Die einen fanden ihnen hektisch und anstrengend, die anderen (und meisten) packend und genial. Manche auch alles zusammen. Aber egal, wie man zum untypischen, bildgewaltigen Trailer von The Revenant - Der Rückkehrer steht, Aufsehen hat er definitiv erregt. Oscar-Nominierungen für den Leonardo DiCaprio, Regisseur Alejandro González Iñárritu (Birdman) oder Kameramann Emmanuel Lubezki (Gravity) wären nach diesem Ersteindruck keine Sensation.
"The Revenant - Der Rückkehrer" Trailer 1 (dt.)
Was DiCaprio besonders zu der Rolle hinzog, war der Reiz, einen Typ von Amerikaner zu verkörpern, wie er ihn bisher kaum in Filmen gesehen hat. Der Schauplatz sei wildes, gesetzloses Territorium, noch nicht ins uns bekannte Amerika eingegliedert, sondern quasi noch zu haben. Und in noch einer Hinsicht musste sich DiCaprio umgewöhnen. Für ihn sei es eine ganz andere Art Herausforderung gewesen, weil er sonst viele lautstarke Charaktere spiele und in The Revenant - Der Rückkehrer einen, der fast gar nichts sagt. Die Frage, die sich ihm stellte, war: Wie schafft man es ohne Worte, eine so emotionale Reise zu vermitteln und sich auf die Angst dieses Mannes einzustimmen?
Nach der Bären-Attacke werde er zu einem beinahe stummen Charakter, bestätigt auch Iñárritu. Das sei doch die Essenz des Kinos: sich nicht auf Worte zu verlassen, sondern auf Bilder und Emotionen. Eine reine Rache-Geschichte wollte Iñárritu aber nicht erzählen, deshalb nahm er eine Änderung an den wahren Erlebnissen von Trapper Hugh Glass vor. Rache sei ein Gefühl, dass einen anschließend mit Leere füllt, keine gesunde oder befriedigende Emotion. Iñárritu löste es damit, dass er Glass einen Sohn namens Hawk gab, den er mit einer Pawnee-Indianerin zeugt. Eine Vater-Sohn-Beziehung, dachte er sich, wäre sehr viel komplexer und erfüllender und könnte helfen, sich besser mit Glass zu identifizieren.
Die Dreharbeiten für The Revenant - Der Rückkehrer wurden allerdings durch die globale Erwärmung erschwert. Auch wenn er schon am Schneiden ist, muss Iñárritu die letzte Szene jetzt noch in Ushuaia, ganz im Süden Argentiniens, nachholen. Der Schnee sei praktisch vor seinen Augen geschmolzen, dabei hatte man sich für die Schlussszene extra einen Drehort ausgesucht, an dem welcher liegen sollte. Mit Bienen konnte Iñárritu nichts anfangen, also hieß es warten.
Und selbst ohne die Wetterprobleme brachte die Entscheidung, nur bei natürlichem Licht zu filmen, einige Ärgernisse mit sich. Zeit war kostbar. Bei den komplizierten Sequenzen musste alles sitzen und präzise getimt sein, wie bei einem Mini-Theaterstück, berichtet DiCaprio. Tag für Tag galt es, das magische Licht einzufangen - ein nervenzerreißender Moment. Denn wenn diese eine Stunde verplempert und nicht das erreicht wurde, was erreicht werden sollte, musste man am nächsten Tag wieder von vorne anfangen und wieder raus zu den abgelegenen Locations fahren. Sehr intensiv, meint DiCaprio, da alle wussten, dass sie jeden Tag bloß einen Versuch hatten.
Ob sich die Mühe gelohnt hat, sehen wir, wenn The Revenant - Der Rückkehrer am 14. Januar 2016 in unseren Kinos startet.