
Bewertung: 2.5 / 5
Ich weiß, keiner hat danach gefragt. Man sieht ja schon anhand der Kommentare, dass der Film niemanden interessiert. Und auch ich wollte eigentlich nicht viel zum Film schreiben, den ich quasi als Appetizer zu The Batman am gleichen Tag sah. Was soll man auch viel zu einem Film schreiben, der aus jeder Pore einfach nur "Belanglos!" schreit?
So wollte ich zu Beginn einfach nur schreiben, lest euch meinen Kommentar zu Venom von 2018 durch. Diesem Film gab ich damals 3,5 Hüte (6,5 von 10) und würde mittlerweile eher in Richtung 3 Hüte gehen. Morbius ist ähnlich gelagert. Der Film ist nicht die Vollkatastrophe als den ihn manche Kritiker bezeichnen. Dies heißt aber natürlich nicht, dass der Film sonderlich gut ist. Nein, wie Venom fühlt sich der Film wie aus einer anderen Epoche an und erinnert an die oftmals trashigen Comicverfilmungen der 90er oder frühen 2000er. Quasi alle Klischees einer Origin werden bedient, der Film ist vorhersehbar, sieht stellenweise nicht gut aus und hat irgendwie nur einen Existenzgrund: Make Money. Und ja, er ist von Sony.
Und während ich so schreibe, wird mein Kommentar immer länger und es passiert das Unfassbare. Anstatt wie bei Venom mich einfach auf die paar negativen und positiven Punkte zu beschränken, gerate ich in einen Schreibfluss. Meine Wut auf Sony wächst und so entsteht tatsächlich die erste (und einzige?) Kritik dieses Films auf dieser Seite, den scheinbar selbst Moviejones nicht mal besprechen wollte. Und dies nachdem Spider-Man nur einige Woche zuvor Rekorde brach.
Trailer zu Morbius
Also viel Spaß mit der Kritik, welche am Ende einen Spoileranteil haben wird. Zuvor könnten ebenfalls minimale Spoiler vorhanden sein, betreffend den Schurken/Gegenspieler des Films. Erstaunlicherweise blieb dieser ja im Marketing unerwähnt. Aber es gab eine Vermutung und Überraschung - die ist es auch und schon die erste Minute des Films deutet an, dass der vermeintliche Twist, Überraschung, kein Twist ist.
Handlung
Die Handlung ist bekannt und wird eigentlich in wenigen Sekunden in den erschienenen Trailern gut zusammengefasst. Genialer Wissenschaftler leidet unter einer unheilbaren Krankheit und er wagt einen letzten Versuch: Ein illegales Gen-Experiment mit Fledermäusen. Zwar setzt die Heilung ein, doch mit dem Problem, dass Dr. Morbius plötzlich eine unstillbare Gier auf Blut hat und sich in ein Monster, einen "lebenden Vampir" verwandelt. Schnell gerät er in Konflikt, ob er nun das Monster sein möchte oder seine Kräfte für das Gute einsetzen kann - doch geht dies, wenn man Menschen tötet?
Die Krux mit der Origin
Man muss eigentlich nicht mehr zur Handlung sagen, sie ist bekannt. Natürlich darf ein Film eine Origin umsetzen, gerade wenn die (Comic-)Figur bisher noch in keinem Film vorkam. Morbius ist auch nicht so bekannt, als dass man davon ausgehen kann, dass jeder diesen Charakter kennt. Doch die Frage nach dem Wie darf sich doch stellen. Marvel hat es mit dem MCU mittlerweile geschafft, dass auch Origins sich erfrischend anfühlen und gleichzeitig die bekannten Regeln durchbrechen können. Oftmals hat man einen Loser/Dem Tode nahen Typen/Außenseiter, der durch ein Experiment Kräfte erhält, diese erforscht und austestet und dann gegen einen Gegner, oftmals Kopie seiner eigenen Kräfte, antreten muss. Selbst wenn im MCU diese Formel vorkam, hat man wie mit Ant-Man dann liebenswürdige Charaktere mit tollen Setpieces und Ideen trotzdem unterhaltsam umgesetzt.
Morbius gelingt dies nicht, ist es doch nahezu die gleiche Story, die Sony uns schon mit Venom serviert hatte. Beiden Anti-Helden, beides mit einem nahezu unkontrollierbaren "Zweiten Ichs", beides mit einer unmotivierten Liebesgeschichte und beides, ACHTUNG SPOILER, mit einem Copy Past-Gegner. Morbius wirkt auch deshalb so belanglos, weil nicht mal versucht wird das Rad neu zu erfinden. Der Beginn des Films ist dabei sogar noch unterhaltsam, hat tatsächlich Horror-Elemente und Jumpscares. Darauf hätte man aufbauen können, es tatsächlich auch blutiger machen und wirklich auf den Anti-Helden-Zug aufspringen können. Irgendwo in diesem Film ist tatsächlich ein guter Vampir-Film versteckt!
Klischees
Aber nach dem gelungenen Beginn zerfällt der Film in seine Einzelheiten. Wie auf einer Checkliste werden die klassischen Origin-Punkt abgearbeitet. Kräfte erlernen? Check. Flashbacks um die Beziehung zum Schurken aufzubauen? Check. Der Schurke macht das Experiment ebenfalls durch, ist aber nicht so nett? Check. Kennen wir von unzähligen Filmen, zuletzt wie gesagt von Venom aus 2018. Ach ja, fast vergessen und ganz wichtig (oder nicht): Noch irgendwie eine unmotivierte Liebesgeschichte einbauen? Check.
Dabei hätte Morbius mehr sein können. Ab dem Moment, wo Morbius Gegenspieler auftritt, hätte man auch einschlafen können. Es ist zu generisch, zu bekannt, zu unmotiviert. Sony möchte Schurken-Filme machen? Warum nicht, DC hat bewiesen wie sowas mit Joker funktionieren kann. Aber man wählt Anti-Helden, die man nach einem guten Beginn zu schnell zu unmotiviert zu Superhelden unmodelliert. Wie bei Venom fehlt da der innere Konflikt, es passiert, weil das Drehbuch es vorgibt. Ich möchte hier im nächsten Satz bewusst spoilern, , also Augen zu...oder doch nicht:
Besonders ärgerlich ist das Ganze, da auch dem Schurken die Motivation fehlt. Letzte Warnung!
Er findet es einfach geil ein böser Vampir zu sein und muss deshalb gestoppt werden - von Morbius, der seine Kräfte schnell kontrollieren kann und ihn deshalb stoppen muss, weil sonst keiner da ist.
Jo, damit habt ihr sicherlich gerechnet. Aber gut, man versucht da noch irgendwie eine Beziehung aufzubauen, lässt den Schurken nochmals dämlicher tanzen als Tobey Maguire in Spider-Man 3 (man merke: Sony denkt, dass Menschen in schwarz gekleidet und tanzend = böse sind), doch die Geschichte der Figuren interessiert uns nicht und es wirkt lächerlich. Es wird auf einen dramatischen Höhepunkt hingearbeitet, welcher komplett verpufft. Denn weiteres Klischee: der krasse CGI-Endkampf muss kommen!
Look und Darsteller
Was soll man dazu sagen? Hier gibt es tatsächlich Hit und Miss. Zurück zum CGI-Endkampf kann man nur den Kopf schütteln, dass man auch hier den gleichen Fehler wie bei Venom macht: Eine Transformers gleiche Prügelei zwischen zwei CGI-Figuren wo man nicht weiß wer wer ist. Dann noch bisschen Dracula Untold (immerhin komt das Drehbuch von den gleichen Machern) und schon ist der Film auch zu Ende.
Großer Fehler war es einfach, dass Morbius beim teleportieren (?) ne Rauchwolke (?) hinterlässt. Was damals in X2 noch irgendwie cool wirkte, sieht hier dämlich aus und passt nicht. Irgendwie wirkt Morbius im Film ja sowieso wie Superman, hört alles, fliegt und ist stark, aber gut. An anderen Stellen sieht das CGI dann besser aus, bspw. bei Nahaufnahmen. Auch die bereits gelobte Anfangssequenz wirkt atmosphärisch.
Auf tolle Momente folgt dann aber wieder ein Flop, gerade wenn es zu schnellen Wechseln zwischen "Mensch und Vampir" kommt, sieht dies seltsam aus. Und ja, dieses unmotivierte Knurren und böse in die Kamera blicken, war schon immer lächerlich.
Wer dies so liest denkt sich ja, warum denn 2,5 Hüte? Immerhin hat Venom, dem ich ja die gleichen Schwächen attestiere, 3,5 Hüte damals bekommen. Es ist ganz einfach: Venom weiß was für ein Film er sein möchte. Es ist bloße Unterhaltung, die sich nicht ernst nimmt. Und wenn doch, dann ist es wenigstens Tom Hardy, der einfach Spaß hat und nur da ist um das Geld abzuholen.
Jared Leto ist da natürlich komplett anders, Fluch und Segen zu gleich. Er nimmt dies alles komplett ernst, der Film nimmt sich somit ernster als er ist und ihm fehlt deshalb die Lockerheit von Venom. Die Witze sind mehr als dosiert und atmosphärisch muss ich nochmals sagen, dass da im Kern eine gute Umsetzung versteckt ist. Denn Leto ist ein toller Morbius. Er spielt hier nicht den Joker aus Suicide Squad, er gibt eine eigenständige Performance ab und versucht dieses dämliche Drehbuch zu retten. Ob er aber weiß, wie sein Film so rüberkommt, dies ist eine andere Frage. Nach diesem Film würde ich Leto locker die Rolle einen Dracula zutrauen, nur leider hat er scheinbar kein gutes Händchen bei der Rollenauswahl (oder besser, der Filmauswahl).
Leto spielt dabei die anderen Darsteller locker an die Wand. Diese repräsentieren sowieso nur Klischees, gerade der Matt Smith bietet eine Golden Razzie-Performance ab. Und dann gibt es noch diese 2 Cops...
Hirn aus
Ich möchte gar nicht auf die Logikfehler des Films eingehen. Aber gerade wenn diese 2 Cops, einer gespielt von Tyrese Gibson, auftauchen, muss man einfach laut lachen. Ich würde mir von den 2 ein Spin-Off wünschen! Unfreiwillig komisch wie man so ernst und gleichzeitig Drehbuch-bedingt so doof sein kann. Wenn Sony dies so gewollt hat, Hut ab!
Warum Sony? Warum?
Ich wäre damit eigentlich am Ende, eigentlich. Denn der gemeine Moviejones-Leser fragt sich sicher nun: Aber was ist mit Spider-Man? Michael Keaton? Venom? Ist Ducki hier nicht ein großer MCU-Fan? Warum kein Wort darüber?
Na, weil wir im angekündigten Spoiler-Bereich sind! Letzte Warnung: SPOILER:
Morbius fiel im Marketing dadurch auf, dass man mehr über Spider-Man und Multiversum sprach, als über die Figur an sich (was ja schon ein großes Problem erkennen ließ). Ursprünglich 2020 geplant, vor Venom 2 - Let there be Carnage und Spider-Man: No Way Home erschien der Film nun erst 2022. Dies sorgte dafür, dass man in Trailern Wandmalereien von Spider-Man im Tobey-Kostüm sah, versehen mit der Aufschritt aus dem MCU mit "Murderer", Michael Keaton aus seiner MCU-Rolle aus Spider-Man - Homecoming tauchte auf sowie Oscorp, Daily Bugle und Venom-Easter Eggs.
Letztendlich wäre es wohl peinlich geworden, wenn der Film 2020 erschienen wäre. Nicht nur wären die Ähnlichkeiten zu Venom nochmals mehr ins Auge gestochen. Nein, Sonys Pläne hätten keinen Sinn ergeben, da die Co-Produktion NWH die Parameter festlegen ließ.
Dies führte zu Veränderungen am Film und die Schnitte und fehlenden Szenen sind allesamt leicht sichtbar. Alles was mit Spidey zu tun hat, flog aus dem Film! Man erwähnt nur, dass man im gleichen Universum wie Venom spielt. Und deshalb muss Michael Keaton aus der Handlung weichen.
Aber was macht man, wenn man einen so tollen Darsteller unter Vertrag gestellt hat? Lässt ihn für Nachdrehs antanzen (wie von mir prrophezeit hatten Keatons Aussagen nichts mit NWH oder Strange 2 zu tun) und erfüllt das letzte Klischee: Worldbuilding. Zur Einordung: Am Ende von NWH kehren alle Schurken aus den früheren Sony-Filmen in ihr Universum zurück, u.a. auch Venom. In Morbius taucht jedoch plötzlich Keatons Adrien Toomes wegen dieses Zaubers in einer Zelle auf. Da niemand ihn kennt und weiß wie er dort auftauchte, lässt man ihn frei.
Dies ergibt natürlich keinen Sinn, denn die Figur stammt aus dem MCU und hätte vom Zauber unbeeinflusst sein sollen - aber gut, Doctor Strange scheint ja irgendwie ne Pfeife zu sein, quasi als Running Gag. Dann kommt es aber komplett Dicke:
Toomes, nun in seinem Vulture-Kostüm (offensichtlich war er nicht am Set mit Leto) trifft sich mit Morbius, gibt Spider-Man die Schuld an seiner Situation und bietet eine Partnerschaft an. Morbius nennt dies interessant. Dies ergibt ebenfalls vorne und hinten keinen Sinn!
- Toomes hätte nicht vom Zauber beeinflusst werden sollen, taucht nun aber im Filmuniversum von Venom + Morbis aus
- Er bastelt sich einen Vulture-Anzu, was ohne Chitauri-Technologie aber irgendwie keinen Sinn ergibt
- Er gibt Spider-Man die Schuld an seiner Präsenz in diesem Universum. Warum? Wieso vermutet er Spidey dahinter?
- Er will mit Morbius zusammenarbeiten. Warum? Am Ende von Homecoming verrät er Peters Namen nicht! Und auch wenn er sicherlich nun vergessen hat wer Peter eigentlich ist (was man ja durch den Zauber erklären könnte), so verstehe ich die Rachepläne nicht? Toomes war eher ein tragischer Held, der von Spidey am Ende sogar gerettet wurde und den er dann verschont
- Morbius findet dies spannend? Warum? Er wird im Film nur paar Minuten als Monster dargestellt, ist dann einfach ein Held ohne böse Absichten und will nun Spidey umbringen? Der im gesamten Film keine einzige Erwähnung findet?
Warum? Ja ganz einfach, weil Sony irgendwie immer noch dieser Sinister Six-Idee hinterher läuft. Davon abgesehen, dass ich nie ein Fan dieser Gruppierung war, verstehe ich nicht warum Sony auf diese Idee so fixiert ist. Vor allem da man nun 3 eigentlich nette Kerle als erste Mitglieder in dieser Gruppierung hat. Sony macht sich einfach zu viel selber kaputt und macht den gleichen Fehler wie bei Spider-Man 3 und The Amazing Spider-Man 2. Klar, irgendwie kann man dies in Morbius 2 aufgreifen, aber ich behaupte mal, dass Sony sowieso diesem Film nicht viel zutraute. Aber man hat wieder mal massiv ins Drehbuch eingegriffen, es gibt unzählige sichtbare Eingriffe und gelöschte Szenen und eine Post-Credit-Szene kann nicht einfallsloser und unmotiviert zusammengebastelt werden wie hier. Als MCU-Fan ist es schwer zu ertragen, dass Sony nicht aus den Fehlern lernt, wo es in Kombi mit Marvel doch so gut funktioniert...
Fazit
Eine Kritik, die niemand lesen wird und die ich nicht schreiben wollte. Und nun wirkt sie auch noch wie ein kompletter Rant. Letztendlich hätte ich auch unter dieser Bewertung bleiben können und den Film abstrafen müssen. Denn es ist offensichtlich, dass Sony ohne Plan und Verstand einfach nur schnell Geld machen möchte und lieblos was hinklatscht. Aber kann der Film etwas dafür. Trotz offensichtlicher Schwächen gibt es auch gute Momente. Jared Leto liefert ab und irgendwo versteckt sich unter diesem Machwerk ein guter Vampir-Film. Der Film schreit einfach wie gesagt nach Belanglosigkeit und arbeitet eine Checkliste ab. Kennen wir, haben wir gesehen, ist einfach nur Durchschnitt. Und deshalb meine Bewertung: Durchschnitt. Stärken und Schwächen abgewogen, haben wir es hier mit einem Film zu tun, der niemandem weh tut, den es aber auch nicht gebraucht hätte. Der aber mit einem kompetenten Studio und mehr Mut (warum traut Sony sich bei diesem Universum nicht an eine gewagtere Freigabe? Die Charaktere und Storys würden es erlauben) sich aus dieser offensichtlichen Belanglosigkeit hätte befreien können.
