Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Davon können die Leute hinter den in diesem Special behandelten Filmen, alles vermeintliche "Originale" und teilweise echte Kultstreifen, ein Lied singen. Ach was, ein ganzes Konzert! Es sind Filme, von denen man heute gar nicht mehr glauben würde, dass sie zu Beginn noch Fortsetzungen anderer Filme waren, später transformiert in etwas Eigenständiges und Neues. Da soll noch mal einer sagen, Sequels seien unkreativ.
Die Gründe können ganz unterschiedlich sein. Mal verweigerten Stars einen weiteren Teil, aber das Studio wollte das Konzept partout nicht fallen lassen, mal funktionierte eine Story nicht als Fortsetzung und wurde deshalb umgearbeitet. Bei manchen Filmen springen einem die Sequel-Ursprünge auch förmlich ins Auge, während sich andere so drastisch verändert haben, dass man nie für möglich halten würde, wo ihre wahren Wurzeln liegen. Ob es eine Wandlung zum Besseren oder zum Schlechteren war, hängt vom persönlichen Geschmack ab, nur so viel: Macht euch auf Überraschungen gefasst! Und immer schön kommentieren, das freut den Redakteur.
"French Connection 3" wurde zu "Nachtfalken"

Ein Sylvester Stallone-Actionthriller aus den frühen 1980ern, der eigentlich etwas anderes werden sollte. Und zwar eine Fortsetzung von French Connection - Brennpunkt Brooklyn und French Connection 2, wieder mit Gene Hackman als mürrischem Detective Jimmy "Popeye" Doyle nebst Partner. Das originale Drehbuch kam auch gut an, aber Hackman hatte keine Lust auf French Connection 3. Also ließ man diese Idee fallen und schrieb alles schnell zu Nachtfalken um. Doyles Platz nahm jetzt Stallones Charakter ein, Billy Dee Williams spielte seinen Partner. An der grundlegenden Handlung änderte sich nicht viel.
"Das Phantom Kommando 2" wurde zu "Stirb langsam"

Dass Bruce Willis ein so gewaltiges Debüt als Actionheld hinlegen konnte, haben wir zum Teil Arnold Schwarzenegger zu verdanken. Wieso das? Nun, es begann mit Roderick Thorps Roman "Stirb langsam". Basierend darauf wurde ein Sequel zu Das Phantom Kommando entwickelt, wo Arnies John Matrix eine Gruppe von Söldnern in einem Wolkenkratzer plattmachen sollte. Da er es zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere aber nicht für sinnvoll hielt, sich mit Fortsetzungen abzugeben (Conan der Zerstörer war finanziell nicht der größte Hit gewesen), stieg Schwarzenegger aus und Das Phantom Kommando 2 hatte sich erledigt. Aus dem Skript entstand dann ein neuer, eigenständiger Actionfilm - Stirb langsam. Willis wurde John McClane, der Rest ist Hollywood-Geschichte.
"Platoon 2" wurde zu "Geboren am 4. Juli"

Mit Platoon schuf Oliver Stone einen der besten und authentischsten Kriegsfilme aller Zeiten, ließ dort seine persönlichen Erfahrungen vom Vietnamkrieg einfließen. Er spielte auch kurz mit dem Gedanken, einen zweiten Teil zu drehen, in dem Charlie Sheens Chris Taylor versucht hätte, sich wieder in der normalen Welt zurechtzufinden. Allerdings war Stone damals so beschäftigt, dass er nie dazu kam, ein Drehbuch zu schreiben. Als er später von den wahren Erlebnissen des Vietnam-Veteranen Rob Kovic erfuhr, beschloss er, all seine Ideen für Platoon 2 stattdessen in Geboren am 4. Juli zu stecken. Zum Glück! Stone lieferte einen weiteren Klassiker und Tom Cruise eine starke Performance als Kovic ab.
"Masters of the Universe 2" wurde zu "Cyborg"

Böse Zungen sagen, Masters of the Universe sei nur als Film getarnte Mattel-Spielzeugwerbung gewesen. Auf jeden Fall war es einer der ersten Filme, die nach ihrem Abspann ein Sequel angeteast haben. Cannon Films hatte schon über 2 Mio. $ in die Konstruktion von Sets und Kostümen investiert, verlor dann jedoch die Lizenz für He-Man. Plötzlich drohte man auf teuren Sets sitzen zu bleiben, für die es keine Verwendung mehr gab. Daher wurde eilig ein postapokalyptischer Jean-Claude Van Damme-Actioner namens Cyborg zusammengeklatscht. Mit dem geplanten Masters of the Universe 2 hatte der kaum noch Ähnlichkeit, aber wenigstens ließ sich noch etwas Geld scheffeln.
"Die Klapperschlange 3" wurde zu "Ghosts of Mars"

Nein, Ghosts of Mars ist nicht gerade John Carpenters bester Film. Ice Cube als knallharter Schwerverbrecher Desolation Williams, der gegen Geister vom Mars kämpft... na ja. Außerdem erinnert sein Look doch verdächtig an den eines gewissen Snake Plissken, bis hin zum ärmellosen Shirt. Kein Zufall, sollte es doch zunächst ein drittes Snake-Abenteuer werden, nur unter dem Titel Escape from Mars und mit Kurt Russell in seiner Paraderolle. Die Story wäre die gleiche gewesen. Da Flucht aus L.A., der direkte Nachfolger von Die Klapperschlange, im Kino aber zu schlecht abgeschnitten hatte, wurde das Projekt eingestampft. Carpenter ersetzte dann einfach "Snake" durch "Desolation". Hätte er vielleicht lieber lassen sollen.
"Total Recall 2" wurde zu "Minority Report"

Obwohl es ein echter Kracher war, wurde Total Recall - Die totale Erinnerung aus irgendeinem Grund nie fortgesetzt (das Remake Total Recall auch nicht, aber da leuchtet es uns eher ein). Dabei hatte Paul Verhoeven schon die perfekte Idee gefunden, in Form der Kurzgeschichte "Minority Report" von Philip K. Dick. Morde, die mittels Präkognition verhindert werden, und ein von seinen eigenen Leuten gejagter Cop, dem ein solcher Zukunfts-Mord vorausgesagt wird - mit ein bisschen Bastelei hätte man das wunderbar für Total Recall 2 nutzen können. Doch als der Geldgeber pleite ging, wurden die Rechte weiterverkauft. Steven Spielberg machte daraus eine direkte Adaption, sein Minority Report mit Tom Cruise.
"Léon - Der Profi 2" wurde zu "Colombiana"

Luc Besson hat ein Händchen für coole Actionheldinnen, fragt Nikita, Leeloo oder Lucy. Jahrelang versuchte er auch, ein Sequel zu Léon - Der Profi zustande zu bringen. Darin wollte er die Geschichte der kleinen Matilda weitererzählen, die ja bei Jean Renos Auftragskiller in die Lehre gegangen war. Besson wartete ab, bis Natalie Portman älter war, verkrachte sich aber mit dem Studio. Léon - Der Profi 2 landete in der Entwicklungshölle, Portman wurde ein immer größerer Star, und die Chancen schwanden dahin. Am Ende gab Besson auf. Sein Drehbuch wurde generalüberholt, und Colombiana war geboren. Die Parallelen sind offensichtlich: Beide Charaktere haben ihre Eltern verloren und wurden in jungen Jahren zu Killern ausgebildet. Doch an Bessons Original kam der Zoe Saldana-Film nicht ansatzweise heran.
"Sieben 2" wurde zu "Die Vorsehung"

Ohne das schockierende Ende zu spoilern: Sieben eignet sich nicht wirklich für eine Fortsetzung. Trotzdem wollte New Line Cinema eine, da der Film so erfolgreich war. Was also tun? Man nahm ein neues Skript von Ocean’s Eleven-Autor Ted Griffin, über einen hellseherisch begabten Arzt, der einen Serienmörder jagt, und strickte daraus kurzerhand ein Sieben-Sequel namens Ei8ht. Morgan Freeman sollte wieder seinen Detective William Somerset spielen und den Platz des Arztes als Hauptfigur einnehmen. Dagegen hätte Brad Pitt nicht mehr mitgemacht, mit der Begründung, sein Charakter sei in einer psychiatrischen Anstalt gelandet. Aber David Fincher war dieses Konzept zu doof, er hatte absolut kein Interesse daran. So platzte das Projekt und kehrte Jahre später als Die Vorsehung zurück. Den Arzt mimte Anthony Hopkins, den Killer Colin Farrell.
"Django Unchained 2" wurde zu "The Hateful 8"

Bei Django Unchained kam Quentin Tarantino richtig auf den Geschmack, gerne hätte er Django noch auf weiteren Abenteuern begleitet. Allerdings nicht mit Film-Sequels, sondern einer Reihe von Romanen. Weil er noch nie welche geschrieben hatte, dachte er sich, er könnte ja es mal damit probieren. Das erste Django-Buch sollte "Django in White Hell" heißen und davon handeln, dass Django zusammen mit allerlei zwielichtigen Typen in einer Hütte festsitzt, während draußen ein Schneesturm tobt. Tarantino gefiel diese Idee so gut, dass er beschloss, sie doch zu verfilmen. Es gab nur ein Problem: Django! In einer Geschichte über üble Gesellen, die üble Dinge tun, war kein Platz für Helden wie ihn, er war einfach zu "gut". Somit flog Django raus und wurde durch Samuel L. Jacksons Kopfgeldjäger Major Marquis Warren ersetzt. Und statt Django Unchained 2 bekamen wir The Hateful 8.
