Bewertung: 2 / 5
Manche Knochen, oder auch Franchises, sollte man lieber begraben lassen…
Jurassic World war schon dumm, aber Fallen Kingdom ist beinahe dysfunktional konstruiert. Ich bin mir fast sicher, dass Colin Trevorrow und J.A. Bayona sich gegenseitig gratuliert haben und glauben, sie hätten etwas sehr intelligentes gemacht. Leider sieht man davon im fertigen Produkt wenig, einem Film der zur Hälfte ein Remake von Lost World ist, und zur anderen Hälfte ein trashiger Horrorfilm in einer verlassenen Villa, nur mit Dinosauriern und einem Budget.
Reichlich dumme Dinge geschehen in den 129 Minuten, die der Film läuft, aber das Kernproblem ist die Handlung, die den Film treibt: Dieser Film will uns erneut erzählen, es gäbe einen potentiellen Markt dafür, aus Dinosauriern Waffen zu machen.
Trailer zu Jurassic World - Das gefallene Königreich
Die erste Hälfte des Filmes, die erschreckend frei von jeglicher Spannung ist, dient eigentlich nur dazu, die Dinosaurier auf ein Boot zu bringen und für Teil zwei der Handlung zur Verfügung zu stellen. Charakterentwicklung findet nicht statt, dafür müssen wir eine peinliche Szene ertragen in der eine nerdige Biologin Chris Pratt als „Beefcake“ anspricht, ein plumper Versuch der Filmemacher auf die angebliche Frauenfeindlichkeit des vorherigen Teiles zu reagieren. Und Claire (Bryce Dallas Howard), die im letzten Teil die Dinosaurier noch kalt als „Assets“ bezeichnete, ist jetzt Teil einer Aktivistengruppe, die die Dinosaurier retten will, während Chris Pratt, der als einziger ein persönliches Interesse an dem Velociraptor Blue hat, sich plötzlich nicht mehr für diesen interessiert. Zumindest bis das Drehbuch ihm sagt, dass er jetzt doch Teil der Handlung werden muss. Fragt mich nicht was sich Trevorrow dabei gedacht hat…
Ich drifte ab. Nach der Rettungsaktion von der Insel und einer Bluttransfusion für Blue, bei der jegliche Logik über Bord ging und ich zweimal herzlich lachen musste, landen Protagonisten, Antagonisten und Dinos in einem handlichen Knäuel in der Villa von Benjamin Lockwood, dem Partner von John Hammond (von dem die letzten vier Filme lustigerweise vergessen haben uns zu erzählen). Und was man bis jetzt als halbwegs kompetenten Film bezeichnen konnte verwandelt sich in die reinste Clown-Fiesta. Erst einmal werden alle Dinos, egal wie groß, einfach im Keller geparkt. Danach füllt sich der Auktionsraum der Villa mit den klassischen Bösewicht-Stereotypen: Waffendealer, Pharmahersteller, und Schnurrbart-zwirbelnde Ölbarone (glaube ich zumindest noch). Welchen Nutzen sich diese von den Dinos versprechen wird leider nicht erklärt, aber irgendetwas sagt mir dass sich hier ein nicht uninteressantes Spin-off versteckt.
Claire und Owen erklären immer wieder, wie wichtig es ist die Dinos nicht entkommen zu lassen. Witziger weise führt direkt ihre erste Aktion dazu, dass ein Dino freigesetzt wird und Amok läuft.
Das scheint mir ein guter Punkt zu sein, ein weiteres Problem anzusprechen: Wie schlecht der Film mit dem Kernthema der Jurassic Park Filme umgeht. Die Botschaft des ersten Filmes war ganz klar: die Menschheit kann die Natur nicht kontrollieren, und wir sollten uns nicht erdreisten, das zu probieren. Die folgenden Filme griffen dieses Thema ebenfalls auf, mit gemischtem Erfolg. JWFK geht tatsächlich am inkompetentesten mit dieser Thematik um: Die Menschheit ist in perfekter Kontrolle, aber einige Individuen (Ted Levine als Jäger Wheatley, ebenso Owen selbst im vorherigen Film) sind so unfassbar dumm, dass die Dinos immer wieder entkommen. Ich bin mir ziemlich sicher Trevorrow und Bayona wollen hier eine Botschaft transportieren, ich bin mir aber nicht sicher welche…
Es gibt noch diverse Details an dem die mich ärgern, zum Beispiel wie nutzlos der Charakter der Maisie (erste Rolle von Isabella Sermon, gute Performance, schwacher Film) ist bis zu dem Punkt, wo das Drehbuch ihr sagt „tu etwas, das zählt“*. Aber für mich sind ganz klar die Handlung, Logik und die fehlenden Charaktere die Hauptprobleme des Filmes. Die Schauspieler machen alle einen feinen Job, aber sie spielen zweidimensionale Pappfiguren ohne Tiefe. Und bei all den zähnefletschenden, genetisch modifizierten Monstern ist leider nur schockierend, dass im gesamten Film fast keine Spannung aufkommt.
Es gibt einige gute Szenen, wie die wirklich passende Szene am Ende der ersten Hälfte, in der ein Saurier im Vulkanstaub verschwindet, ohne etwas gegen sein Schicksal tun zu können. Aber die meisten Elemente des Filmes schwanken zwischen „mittelmäßig“ bis „schlecht“.
In dem intelligentesten Dialog des gesamten Filmes warnt Jeff Goldblum am Anfang davor, wieder in den Lauf der Natur einzugreifen. Vor vier Filmen hat er uns bereits gewarnt, aber Studios und Drehbuchautoren wollen einfach nicht hören.
* Und dann tut sie das dümmste, was sie tun kann…