Nach der Weltpremiere in Cannes gab es für Quentin Tarantino und Once Upon a Time ... in Hollywood siebenminütige Standing Ovations - und einen Tag später kündigte Tarantino an, er könnte den zwei Stunden und 39 Minuten langen Film noch länger machen. Ihn reizt es, noch mal in den Schneideraum zurückzukehren und weiter daran herumzufeilen.
Noch etwas rausnehmen würde er nicht, sagte er. Aber vielleicht wieder etwas mit reinnehmen. Wenn überhaupt, habe er mit einer zu kurzen Fassung nach Cannes gehen wollen. Die originale belief sich auf vier Stunden und 20 Minuten, also wer weiß, mit welcher Laufzeit Once Upon a Time ... in Hollywood letztendlich am 15. August in die Kinos kommt. Dass Tarantino noch was draufpacken will, dürfte vor allem diejenigen Darsteller freuen, die es nicht in die Cannes-Version geschafft haben. Laut IndieWire fehlte von Tim Roth, James Marsden, James Remar und Danny Strong (Buffy - Im Bann der Dämonen) jede Spur, obwohl sie alle gecastet worden waren.
Aber bei dem Ensemble, das Tarantino da zusammengetrommelt hat, ist es ja auch kein Wunder, dass der eine oder andere auf der Strecke bleibt. Auch ist es wichtig, sich zu fokussieren, und so stehen drei Leute im Mittelpunkt: Leonardo DiCaprio als Schauspieler Rick Dalton, Brad Pitt als sein Freund und Stuntdouble Cliff Booth und Margot Robbie als Ricks neue Nachbarin, Sharon Tate. Ihre Geschichten entfalten sich über drei ganz bestimmte Tage hinweg - oder in drei Akten, wie es Tarantino ausdrückt. Diese Tage sind der 8. Februar, der 9. Februar und der 8. August 1969, die Nacht, in der Charles Manson (Damon Herriman) vier Mitglieder seiner "Family" zu Ricks Nachbarhaus am Cielo Drive in Beverly Hills schickte, wo sie Tate, den Friseur Jay Sebring (Emile Hirsch) und drei andere vorfanden.
Allerdings ist Once Upon a Time ... in Hollywood kein Film über Charles Manson, sondern einer über Hollywood, ein Hollywood im Wandel. Es gebe einen Märchen-Aspekt, daher passe der Titel ziemlich gut, findet Tarantino. Aber es sei auch ein "Erinnerungsstück", also nicht per se historischer Fakt. Ein Hollywood der Realität, aber gleichzeitig auch ein Hollywood der Fantasie. Es sei ein Hollywoodfilm in der Art von Der lange Tod des Stuntman Cameron oder Singin’ in the Rain, mit einem gutherzigen Geist. Und dann frage man sich, wie die Manson Family da hineinpasse. Genau das sei der Trick, sagt Tarantino. Denn genau das soll sich der Zuschauer fragen - wie passt diese widerliche Gestalt in alles hinein? Tarantino hofft, dass dies eine der Sachen ist, die uns ins Kino locken. Es sei so, als habe man einen perfekten Körper und greife dann zur Spritze, um ihm ein tödliches Virus zu injizieren.