Bewertung: 2.5 / 5
Ich bin in zweierlei Hinsicht enttäuscht: Einmal als großer Fan der Romanvorlage und einmal als großer Fan Steven Spielbergs.
Dass sich Zak Penn und Steven Spielberg nur im Groben an der Vorlage orientieren, das inhaltliche Grundgerüst beibehalten, ansonsten jedoch alles ändern, finde ich nicht schlimm, denn die Quests und das Aufeinandertreffen der Charaktere ergeben weiterhin Sinn und sind in sich stimmig. Allerdings scheitert der Film für mich an der Tatsache, dass er die Handlung auf eben jenes Grundgerüst und die wichtigsten Plotpoints zusammenkocht, sodass Hintergrundinformationen und detaillierte Charakterzeichnungen zwangsläufig auf der Strecke bleiben.
Trailer zu Ready Player One
Dem Buchlaien mögen die inhaltlichen Anschlussfehler vielleicht nicht auffallen oder egal sein, aber als Buchkenner stellte ich mir des Öfteren schon die Frage, warum die Dinge jetzt so ablaufen, wie sie es tun. Vom Hauptdarstellerduo Wade und Samantha sowie dem OASIS-Gründer James Halliday teilweise abgesehen, bleiben die Charaktere ziemlich flach, Daito und Shoto verbleiben auf dem Niveau von Japaner-Stereotypen, Nolan Sorrento auf jenem eines 08/15-Schurken und der OASIS-Mitbegründer Ogden Morrow (Simon Pegg) ist im Film kaum der Rede wert. Tye Sheridan, Olivia Cooke, Mark Rylance und Ben Mendelsohn spielen zwar gegen das schwache Drehbuch an und erhalten in den dramatischen Momenten Unterstützung durch Alan Silvestris Soundtrack, nichtsdestotrotz fällt die emotionale Bindung zu den Charakteren sehr gering aus.
Es reicht eben nicht aus, hier und da ein paar ruhige, emotionale Momente einzustreuen, wenn der Film ansonsten nur von einer Quest bzw. Actionszene zur nächsten eilt. Immerhin hat das den Vorteil, dass nie Langeweile aufkommt und die 140 Minuten wie im Flug vergehen.
Seitdem Steven Spielberg als Regisseur feststand, plagten mich trotz seines Talents leise Zweifel, ob er der richtige Mann für den Job ist. Einer der Väter der 80er-Popkultur soll einen Nostalgiefilm über eben jene Popkultur drehen? Da fehlte mir die Distanz, ich hätte mir - wie Ernest Cline selbst - ein Kind der 80er wie Edgar Wright oder Kevin Smith auf dem Regiestuhl gewünscht.
Diese Zweifel bestätigten sich zum Glück nicht. Zwar finde ich es schade, dass der Gigant aus dem All im Film zu einem reinen Kampfroboter ohne eigenes Ich degradiert wird, insgesamt baut Spielberg die zahlreichen popkulturellen Referenzen jedoch gekonnt und sehenswert in die Handlung ein. Wenn ich "The Shining" und "Der Gigant aus dem All" noch nicht gesehen hätte, hätte ich jetzt definitiv Lust auf die beiden Filme bekommen! Hier zeigt sich zum Vergleich aber erneut der Vorteil der Buchvorlage, Cline konnte dort eine bedeutend größere Anzahl an Filmen einfließen lassen und detaillierter auf sie eingehen, beim Lesen erschloss sich mir eine wahre Bandbreite an unbekannten Filmen.
Hinsichtlich der technischen Aspekte habe ich nichts einzuwenden, obwohl man sich an die Playstationoptik und die für Spielberg untypischen, neuartigen Actionszenen erst noch gewöhnen muss. Ich hätte mir wie im Roman zwar eine realistisch animierte OASIS gewünscht, aber als Stilmittel, um die reale und die virtuelle Welt visuell zu separieren, kann ich diese Form von CGI-Effekten vollkommen nachvollziehen. Darüberhinaus wird es im Film meine ich auch gar nicht thematisiert, wie real wie VR aussieht.
Persönliches Highlight: Die finale Actionszene, die in Tradition der großartigen und epischen Schlachten der "Star Wars PT" sowie der Mechaction in "Transformers" und "Pacific Rim" steht, leider muss man hier jedoch ohne einen brachial-einprägsamen Soundtrack wie jenen von John Wiliams oder Stebe Jablonsky auskommen.
Auch wenn Spielberg die popkulturellen und technischen Spielereien beherrscht, mangelt es "Ready Player One" doch an zwei essentiellen Zutaten des spielbergschen Eskapismuskinos: Magie und Atmosphäre. Es mag am schwachen Drehbuch mit den flachen Charakteren liegen, es mag an Spielbergs mittlerweile jährlichem Filmoutput liegen, es mag an beidem liegen, jedenfalls fühlt sich "Ready Player One" nicht so an, als habe Spielberg hier besonders viel Herzblut einfließen lassen. Ein standardisierter und zwischendurch gedrehter Film für Zwischendurch; Fastfood, welches man abseits der popkulturellen Anspielungen und des VR-kritischen Endes schnell wieder vergessen hat. Bei einem unbekannteren Regisseur wäre das vielleicht noch in Ordnung gewesen, aber wir sprechen hier nun einmal von Steven Spielberg, dem Regisseur von Filmen wie "Indiana Jones", "Jurassic Park", "E.T.", "Gefährten", "Tim und Struppi" und "B.F.G.".
Im Bezug auf mangelndes Herzblut ist mir zudem die Darstellung des Abspanns ins Auge gesprungen. Wenn man einen nerdigen und popkulturell angereicherten Film gegen das bloße Konsumieren sondern über das Leben von und Beschäftigen mit der Kunst dreht, dann kann das doch erst recht im Abspann - der Würdigung des Filmteams - zum Ausdruck bringen! Warum so klassisch und dröge, ich hätte eher einen Abspann wie in "22 Jump Street" oder "GotG: Vol. 2" erwartet. Und wenn ein Easter Egg in Form einer Post-Credit-Szene jemals angebracht und sinnvoll gewesen sein sollte, dann doch wohl hier! Aus meiner Sicht leider eine Fehlanzeige.