Bewertung: 4 / 5
Nachdem FlyingKerbecs sofort das Handtuch geschmissen hat, hatte ich Zweifel, was den Film betrifft. Als ich sah, dass die Laufzeit 148 Minuten beträgt, war ich noch skeptischer. Würde ich das durchstehen? Aber ich bin neugierig geworden und habe den Film einfach mal gestartet, obwohl ich eigentlich ins Bett wollte. Tja, was soll ich sagen? Ich habe mühelos bis zum Ende durchgehalten und empfand den Film am Ende gar nicht mal als so lang. Gerade eben, als ich diese Zeilen hier schrieb, las ich die frische Kritik von Moviejones und war entsetzt... von mir selbst. Kann es sein, dass ich solch einen kitschigen Film mit teilweise schlechten Effekten gut finde? Bin ich unnormal? Selbst die Ratings auf IMDB sprechen von einem schlechten Film. Nun, ich sehe das etwas anders. Doch fangen wir mal von vorne an.
Ja, "The School for Good and Evil" ist ungeheuer kitschig und voller Klischees. Ja, der Film ist vielleicht eine Spur zu unernst. Ja, der Film klaut gnadenlos bei namhaften Filmen des Genres, insbesondere auch viel bei Harry Potter. Ja, die Nebenfiguren sind oberflächlich und manchmal nervig. Ja, die Effekte sind teilweise schlecht und billig. Und doch ... gefällt mir der Film echt gut. Jetzt denken sicher alle, ich bin verrückt. Erst schreibe ich, wie schlecht doch alles ist und dann sage ich, dass ich ihn mag. Doch ... warum? Die Antwort darauf ist kurz, knapp und banal: Emotionen und Gefühle!
Trailer zu The School for Good and Evil
Ja, der Film dürfte mir wegen der schlechten Aspekte eigentlich gar nicht so gut gefallen. Doch wer mich kennt, weiß: Emotionen und Gefühle sind in Filmen und Serien für mich mitunter das Wichtigste. Ja, doch woher kommen denn nun diese Emotionen? Verstecken die sich zwischen all dem Kitsch, dem Geklauten und dem Oberflächlichen und den schlechten Effekten? Die Antwort ist: Nein. Sie verstecken sich keineswegs. Die Emotionen kommen geradewegs aus dem Zentrum des Films: den beiden Hauptdarstellerinnen und ihren Figuren.
Sofia Wylie verkörpert Agatha, ein forsches, aber auch zutiefst menschliches und sympathisches jugendliches Mädchen. Sie bringt die Gefühle und Emotionen von Agatha auf wunderbare Weise rüber, dass Agatha mir sofort ans Herz wächst. Klischee oder nicht, ich mag sie sehr und das trägt mich durch den halben Film.
Das gleiche gilt auch für Sophia Anne Caruso, die Sophie verkörpert. Sie ist ein liebes und nettes Mädchen, dass den Mut hat, für ihre beste Freundin Agatha einzustehen und sie zu verteidigen. Die Freundschaft zwischen Agatha und Sophie ist stark und überzeugend. Sophie allerdings möchte weg von dem Ort, an dem die beiden leben. Sie fühlt sich nicht wohl dort, wo alle anderen sie und Agatha verachten und nur Hohn und Spott für sie übrig haben. So wird sie in die magische Welt der Schule von Gut und Böse gezogen. Agatha allerdings will sie nicht verlieren und gehen lassen, und wird daher mit in diese Welt gezogen. Agatha kommt in die gute Schule und Sophie in die böse Schule. Die Gründe sind mystischer und schicksalhafter Natur. Die Freundschaft beider wird auf eine harte Probe gestellt und es gibt Mächte, die sie beide manipulieren, ohne dass sie etwas davon ahnen.
Agatha und Sophie sind für mich die Verkörperung von schönen Emotionen. Das hat mich so sehr mitgezogen, dass ich bis zum Ende mitgefiebert habe und am Ende sogar eine Träne nicht unterdrücken konnte. Freundschaft, Vertrauen, Verbundenheit und Einsatzbereitschaft für die Freundschaft sind die Dinge, um die es wirklich geht. Der Rest des Films ist Beiwerk.
Unterstützt wird die emotionale Tiefe der Geschichte noch durch die wunderschöne Musikuntermalung, die mir echt gut gefallen hat.
Auch ästhetisch finde ich den Film echt gelungen und schön. Die Kulisse ist schön, das Setting gefällt mir ebenso und die Kostüme und die Ausstattung sind echt toll anzusehen.
Alles in allem hat sich der Film für mich wirklich gelohnt, und damit hätte ich nach den Worte von FlyingKerbecs wirklich nicht gerechnet. Durchaus ein Film, den ich gerne noch einmal sehen würde. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer noch eingehend über den Film nachdenke, und das spricht auch für den Film. Somit spreche ich für den Film eine Empfehlung aus und vergebe
8/10 Punkte - Mittlerer Wiederschauwert