Filmklischees haben einen guten Grund. Sie sind nur deshalb Klischees, weil sie sich bewährt haben, weil irgendwann mal festgestellt wurde, dass sie beim Publikum gut ankommen.
Zugegeben, es gibt welche, die einen jedes Mal mit den Augen rollen oder entnervt aufstöhnen lassen, wenn sie mal wieder auftreten. Doch gilt dies nicht für alle. Einige Filmklischees würden uns regelrecht fehlen, wenn sie plötzlich nicht mehr da wären, so sehr gehören sie mittlerweile einfach dazu. Sie dienen dem wichtigsten Zweck von allen: der Unterhaltung. Es fällt zwar schwer, nicht zu schmunzeln, wenn sie einem begegnen, aber sie sind erprobte Mittel der Filmemacherei und werden so schnell garantiert nicht verschwinden. Was auch gut so ist!
Hier mal ein paar Filmklischees, die absolut ihre Daseinsberechtigung haben. Vielleicht fallen euch ja noch mehr ein, mit denen wir diese Liste verlängern können.
Rennen in High Heels? Null Problemo!
Wir sagen nur: Bryce Dallas Howard in Jurassic World. Aber sie ist längst die Einzige, die auf High Heels erstaunlich flott unterwegs ist, ohne sich die Knochen zu brechen. Wenn auch wahrscheinlich die Einzige, die mit derart unbequemem Schuhwerk einen T-Rex abhängt.
Bösewichte ohne Zielwasser
Jeder, der mehr als zwei, drei Actionfilme gesehen hat, weiß Bescheid: Die zahlenmäßig weit überlegenen Schergen des Bösen feuern alles ab, was sie haben, schaffen es aber nicht ein einziges verdammtes Mal, den Helden zu treffen. Wie durch ein Wunder bleibt er verschont, während bei ihm selbst nahezu jeder Schuss sitzt. Die Star Wars-Sturmtruppen sind natürlich das Paradebeispiel für miese Schützen, zu bedenken ist aber: Wären die Schurken auch nur halbwegs zielsicher, wäre so ein Film schnell vorbei. Da macht es doch viel mehr Laune, zuzusehen, wie sie als Kanonenfutter enden.
Immer einer nach dem anderen
Bleiben wir noch beim Thema zahlenmäßige Überlegenheit. Statt ebendiese zu nutzen und den Helden gemeinsam, mit vereinten Kräften, zu Hackfleisch zu verarbeiten, greifen die dämlichen Handlanger des Oberschurken typischerweise immer schön einer nach dem anderen an - wodurch sie keine Chance haben und nacheinander ausgeschaltet werden. Man kann sich darüber aufregen, sicher. Ist ja schon irgendwie lächerlich. Oder man akzeptiert es einfach, stellt sich ausreichend Popcorn bereit und hat seinen Spaß damit, wie sich der Protagonist durch die Gegnerhorden schnetzelt.
Aufdringlich zum Liebesglück
Romantische Komödien oder kurz Rom-Coms sind richtig was fürs Herz. Merkwürdig nur, dass am Ende so häufig der aufdringliche Typ das Mädchen bekommt, wohingegen er im wahren Leben eher ein Kontaktverbot bekommen würde. Was lernen wir daraus? Nicht lockerlassen, wenn es darum geht, das Mädel seiner Träume zu erobern!
Keine Zeit zum Frühstücken
Es geht doch nichts über ein abwechslungsreiches, ausgedehntes Frühstück mit seinen Liebsten. Sollte man denken, aber in Filmen sieht die Sache anders aus. Die Mama legt sich richtig ins Zeug und tischt alles auf, was der Kühlschrank hergibt, um ihre Familie zu verköstigen und für den Tag zu stärken - und was machen Mann und Kinder? Sie schnappen sich höchstens noch einen Bagel, bevor es zur Arbeit/Schule geht. Und all das schöne Essen wird ignoriert.
Die inspirierende Rede
Wenn die Menschheit mal wieder am Boden liegt oder Großes bevorsteht, sind eloquente Redner gefragt. Leute wie Bill Pullman, der so leidenschaftlich den Independence Day ausgerufen hat, oder Mel Gibson, der seine Mannen für die Braveheart-Schlacht aufgeputscht hat. Und das sind nur zwei Beispiele von vielen. Es muss immer jemanden geben, der den Kampfgeist weckt und allen neue Hoffnung vermittelt. Richtig (das heißt, nicht zu kitschig) gemacht, kann so eine Ansprache selbst den lethargischsten Kinogänger mitreißen. Gänsehaut inklusive. Aufgeben ist schließlich keine Option!
Alles hübsch aufgeräumt
Lässt man den Blick durch die eigenen vier Wände schweifen, kann man sich angesichts dieses Durcheinanders oft nur die Haare raufen (vor allem, wenn man Kinder hat). Da wird man doch glatt neidisch, wenn man sieht, wie sauber und ordentlich die Häuser und Wohnungen in Filmen sind. Apropos ordentlich: Wie ist es in Horrorfilmen eigentlich möglich, dass Gräber immer so schnell so symmetrisch ausgehoben werden?
Jung, schön, (erfolg-)reich
Wer in den Zwanzigern und gut aussehend ist (weiblich zu sein, schadet auch nicht), wohnt mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem großen, noblen (und aufgeräumten!) Apartment. Woher das Geld dafür kommt, fragt ihr euch? Natürlich von all dem beruflichen Erfolg, den solche attraktiven jungen Leute für gewöhnlich haben, ist doch klar.
Fieseste Tode für die Fiesesten
Fast immer gibt es einen Charakter, den wir mehr hassen sollen als alle anderen. Dazu wird er mit voller Absicht so widerlich und unsympathisch dargestellt, wie es nur geht. Als echter Kotzbrocken also, dem man am liebsten die Visage polieren würde. Hier gilt die Regel: Je fieser ein Charakter, desto grausamer (und für uns befriedigender) sein späteres Ableben. Kann auch ruhig richtig übertrieben sein, damit wir es genüsslich auskosten können. Er soll ja seine Quittung kriegen und wir unsere Genugtuung. Auf gewisse Weise pervers, aber es funktioniert jedes Mal, Klischee hin oder her.
Mexiko orange gefiltert
Schon mal in Mexiko gewesen? Nein? Wir auch nicht. Falls aber doch, könnte uns dann vielleicht jemand sagen, warum es da immer so gelb oder orange aussieht? Oder was die Filmemacher dazu veranlasst, einen solchen Filter drüberzulegen, sobald es nach Mexiko geht? (Die mutmaßliche Erklärung: Warme Farbtöne sollen die Atmosphäre unterstützen und den Zuschauern helfen, die Hitze zu "fühlen".)
Bomben-Entschärfen unter Zeitdruck
Kennt doch jeder: Der Bösewicht hat eine Bombe programmiert, die unzählige Unschuldige in den Tod reißen würde. Und er hat extra einen Countdown angebracht, damit jeder dahergelaufene Held weiß, wie lange er noch hat, bis alles in die Luft fliegt. Üblicherweise entschärft er das Ding rund zwei Sekunden vor Ablauf des Countdowns. Mehr wäre ja unspannend, und eine Sekunde zu unrealistisch. Ein uraltes Filmklischee, das bis heute gerne genutzt wird. Und wir verstehen auch, warum: Zwar ist relativ absehbar, dass die Bombe entschärft wird, aber das Zeitlimit macht es spannend.
Explosionen - na und?
Einfach weitergehen, gibt nichts zu sehen! Echte Actionhelden lassen Explosionen völlig kalt, Detonationswellen existieren für sie schlichtweg nicht. Wenn es hinter ihnen kracht und scheppert, schlendern sie lässig davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen oder in Hektik zu verfallen, denn das ist was für Weicheier. Sieht aber auch zu cool aus, so ein wackerer Recke vor dem flammenden Inferno. Da sind wir dann auch gerne bereit, den Realismus einen Moment lang zu vergessen, um ebendiesen Moment zu genießen. Tritt vor allem in Filmen auf, die sich selbst nicht übermäßig ernst nehmen.
Haarwuchs im Dschungel
Es ist schon erstaunlich: Frauen können sich in Filmen tagelang (oder noch länger) im Dschungel oder generell in der Wildnis aufhalten, ohne dass sich irgendwelche Körperbehaarung zeigt. Und wir meinen nirgendwo. Bei Männern hingegen sprießt auf der Stelle ein Bart. Die Welt ist so ungerecht.
Die Ausrüstungs-Montage
Alternativ auch die Trainings-Montage bei Sportfilmen oder die Aufhübschungs-Montage bei romantischen Komödien. Bevor er in die finale Schlacht gegen den Feind zieht, rüstet sich jeder Actionheld, der was auf sich hält, in einer flott geschnittenen Sequenz aus und versucht dabei so cool auszusehen wie nur möglich. Sämtliche Knarren werden eingesammelt und zackig nachgeladen, Messer in die Stiefel gestopft, grimmige Mienen aufgesetzt. Außer dem Badass-Effekt erfüllt es zudem noch einen anderen wichtigen Zweck: Wir werden ordentlich für die kommende Action gehypt.
Augen auf die Straße? Pah!
Autofahren erfordert vollste Konzentration, so sollte es zumindest sein, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Filme nehmen es damit nicht so genau. Schließlich gehört es sich, seinen Gesprächspartner anzusehen, selbst wenn er auf dem Beifahrersitz sitzt. Da ist es kein Problem, mal zehn Sekunden den Blick von der Straße zu nehmen, während man sich mit jemandem unterhält. Wird schon gut gehen!
Immer ein freies (Park-)Plätzchen
Detective müsste man sein, dann hätte man nie das Problem, mühsam nach freien Parkplätzen suchen zu müssen. Wo auch immer man gebraucht wird, welchen Ort auch immer man ansteuert, um seiner kriminalistischen Tätigkeiten nachzugehen (und sei es Downtown Manhattan!) - es findet sich stets ein Plätzchen in bester Lage. Wenn das nicht praktisch ist...
Noch ein letzter Job
Wenn der Protagonist seinen Job - am besten einen kriminellen - an den Nagel hängen will und noch eine letzte Mission, einen wirklich allerletzten Auftrag übernimmt, wird der fachkundige Zuschauer sofort misstrauisch. Ahnt man doch schon, dass es für den armen Kerl gleich knüppeldick kommt. Im schlimmsten (und ironischsten) Fall muss er kurz vorm wohlverdienten Ruhestand dran glauben, doch glücklicherweise endet es nicht immer so grausam. Man kann sich da allerdings nie sicher sein, wodurch auf einmal so viel mehr auf dem Spiel steht und umso mehr Spannung generiert wird.