Bewertung: 4 / 5
Die folgende Kritik bezieht sich auf den Directors Cut, der knappe 4 Minuten länger ist. Durch einige Umschnitte, Verwendung von Alternativmaterial und Bildänderungen sind die Veränderungen jedoch weitreichender. Inhalt: Mallory (Juliette Lewis) und Mickey (Woody Harrelson) sind die neuen Medienstars. Berühmt und zu Kultfiguren wurden sie auf Grund ihrer einzigartigen Mordserie, eine blutige Spur quer durch die USA. Verbunden in Liebe zueinander und Hass auf die Welt fühlen sie sich frei und unsterblich. Doch langsam setzen Spannungen zwischen ihnen ein und auch der verrückte und gemeingefährliche Detective Scagnetti (Tom Sizemore) hat sich an ihre Fersen geheftet ... Eigene Meinung: Der Film lebt hauptsächlich von den Bildern und den Figuren, beides zum Großteil sehr bizarr. Die Charaktere sind überdreht und ausnahmslos gut gezeichnet. Hier ist vermutlich Tarrantinos Storyidee am Nachwirken, von dem das ursprüngliche Drehbuch stammt. Woody Harrelson und Juliette Lewis spielen das überdrehte Pärchen mit Hang zur Gewalt sehr gut. Aber auch die anderen Darsteller stehen dem nicht nach, sei es Tom Sizemore als Detective mit Hang zum Sadismus oder Tommy Lee Jones als durchgeknallter Gefängnisdirektor. Die skurrilen Charaktere werden durch eine noch skurrilere Inszenierung begleitet. In einigen Beschreibungen wird dafür "psychedelisch" verwendet, was man als Bilder auf LSD beschreiben könnte. Die Geschichte wird temporeich erzählt, ist schnell geschnitten, immer wieder gibt es kurze, überzeichnete Einblendungen. Szenen in schwarz-weiß wechseln mit Farbszenen in unterschiedlicher Sättigung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Der intensive Einsatz von Musik in ebenso hektischen Wechseln, teilweise über entfernte Musikstile und -richtungen hinweg, unterstreichen diese wechselhafte Erzählweise. Das wirkt manchmal überdreht, manchmal genial. In der Art der Inszenierung könnte ein Grund liegen, warum Tarrantino sich zunächst mit dem Ergebnis nicht anfreunden konnte, widerspricht sie doch deutlich seine Auffassung von Szenendesign. Oliver Stone setzt diese Bildwechsel in seinem Film "U-Turn" nochmal auf deutlich dezentere Art ein, die Überdrehtheit passt aber durchaus zu "Natural Born Killers". Der Directors Cut schiebt den Film im Vergleich zur Kinofassung nochmal deutlich Richtung Mediensatire, obwohl nun einige brutalere Szenen zu finden sind. Der Gewaltgrad ist hoch, aber abstrakt. Gewalt als Satiremittel war auch 1994 nichts Neues, hat aber bei dem Film zu kontroversen Diskussionen geführt. Obwohl der Film immer wieder mal auf Listen der kontroversesten Filme auftaucht, scheint er mir heute relativ weit aus dem Bewusstsein verschwunden. Der Film im DC funktioniert als Satire über weite Strecken sehr gut, ist aber vielleicht doch ein bisschen überfrachtet. Fazit: Eine brutale Mediensatire mit klasse Darstellern, bizarren Figuren und Bildern. Am Ende springen 8/10 Punkten raus.
Natural Born Killers Bewertung