zugegeben, wenn man das Dorfleben in einem Film darstellt, dann hat das schnell etwas Überlegenes, weil ein Dorf eben etwas unglaublich intimes, wie auch schlichtes zu sich hat. Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis unterstreicht dieses Klischee, indem hier durch etwaige Pointen immer wieder darauf hingewiesen wird, wie wichtig allen Beteiligten das Wohl der Gemeinschaft ist. Aus dem Blickfeld eines Stadtmenschen mag das zunächst etwas befremdlich wirken, weil Wright aber auch sehr viel Grusel in diese Nähe und das Beisammensein der Figuren legt.
Im Segment der Komödie ist diese dazu einfach über jeden Zweifel erhaben. Wenn sich etwa eine Truppe von verblödeten Polizisten sexistische Spitzen an den Kopf knallen, oder ein eher dubios wirkender Chef eines Supermarktes diabolisch in die Kamera grinst. Dazu gelingt Wright hier auch das Kunstwerk, das Medium Film gut für sich zu nutzen. Als jemand, der sehr visuell erzählt und dazu auch gute Witze einstreut, vollführt er hier quasi einen Geniestreich. So zum Beispiel, wenn Angel feststellt, daß in einem Pub Alkohol an Jugendliche ausgeschüttet wird, obwohl direkt vor ihren Augen ganz klar die Regeln für das Trinken von Alkohol und das Betreten der Bar festgelegt sind. Der Film vereint dabei gekonnt so viele Details und sehr charmante Gags und ist dennoch als Kombination aus Parodie und Hommage an den Polizeifilm so gekonnt. So wirken auch die Gewaltspitzen und kleineren emotionalen Momente sehr gut, weil Simon Pegg und Nick Frost ein Gespür dafür beweisen, daß richtige Spiel im richtigen Moment an den Tag zu legen. Es wäre dann an der Stelle sogar recht verschmerzbar, wenn man tatsächlich den ein oder anderen Charakter opfern würde. Gleichsam sind hier aber auch so viele Verweise und Referenzen auf Action- wie auch den Polizeifilm vorhanden. Da misstrauen sich Figuren zunächst und kommen sich dann näher. Als Buddy-Film funktioniert das Werk dazu auch noch, wenn man eben ein ungleiches Duo aufeinander loslässt, wie es in diesem Fall passiert ist.
Wright kann natürlich für jeden Filmliebhaber mal wieder aus dem Vollen schöpfen, indem er bestimmte Szenen aus Klassikern einfach persifliert und gleichzeitig am laufenden Band Werke wie Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis (1987), Gefährliche Brandung (1991), oder auch Bad Boys II (2003) zitiert. Das legt dann einerseits so ein wenig die Limitierung des Genres offen, ist aber auf der anderen Seite einfach eine Verbeugung vor diesen Werken. Und genau dadurch kann der Film mit einem immens guten Pacing aufwarten, daß nicht im mindesten ins Straucheln gerät. Selbst Genrekrankheiten wie etwa die ständigen Schnitte, die Actionsequenzen oft so wenig nachvollziehbar erschienen lassen, sind in Wrights Händen plötzlich wiederum Gold. Es geht dann da nicht um eine bewusste Parodie. Zumal ja auch die späten 2000er noch nicht so dar Problem hatten, Action komplett zu unterschneiden. Nein, Wright gelingt es, mit dem, was er tut, tatsächlich das zu erreichen, was diese Bilder erreichen wollen. Und das ist letzten Endes das Aufzeigen einer gewissen Dynamik in dem Moment. Dazu ist der Film auch ordentlich brachial in Sachen Gewalt. Wenngleich das natürlich nicht an Shaun of the Dead (2004) heranreicht, so bleibt der Film ziemlich explizit.
Es gibt sicherlich tiefsinnigere Filme, auch von Wright. Doch wer Liebe zum Film spürt, der kann gar nicht anders, als Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis als Meisterwerk zu bezeichnen. Denn viel zu gut sind die Verweise, viel zu gut sind die Witze und einfach nur großartig ist das Pacing. Schauspielerisch ist alles natürlich ein wenig drüber, doch die Figuren sind so charmant und herrlich überzeichnet und können doch in den wichtigen Momenten mit einem gewissen Ernst punkten, sodass sie eigentlich auch facettenreich daherkommen.