Bewertung: 4 / 5
Kong - Skull Island erzählt - wieder einmal - die Geschichte von einer Crew, die auf einer abgelegenen geheimnisollen Insel landen und dann ihr blaues Wunder in Form eines Riesengorillas erleben. Erneut ist eine Frau mit an Bord, die mit dem Riesenaffen in Berührung kommt, erneut sind Eingeborene mit an Bord, erneut sind Riesenspinnen und Riesenechsen mit an Bord.
Und doch ist alles anders!
Trailer zu Kong - Skull Island
Von der ersten Minute an wird klar, dass es sich um ein deutlich ambitionierteres Werk handelt als ein bloßes Remake. Im Fahrwasser ganz großer Antikriegsklassiker wie Apocalypse Now oder gar dem völlig zu Unrecht fast in Vergessenheit geratenen Die Hölle sind wir fährt Kong mit seiner pazifistischen Botschaft gegen Ende des Vietnamkrieges ganz große tiefergehende Geschütze auf. So ist Samuel L. Jacksons verbissener Charakter einerseits ganz klar der Bösewicht auf der Menschenseite, aber man kann seine Beweggründe durchaus verstehen: Das ist vom Krieg gezeichneter Mann, der im richtigen Leben gar keinen Platz mehr finden könnte.
Nebenbei begeht die vorliegende Verfilmung auch nicht den fehler, die Eingeborenen irgendwie zu verunglimpfen, sondern begegnet ihnen mit Respekt.
Und dass ausgerechnet das Prunkstück bisheriger amerikanischer Verfilmungen - die Beziehung zwischen der Frau und dem Affen - eher lapidar nebenher abgehandelt wird, zeugt ganz klar davon, dass hier der Fokus verlagert werden soll.
So haben wir zwar einen Film, der den bisherigen Verfilmungen in vielen Punkten nacheifert, dennoch sehr eigenständig bleibt und es quasi wie ein frischer Wind wirkt, was hier auf einen zukommt.
Dabei ist der Film zwar auf den ersten Blick retro, indem die Handlung in die 1970er verlagert wird, doch das hat einen banalen Hintergrund. Zum einen wird die Kriegsthematik angegangen, aber zum anderen wird dadurch gezeigt, dass man sich inhaltlich doch näher am 1976er Remake orientieren möchte als am 1933er oder 2005er King Kong.
Dochg das ist nur die halbe Miete. Man könnte diesen Kong als Fusion Kong ansehen, denn streng gesehen bewegt er sich frappierend in die Richtung der japanischen King Kong Filme.
Abgesehen von der Handlung, dem Inhalt sowieso, hat der Film auch noch eine ziemlich an ikonischen Filmen, die er genüßlich zitiert, orientierte eigene recht ikonische Bildsprache, die das Gesehene doch deutlich höher wirken läßt als es das eigentlich dürfte.
Skull Island ist eine dringend benötigte und wirklich überracshend hervorragend funktionierende Neuinterpretation des bekannten Stoffes. Dafür gebührt dieser Verfilmung Respekt!
Kurz zur Einordnung der bisherigen US-Verfilmungen:
1. 1933er Version: Ungeschlagen auf dem Thron: 10 Punkte
2. 1976er Version: Nette Veriation des Themas: 7 Punkte
3. 2005er Remake: Visuell bombastisch und superspannend, aber nichts Neues hinzufügend und auf gewissen Ebenen problematisch: 5 Punkte
4. Skull Island: Ziemlich eigenständiges, intelligentes Remake mit Klasse: 8 Punkte