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Out of Sight

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Out of Sight Kritik

Out of Sight Kritik

Out of Sight Kritik
0 Kommentare - 08.12.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Out of Sight" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der kleptomanische Bankräuber Jack Foley (George Clooney) konnte selbst in einer Anstalt für psychisch Kranke nicht von seiner Kleptomanie geheilt werden. Bei einem seiner Raubzüge wird er dann von der Polizei geschnappt und kann bald darauf wieder fliehen. Dummerweise wird er von dem Federal Marshall Karen Sisco (Jennifer Lopez) gefunden und findet sich bald darauf mit ihr in einem Kofferraum wieder.

Die Legitimation von Übergriffigkeiten ist ein relativ heikles Thema in der Medienwelt, aber auch im realen Leben durchaus von großer Komplexität. Man erinnere sich da an alte Zeiten im Kino, in denen die James Bond-Darsteller Sean Connery oder Roger Moore nur mit den Augen rollen mussten und jede Frau wollte sich von ihnen überwältigen lassen. In der Tat ist das schwierig. Nicht nur, weil es einen rein männlichen Blick beschreibt, sondern weil es die Frau natürlich auch degradiert. Heute ist das ebenso schwer, weil die Rolle der Frau sich im Kino nach MeToo deutlich zu verändern beginnt. Wohin das führt, bleibt offen und es ist eben immer noch komplex, weil es eben auch Frauen gibt, die sich eine patriarchale Unterordnung scheinbar wünschen. So zumindest die These, nach derer vermeintliche SM-Werke wie Fifty Shades of Grey (2015) so einen Erfolg haben. Ist es nun aber Anti-Feministisch, sich unterordnen zu wollen, oder eben nicht. Die Frage ist natürlich nicht mit einer einfachen Antwort zu klären und genau darin liegt ja das Paradoxe an modernen Prol-Diskussionen auf sozialen Medien. Nun gibt es aber durchaus auch Themen, die vielleicht eindeutiger sind und da kommt ein Out of Sight ganz gut ins Gespräch. Während seiner Flucht aus dem Gefängnis trifft der Dauer-Gauner Jack Foley auf die US-Agentin Karen Sisco, die er kurzerhand entführen möchte. Schnell wird sie in einen Kofferraum gepackt und mitgenommen. Natürlich ist das zunächst ziemlich erschreckend, doch der Film verkauft es ziemlich komödiantisch.

Und darin liegt auch tatsächlich die eben aufgedröselte Krux, weil sich Karen nach und nach zu diesem Mann hingezogen fühlt. Natürlich augenscheinlich, weil er so eloquent und charmant ist. Doch auf der anderen Seite ist das auch eindeutig ein ausgeprägtes Stockholm-Syndrom, nach welchem sich ein Opfer einer Gewalttat, sei es eine Vergewaltigung oder eine Entführung, sich in den Täter verliebt. Das diskutieren die beiden sogar und dieser Jack Foley gibt ihr zu verstehen, daß er sie niemals anfassen würde, wenn sie dies nicht wünscht. Charmant ist das ja und man würde auch davon ausgehen, daß ein George Clooney sowas ja gar nicht nötig hat. Hier kommt dann eine andere Komponente, die tatsächlich relativ oberflächlich bleibt, mit ins Spiel. Denn man sollte sich in diesem Zusammenhang mal fragen, ob solche Werke immer noch so berauschend wären, wenn die Täter, also die ausübenden der Gewalt nicht wirklich dem Schönheitsideal entsprechen. Das ist aber auch weniger das Thema von Out of Sight, als daß es eine Randnotiz ist. Denn was aus dieser durchaus seltsamen Beziehung entsteht, ist ein großartiges Schauspiel mit guter Chemie zwischen Clooney und Lopez. Ohnehin spielt Jennifer Lopez dann doch eine recht emanzipierte Figur, weil sie am Ende trotz aller Hürden als einzige Gewinnerin aus dem Spiel herausgeht. Und das nicht im Sinne vom Umdrehen des Spießes, wie es vermeintlich feministische Werke wie Bird of Prey: The Emanciaption of Harley Quinn (2020) tun, sondern weil die Figur aktiv und gekonnt in das Geschehen eingreift und daran beteiligt ist.

Stilistisch gelingt es Steven Soderbergh eben seinen nun bereits etablierten Stil zu fahren. Es ist immer schwierig Stil zu beschreiben und jemandem diesen zu attestieren, weil das natürlich rein subjektiv ist. Was aber Out of Sight so sehenswert macht, ist zum einen der Übergang und die Hektik einzelner Szenen. Schnell wird von hier nach da geschnitten, die Handlung ist in bester Tarantino-Manier anachronistisch erzählt, wodurch einzelne Beweggründe und Ereignisse erst nach und nach aufgedröselt werden. Dazu gesellt sich eben der Charme, den der Film durch Musik, aber auch durch seine Figuren einfängt. Und diese Figuren sind dann schon beredenswert, weil sie sich im Falle von George Clooney schon wie Menschen aus vermeintlich höherem Stand kleiden, dabei aber eben nicht den Habitus oder das vermeintliche Benehmen eben jener an den Tag legen. Ohnehin muss man Clooney auch dafür loben, daß er seine Figur mit einer ganz eigenartigen Präsenz verkörpern kann. Er trägt diesen Film hauptsächlich, weil man ihm das Kriminelle aber auch stilvolle sofort abkauft. Da liegt eben auch ein gewisser Habitus in seinen Worten. Und genau das tat er in From Dusk Till Dawn (1996) und später auch in der Ocean’s-Trilogie (2001-2007). Das ist dann auch wirklich witzig, weil seine Figur eigentlich für alles eine Idee oder einen Plan hat, aber durch die eher weniger durchdachten Figuren, oder durch Zufälle in seinen Kreisen immer in ein Dilemma nach dem Nächsten gerät. Auch die Tatsache, daß die Figur so mit den Erwartungen der Zuschauer spielen kann, ist beeindruckend. So etwa, wenn ein Banküberfall seelenruhig über die Bühne geht, ohne, daß jemand davon etwas erfährt oder Gewalt angewendet werden muss. Und genau aus dieser Ruhe zieht Regisseur Soderbergh seinen ganz eigenen, ruhigen, fast unauffälligen Sitatuationshumor, der stellenweise durch nicht plakative Dialoge untermauert wird.

Das ist natürlich ein Bekenntnis für die Gauner. Charmante Diebe, die keiner Fliege etwas zu Leid tun wollen und eher durch Unfälle und Zufälle dazu kämen, sind das, was man wohl rebellisch nennen würde. Das funktioniert im Film eben nach einer gewissen Robin Hood-Mentalität und so fiebert man mit den Figuren mit, weil sie Charisma haben. Natürlich ist das nicht so philanthropisch, wie die Sagengestalt. Auf der anderen Seite sorgt der Film dann durch gekonnte und teils äußerst brutale Actionsequenzen durchaus für eine gewisse Spannung. Manch eine Tötung im Film hat schon etwas sehr cartooneskes und reiht sich so ein wenig in die Riege von Werken wie John Wick (2014), Snatch – Schweine und Diamanten (2000) oder auch Pulp Fiction (1994) ein. Dabei verkommt die Geschichte gekonnt zur Nebensache, was aber auch nicht weiter schlimm ist, weil es sich eben in gewisser Weise auch um eine typische Heist-Actionkomödie handelt, deren Inhalt man sicherlich auch schon mehrere Male gesehen hat. Doch das ist völlig egal und so gelingt es dem Film auch durch seinen Cast, der mit relativ prominenten Gastauftritten daherkommt, auch darüber hinwegzutrösten. Ohnehin ist das Werk von Soderbergh mehr noch ein Film über Zitate und so kommt man nicht umhin, auch etwa den ein oder anderen weniger subtilen Verweis auf Faye Dunaway zu Bonnie & Clyde (1967) oder Network (1976) zu erkennen.

Einen Faible für den Antagonismus muss und will man aufbringen, wenn man sich Out of Sight ansieht. Wenngleich die Rolle der Frau hier definitiv problematisch ist, so muss man auch zugestehen, daß Stil, Härte und Charme das ausgleichen können. Der Film ist kurzweilig, verschwurbelt und dabei intelligent unterhaltsam. Gleichsam liefern Clooney und Lopez tolle Leistungen ab, die den Film zusätzlich aufwerten.

Out of Sight Bewertung
Bewertung des Films
810

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