Bewertung: 3 / 5
Jason Bourne war vieles, nur nicht der gewünschte Erfolg, den sich die Geheimdienste vom Treadstone-Projekt erhofft hatten. Die Gefahr einer Wiederholung ist nicht gebannt und so vielversprechend vielerorts die Ergebnisse auch waren, einen zweiten Jason Bourne darf es nicht geben. Doch Treadstone war nur ein Projekt, parallel betriebene Experimente zur Ausbildung von genetisch verbesserten Killern liefen auch anderorts beim CIA ab. Die Beseitigung aller verbesserten Agenten hat oberste Priorität, die CIA-Agent Eric Byer (Edward Norton) aufgetragen wird. Das gestartete Liquidierungsprogramm gelingt, nahezu alle Agenten, die ein ähnliches Programm wie Bourne durchlaufen haben, werden ausgeschaltet - alle, bis auf Aaron Cross (Jeremy Renner). Der Drohnenanschlag auf ihn in Alaska schlägt fehlt und von nun an ist Cross auf der Flucht. Während Byer alles daran setzt, Cross auszuschalten, setzt dieser alles daran, am Leben zu bleiben und die genauen Hintergründe zu erfahren...
Änderungen werden von Fans eher selten gewünscht und sind noch seltener von Erfolg gekrönt, wenn eine beliebte Reihe wie die um Jason Bourne angepasst wird, die auch im Besonderen von einem Darsteller abhing. Die Bourne Identität aus dem Jahr 2002 etablierte Matt Damon als ernstzunehmenden Actionhelden, doch erst mit Die Bourne Verschwörung und Das Bourne Ultimatum wurde bewiesen, wie viel besser Fortsetzungen sein können. Dabei waren die Bourne-Filme schon immer ein kleines Mysterium: Basierend auf den gleichnamigen Romanen von Robert Ludlum hatten sie kaum etwas mit der Romanvorlage gemein. Figuren, Schauplätze, ja die gesamte Story wurden so radikal geändert, dass zu Recht immer die Frage gestellt wurde, wieso die Bücher überhaupt verfilmt wurden, wenn diese sich auf der Leinwand nicht widerspiegeln. Der Qualität der Filme tat dies sicher keinen Abbruch und auch bei Das Bourne Vermächtnis muss sich niemand davor fürchten, dass die Nähe zum Buch gegeben ist. Es ist wie zu einem Markenzeichen der Reihe geworden, ein Qualitätsmerkmal, wenn man so will.
Trailer zu Das Bourne Vermächtnis
Doch was dreimal glückte und durch das Zusammenspiel von Story, markantem Hauptdarsteller und konsequenter Regiearbeit entstand, will bei Das Bourne Vermächtnis nicht gänzlich fruchten. Zwar ist Renners Aaron Cross nicht weniger konsequent als Damons Jason Bourne, doch die Art der Umsetzung ändert sich gravierend. Jeremy Renner, der seit seiner Karriere als Bombenentschärfer in Tödliches Kommando - The Hurt Locker eine steile Karriere hinlegte und sich inzwischen einen Namen als Actionheld machte, übernimmt als neues Gesicht die Reihe und verleiht samt neuer Story der ganzen Geschichte auch eine neue Wendung. Doch statt durchgehend auf alte Stärken und eine weitreichende Verschwörung hinzuarbeiten, verliert sich Tony Gilroy zu sehr in Actionmomenten. War es in den Vorgängern stets so, dass Bourne gejagt wurde, gab er jedoch immer das Tempo an. Es war die Überlegenheit Bournes, die einen ganz besonderen Reiz ausmachte. Das Bourne Vermächtnis schwächelt hingegen auf der Storyebene und bietet gute Action, aber der Film verkommt so mit seinem Katz- und Maus-Spiel zu einem beinahe gewöhnlichen Actionfilm, der weit weniger aus der Masse hervorsticht als es bei den Vorgängern der Fall war.
Zu übermächtig scheint die alte Trilogie. Während sich Jeremy Renner sichtlich Mühe gibt, kann er zusammen mit Rachel Weisz und Edward Norton nicht verbergen, dass Tony Gilroy einfach das Fingerspitzengefühl und das Talent der Inszenierung fehlt, die Doug Liman und Paul Greengrass in den Vorgängern perfektionierten. Trotz der Mängel reißen die Schauspieler eine ganze Menge heraus und das Zusammenspiel von Renner und Weisz als zwei verfolgte Seelen ist spannend anzusehen. Doch auch das Ende des Films befriedigt sicher nicht alle Zuschauer und lässt vielerorts mehr Fragen als Antworten aufkommen. Ganz klar, Das Bourne Vermächtnis soll kein einzelner Film bleiben und im Idealfall die Story neu entflammen und weiteren Fortsetzungen den Weg ebenen, doch es ist einfach zu wenig, um gänzlich zu überzeugen. Eines Vermächtnisses muss man sich auch würdig erweisen.
Für Fans der Reihe ist Das Bourne Vermächtnis dennoch ein Blick wert, schon allein weil der Film zeigt, dass die Luft nicht ganz raus ist. Es gibt noch viele lohnenswerte Geschichten zu erzählen, nur die Inszenierung muss deutlich besser werden. 3 von 5 Hüten.