Alicia Vikander hat sich durch großen Krafteinsatz einen Platz in den Reihen Hollywood erarbeitet. Als neue Lara Croft repräsentiert sie etwa in Tomb Raider ein starkes und unabhängiges Frauenbild. Viele ihrer Stunts erledigte sie dafür selbst. Sie ist also verdammt tough! Dennoch gibt es da einen desaströsen Aspekt von Filmdrehs aus der Vergangenheit, der die schwedische Schauspielerin nachdenklich stimmt: der Umgang mit Nacktheit am Set.
In einem Interview mit Harper’s Bazaar sprach Vikander unter anderem über ihre Erfahrungen beim Dreh intimer Szenen. Sie lobt die Arbeit von Intimitätsbeauftragten, die mittlerweile aus der Branche nicht mehr wegzudenken sind. Gleichzeitig kommt die 33-jährige Darstellerin aber nicht umhin, ihre Enttäuschung darüber zu äußern, dass derartiges Fachpersonal nicht schon früher zum Industriestandard zählte:
"Das Einzige, was man nicht improvisieren kann, ist eine intime Szene - man muss eine Choreografie erstellen und sich daran halten. Es ist das Schlimmste überhaupt, solche Szenen zu drehen."
Vikander habe schon viele Nackt- und Sexszenen gedreht, aber es sei niemals leicht, sich dazu zu überwinden. Trotz dieses Eindrucks betont die Schauspielerin, dass sie sich außerordentlich wohl in ihrer Haut fühle und derartige Szenen in Kauf nimmt. Es habe aber leider eine Drehangelegenheit gegeben, wo alle am Set um sie herum wuselten und sie mehrere Stunden völlig entblößt verbringen musste. In dieser Situation habe sich niemand um ihre Privatsphäre geschert, geschweige denn ihr einen Bademantel gereicht. Die beschriebene Situation sei für sie unangenehm und inakzeptabel gewesen. Leider sei dieses Szenario nur eines von vielen drastischen Erfahrungen gewesen. Welche ihrer vielen Produktionen sie damit kritisiert, ließ die Schwedin offen.
Man muss es in diesem Zusammenhang so drastisch formulieren: es ist ein schändliches Armutszeugnis, dass bei millionenschweren Produktionen zu Beginn des 21. Jahrhunderts Intimitätsbeauftragte noch immer eher die Ausnahme als die Regel waren und man die psychischen Ressourcen und die Würde der Darsteller:innen derart gering schätzte.
Wir sind jedenfalls mehr als froh darüber, dass sich dies zunehmend zum Besseren wandelt. Den Eindruck bestätigt unter anderem Euphoria-Darstellerin Sydney Sweeney in einem Interview vom Januar diesen Jahres. Sie lobte im Zusammenhang mit ihren angedachten Nacktszenen die respektvolle Herangehensweise von HBO und Showrunner Sam Levinson. Auch Streaming-Gigant Netflix achtet seit seiner Erfolgsproduktion Sex Education verstärkt auf den Einsatz entsprechender Expert:innen.
Vikander begann ihre Karriere im Jahr 2002 und wirkte zunächst in verschiedenen Kurzfilmen und kleineren Fernsehrollen in Schweden mit. Internationale Aufmerksamkeit erlangte Alicia Vikander insbesondere durch ihre Rollen in dem Film Ex Machina (2014) und kurz darauf in The Danish Girl (2015) an der Seite von Eddie Redmayne, für den sie mit einem Oscar als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde.
Vor Kurzem hat Alicia Vikander die Dreharbeiten zum kommenden HBO-Serien-Remake von Irma Vep abgeschlossen, das sich ebenfalls mit Fragen der Intimitätskoordination und der Wahrung ethischer Grenzen an Filmsets befassen wird. Die schwedische Schauspielerin wurde außerdem für die Rolle der Catherine Parr für Firebrand verpflichtet. Der Thriller ist in der dekadenten Tudorzeit angesiedelt.
Wir freuen uns, dass sie diese für sie belastenden Begebenheiten mit der Welt teilt, um auf die Verfehlungen von Filmdrehs in der Vergangenheit aufmerksam zu machen. Denn dieses Wissen ermöglicht es, dass sich etwas grundlegend an den Produktionsumständen ändert und ein Bewusstsein dafür geschaffen wird.