
Bewertung: 3.5 / 5
Auch wenn das Prequel Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange nicht ganz an die Spannung und Qualität der Originalfilmreihe herankommt, so ist der Ausflug in die frühen Tage der Hungerspiele und der Aufstieg von Coriolanus Snow ein überraschend guter und über weite Strecken spannender Film geworden, der sowohl für sich steht und gleichzeitig auch eine angemessene Ergänzung der bestehenden Filme darstellt. Wer nach acht Jahren mal wieder in die Panem-Welt abtauchen will, macht mit einem Kinobesuch an dieser Stelle nichts verkehrt.
Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange-Kritik
Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange ist über sechzig Jahre vor den Ereignissen aus den Hungerspielen mit Katniss angesiedelt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Coriolanus (Tom Blyth), lange bevor er zum Präsidenten von Panem werden sollte. Er ist die letzte Hoffnung für seine einst stolze Familie Snow, die in Ungnade gefallen ist. Als er zum Mentor von Lucy (Rachel Zegler), einem Mädchen aus dem verarmten Distrikt 12, erwählt wird, sieht er die Chance, sein Schicksal zu ändern…
So wie David Yates die Harry Potter-Filme definiert hat, so hat Francis Lawrence der Panem-Reihe seinen Stempel aufgedrückt. Somit war es eine weise Entscheidung, auch bei Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange auf seine Unterstützung zu setzen und ihn erneut als Regisseur zu verpflichten. Er ist vertraut mit der Welt und dem gesamten Setting und diese Vertrautheit merkt man dem Film auch an, auch wenn die Geschichte Jahrzehnte vor den Ereignissen von Katniss stattfindet.
Trailer zu Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange
Prequels zu Filmen sind immer eine riskante Sache, oft kommen sie zu spät oder man muss sich nach der anfänglichen Vorfreude fragen, mussten diese Filme unbedingt sein. Der Herr der Ringe hätte keinen langgezogenen Hobbit gebraucht und hat die Vorgeschichte von Darth Vader der Figur wirklich gutgetan? Über diese Dinge lässt sich natürlich vortrefflich diskutieren und dies ist sicherlich auch ein Thema, was in Zukunft bei Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange eine Rolle spielen wird. Brauchen wir die Vorgeschichte von Coriolanus Snow wirklich? Sicherlich nicht, da die von Donald Sutherland gespielte Figur bereits genug Eigenständigkeit besaß und als böses Element bereits gut funktionierte, dennoch ist es immer wieder spannend zu sehen, wie eine Figur zu dem wurde, wie wir sie bisher kennen. Denn auch Schurken sind natürlich durch sich und ihre Umwelt entstanden und manchmal entspringt diesen Prequels auch ein Saul Goodman.
Mit einem kongenialen Better Call Saul können wir das Prequel Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange natürlich nicht vergleichen, da sind Film und Serie trotz Annäherung unterschiedliche Erzählarten, aber für sich genommen ist der Film eine recht runde Sache. Getragen von interessanten Motiven UND wirklich gut auftretenden Schauspielern, bietet das Werk genug Material, um den Zuschauer über 2,5h zu fesseln. Gerade das Zusammenspiel zwischen Tom Blyth und Rachel Zegler ist hier hervorzuheben. Sie sind das Herzstück des Films und die Chemie zwischen den beiden funktioniert gleich auf mehreren Ebenen. Da wir als Zuschauer auch wissen, in welche schrecklichen Zeiten das alles münden wird, haben viele im Film dargestellten Entscheidungen von Snow natürlich noch eine andere Wirkung auf uns. Dabei geht er nicht mit Gewalt vor, sondern vor allem mit klugen Entscheidungen. Abgerundet wird die Darstellerriege vor allem auch durch Peter Dinklage, der vom einstigen Mitgestalter der Hungerspiele zum Mahner wird und Jason Schwartzman, der als Lucky Flickerman einem Stanley Tucci durchaus als Vorreiter Ehre macht.
Bedauerlich, dass das Ende des Films etwas gehetzt wirkt und damit einem durchaus starken Kontrast zu anderen, ruhigen, aber auch manchmal gestreckten Momenten darstellt. Dabei steht Die Tribute von Panem - Das Lied von Vogel und Schlange erst einmal für sich allein und braucht nicht zwingend weiterer Geschichten, dennoch lassen sich die Macher ein Hintertürchen offen und genug von Coriolanus Snow Hintergrundgeschichte wird nicht behandelt. Damit steht bei Erfolg des Films durchaus die Möglichkeit weiterer Prequel-Fortsetzungen im Raum und wir können uns kaum vorstellen, dass diese Karte nicht mittelfristig gezogen wird. Bei dieser Qualität wäre dies jetzt aber auch keine schlechte Entscheidung.
