Nein, man muss nicht auf Biegen und Brechen alles verfilmen, was da so kreucht und fleucht. Das sollten sich Universal Pictures, Working Title Films und Amblin Entertainment hinter die Ohren schreiben, die längst eingesehen haben dürften, dass ihre Cats-Verfilmung keine gute Idee war. Dabei wurde noch versucht, zu retten, was zu retten ist - nur hat es nicht viel geholfen.
Regisseur Tom Hooper (Les Misérables) bekam seinen CGI-lastigen Film gerade so rechtzeitig für die Weltpremiere am 20. Dezember fertig, halbwegs zumindest. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, was man Cats auch ansah. Beispielsweise wurde vergessen, Judi Denchs menschliche Hand samt Hochzeitsring zu entfernen oder mit digitalem Fell zu überziehen. Am Starttag in den USA, als das "Kino-Musical des Jahres" bereits angelaufen war, griff Universal daher zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und benachrichtigte Tausende von Kinos darüber, dass sie eine neue Version des Films mit einigen verbesserten visuellen Effekten erhalten würden - offenbar auf Hoopers Wunsch hin, der gern noch länger daran gefeilt hätte.
Aber es scheint alles nichts genützt zu haben. Gerade mal 40,5 Mio. $ hat Cats bis heute weltweit eingespielt, über Weihnachten gingen die von den vernichtenden Kritiken abgeschreckten Zuschauer lieber in Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers, Die Eiskönigin 2, Spione undercover - Eine wilde Verwandlung oder irgendeinen anderen Film, in dem Dench, Taylor Swift, Jennifer Hudson, Idris Elba, Ian McKellen, James Corden und Rebel Wilson nicht so tun, als seien sie Katzen. Nun droht laut Deadline ein Verlust von mindestens 71 Mio. $, basierend auf den Produktionskosten von 90 bis 100 Mio. $ und den zusätzlichen P&R-Kosten von geschätzt 115 Mio. $. Variety berichtet gar von bis zu 100 Mio. $ Miese.
Dass so ein Film kein Oscar-Abräumer mehr wird, liegt auf der Hand. Folgerichtig wurde der entsprechenden Kampagne auch der Stecker gezogen. Universal hat Cats still und heimlich von seiner "For Your Consideration"-Website gestrichen, der einzige neue Song, "Beautiful Ghosts" (gesungen von Swift, geschrieben von ihr und Musical-Maestro Andrew Lloyd Webber), schaffte es nicht mal in die engere Auswahl für die Oscars. Für eine Golden-Globe-Nominierung - die einzige des Films - reichte es aber immerhin.
This isn’t a joke: CATS was rushed into theaters before being finished so a new version is being sent to theaters with updated effects. How do you know if you have the old version? Look for Judi Dench’s human hand, wedding ring and all. pic.twitter.com/VDUOevePU9
— Jenelle Riley (@jenelleriley) 22. Dezember 2019