Seit Casino Royale, dem ersten der Daniel Craig-Filme, hat Superagent James Bond sein Zuhause bei Sony Pictures. Wenn Spectre in wenigen Tagen startet, entsteht jedoch eine neue Situation, da der Vertrag mit Sony endet und die Filmrechte dann wieder zu haben sind. In einer Zeit, in der sich jeder nach globalen Franchises die Finger leckt, ist ein Wettbieten zwischen den Hollywood-Studios die einzig logische Konsequenz. Erst recht bei einem Franchise mit einer solchen Erfolgsgeschichte, wie sie James Bond geschrieben hat.
Noch kann alles passieren. Die Rechte könnten bei Sony bleiben, genauso gut aber zu Warner Bros., 20th Century Fox, Universal Pictures oder Paramount Pictures wandern. Ja, selbst Disney sollte man nicht unterschätzen, auch wenn 007 jetzt kein Charakter ist, der sich einfach so in kinderfreundliche Freizeitparks integrieren lässt. Aber wer mal eben Marvel und Lucasfilm aufkauft, dem ist alles zuzutrauen. Zumal Spectre aktuellen Schätzungen nach am James Bond-internen Einspielrekord von Skyfall (weltweit 1,1 Mrd. $) kratzen wird. Den besten UK-Kinostart aller Zeiten hat der Film schon hingelegt, umgerechnet 63,8 Mio. $ waren es in der ersten Woche.
Als aggressivster "Jäger" gilt Warner Bros., wo man den einen oder anderen sicheren Hit gut gebrauchen könnte. Studiochef Kevin Tsujihara wurde schon gemeinsam mit Gary Barber gesichtet, dem Ansprechpartner bei MGM, dessen Job es ist, für MGM und die beiden Danjaq-Produzenten Michael Wilson und Barbara Broccoli die Vertriebszukunft von James Bond auszuknobeln. Es soll mehr als nur ein lockeres Treffen gewesen sein, offenbar wurden auch Zahlen diskutiert.
Soweit Deadline weiß, verfährt man nun folgendermaßen: Barber, Wilson und Broccoli als die Hauptentscheider warten ab, bis Spectre rund um den Globus im Kino läuft und mächtig Kasse macht, um noch stärkere Argumente zu haben. Danach, zu Beginn des nächsten Jahres, wird der beste Deal geschlossen. Wenn das bedeutet, von Sony Abschied zu nehmen, ist es eben so. Ein sauberer Schnitt wäre vielleicht nicht die schlechteste Lösung, es bahnt sich ja ohnehin ein Umbruch an. Sam Mendes will sich kein weiteres Mal zur Rückkehr aufraffen, so dass man für James Bond 25 einen anderen Regisseur bräuchte. Auch Craig wirkt alles andere als motiviert, obwohl es heißt, er sei noch einen James Bond-Film schuldig. Aber wer will schon, dass er sich wirklich die Pulsadern aufschlitzt?