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Leben und Sterben in L.A.

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Leben und Sterben in L.A. Kritik

Leben und Sterben in L.A. Kritik

Leben und Sterben in L.A. Kritik
0 Kommentare - 06.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Leben und Sterben in L.A." ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Nur zwei Tage vor seiner Pension wird ein FBI-Agent erschossen. Für dessen Tod möchte sich nun sein Partner Richard Chance (William L. Petersen) rächen. Und er weiß auch genau, wo er ansetzen muss. Denn für den Mord ist niemand anderes als der Geldfälscher Eric Masters (Willem Dafoe) verantwortlich. Zusammen mit seinem neuen Partner John Vukovich (John Pankow) ist ihm jedes Mittel – legal oder illegal – recht, um den Mann zur Strecke zu bringen.

Originalität ist das, was wir suchen. Wir wühlen in Filmen, wie in irgendwelchen Seiten von Telefonbüchern, um die richtige Nummer zu erwischen. Wenngleich die Analogie hier veraltet ist, so ist sie dennoch treffend, wenn man über einen vermeintlich alten Film wie Leben und Sterben in L.A. spricht. Für viele ist ja eigentlich alles alt, was älter ist, als sie selber und insofern kann man das historisch vielleicht auch inzwischen als solch altes Werk verstehen. Los Angeles ist ein Ort, der den Kapitalismus und dessen Schattenseiten wie kein zweiter beschreibt und daher ist er als Ort für einen Film über die Abgründe der Menschheit und einen zynischen Nihilismus durchaus geeignet. Als reines Gefühl ist der Film hier somit bedeutsam, doch die Frage, die man sich stellen muss, ist, geht das über ein Gefühl hinaus. Nun, so sehr man Leben und Sterben in L.A. vielleicht auch zu Beginn lieben möchte, umso schwerer fällt es dem Film, gerade auch nach heutigen Maßstäben als brillant anzuerkennen. Und das liegt einfach in der Schlichtheit der Geschichte verankert. Denn die Wahrheit ist, sie ist ohnehin nur eine Blaupause für jeden vernünftigen Cop-Thriller, der je gedreht wurde. Doch Meisterwerke kann man eben nicht nachmachen, weswegen dieser hier sicherlich keines darstellt.

Im Prinzip verfolgt man zwei Polizisten, die versuchen, das Richtige zu tun. Immer wieder deutet William Friedkin in seinem Werk an, daß das, was so strukturell passiert, eben auch passiert, weil die Exekutive und Judikative korrupt sind. Selten sind Filme so vage formuliert wie dieser. Doch das ist einerseits Fluch, andererseits aber auch ein wahrer Segen. Denn tatsächlich bleibt der Film damit zum einen wohl eine Blaupause und eine pessimistische Erzählung über den Kampf und die endlose Jagd, daß Böse stoppen zu wollen. Gerade daran beißt sich der integre Polizist, besser gesagt Secret-Service-Agent Richard Chance fast die Zähne aus. Immer wieder legt der Film dabei offen, wie schwer es ist, doch ist, integer zu bleiben und alle legalen Mittel zu verwenden, um das Böse zu bekämpfen. Es liegt schon eine Wahrheit darin, wenn man sich mit dem kapitalistischen System befasst und das kann der Film in seinen besten Momenten offenlegen. Natürlich ist das irgendwo auch klischiert und ja, die Frage nach Rechtschaffenheit wird hier ebenso unterschwellig auf die Probe gestellt. Denn Friedkin konfrontiert den Zuschauer so gekonnt immer wieder mit der abgründigen Frage, ob das System, welches so rechtschaffend und perfekt wirkt, nicht eben jenen nützt, die es nicht sind. Das ist natürlich das, was New Hollywood immer wieder getan hat und auch viele kritische Filme nach wie vor immer noch tun. Insofern, auch das ist nicht unbedingt originell, aber zumindest ehrlich.

Hin und wieder fühlt man sich in Sachen Melancholie und Trauer an Blade Runner (1982). Wobei Leben und Sterben in L.A. qualitativ, gerade weil er so vage ist, nicht daran heranreichen kann. Dennoch gelingt Friedkin trotzdem irgendwo ein straffes Pacing. Und das ist erstaunlich, weil man eigentlich den Eindruck hat, es passiere nicht so viel. Dafür kann sich der Film aber vollends auf seine Stärken beziehen. Und diese finden sich eben in Actionsequenzen und der Kaltschnäuzigkeit seiner Figuren. Man merkt, wie es die Hauptfiguren auffrisst und wie sie immer wieder daran versucht sind, das Problem zu lösen. Doch auch hier zeigt Friedkin auf, daß die Bekämpfung von Kleinkriminellen, oder eben auch deren Boss in Form von Eric Masters, nur Symptombehandlung bleiben. Das impliziert zumindest auch stark das Ende, was eigentlich aufzeigt, wie wenig sich da geändert hat und wie wenig Hoffnung es für die Zukunft gibt. Das heißt aber auch, daß der Kampf langsam aber sicher sinnlos wird, daß die Idealisten diese Welt verlassen müssen. Also auch diejenigen Menschen, die einen Überblick über die Gewaltspirale haben. Insofern entlässt Friedkin seinen Zuschauer hier in eine undurchschaubare Dystopie, in welcher klare Feindbilder verschwimmen und nur noch einzelne Funktionäre auftreten. Insofern ist das sogar die Antithese zum modernen Film Rechtskonservativer. Da kann man als Beispiel reaktionäre Filme wie Rambo III (1988), aber auch gerne Werke wie Transformers (2007), oder Halloween Kills (2021) nennen.

Selbst wenn Leben und Sterben in L.A. nie als reiner Actionfilm funktioniert, gelingt es Friedkin abermals nach Brennpunkt Brooklyn (1971) mit sehr starken Verfolgungsjagden zu überzeugen. Auch stellt der Film gleich zu Beginn infrage, ob sich die gesamte Arbeit, die man als Staatsdiener mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, lohnt. Natürlich wird ein Polizist erschossen und natürlich nur kurz vor seiner Pension. Das war schon damals nicht originell und ist es heute sicherlich auch nicht mehr. Allerdings muss man sich dann fragen, wenn das Ziel doch das Ende der Arbeit war, hat man dann überhaupt sinnvoll gelebt? Nun, die Antwort des Films ist, daß sich die Mühe ohnehin nicht lohnt und daher ist auch die Antwort auf diese Frage sicherlich naheliegend. Insgesamt kommt der Film auch unüblich für seine Zeit, ohne großen Pathos aus, es fühlt sich eben so an, als passiere nicht viel. Das ist so gewollt, weil sich dadurch natürlich auch die Beliebigkeit der Gewalt ganz gut einstellt.

Unangenehm und zynisch blickt Leben und Sterben in L.A. in die Welt. Es ist kein schöner Film, aber einer, der versucht ehrlich zu sein. Das ist im Kino selten gewesen und seltener noch geworden. Natürlich ist das dann auch ein wenig zäh und es ist gleich zu Beginn n auch klar, was der Film eigentlich will. Doch vielleicht sind Filme eben auch keine Wundertüte.

Leben und Sterben in L.A. Bewertung
Bewertung des Films
710

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