Bewertung: 2 / 5
In Enders Game - Das große Spiel steht das Schicksal unserer Spezies auf Messers Schneide: Vor Jahrzehnten wurde die Menschheit von einer Alienrasse, den Formics, angegriffen, Millionen Menschen kamen dabei ums Leben. Nur durch den tapferen Einsatz des Strategen Mazer Rackham (Ben Kingsley) gelang es uns, den Sieg davonzutragen. Eine kurze Verschnaufpause, denn auch Jahrzehnte später stellen die Formics eine immanente Bedrohung für die Menschheit dar, denn ständig muss mit einer größeren Invasion gerechnet werden. Aus diesem Grund wurde ein neues Rekrutenprogramm ins Leben gerufen, mit dem ein neuer Stratege - besser noch als der Held Mazer Rackham - gefunden werden soll. Kinder sind für das Militär die logische Option: Geschult in Videospielen und schneller in der Auffassungsgabe werden sie trainiert, um unter ihnen einen Commander zu finden, der die menschliche Flotte gegen die Formics in die Schlacht führen kann. Colonel Hyrum Graff (Harrison Ford) ist für die Rekrutierung und das Training der jungen Kadetten zuständig und findet in dem Jungen Ender Wiggin (Asa Butterfield) den idealen Kandidaten. Und so will Graff aus Ender den Soldaten formen, der die Menschheit retten kann...
Hollywood steht auf Literaturverfilmungen, dies war schon immer so. Eine vorgefertigte Geschichte und eine eingebaute Fanbasis, was kann da schon schiefgehen? Und so erreichen uns immer wieder gelungene Buchverfilmungen wie die Der Herr der Ringe-Saga, die liebevollen, wenn auch nicht perfekten Harry Potter-Filme oder aktuell Die Tribute von Panem - The Hunger Games. Dann gibt es aber auch Buchverfilmungen wie World War Z und Starship Troopers, die zwar nichts mit ihren Vorlagen gemein haben, aber auf ihre Art und Weise unterhaltsame Filme sind. Wenn es sich um einen Science Fiction-Klassiker wie Enders Game - Das große Spiel von Orson Scott Card handelt, standen die Vorzeichen also durchaus gut, dass uns hier eine Buchadaption erwartet, die an einem der beiden Enden jener Skala landet. Hat das Buch von seiner Komplexität her durchaus Ähnlichkeiten zu Robert Heinleins Starship Troopers. Doch während die Bugs und die mobile Infanterie auf einen visionären Regisseur in Paul Verhoeven trafen, hatte Enders Game - Das große Spiel nur Gavin Hood (X-Men Origins - Wolverine). Womit wir schon bei einem Teil des Problems wären.
Trailer zu Enders Game - Das große Spiel
Wie sang Grönemeyer einst, "gebt die Welt in Kinderhände" - die Idee scheint auch Gavin Hood mit Enders Game - Das große Spiel aufgegriffen zu haben, ganz wie im Roman. Wo dies dort aber Sinn macht und intelligent erklärt wird, schießt Hood jämmerlich übers Ziel hinaus. Videospielerfahrung und schnellere Auffassungsgabe sind allein kein Argument, um den Einsatz dieser Kindersoldaten auch nur ansatzweise glaubwürdig darzulegen. Asa Butterfield erlebt als Ender - und selten haben wir einen Darsteller so fehlgecastet erlebt mit solch schrecklicher Synchronstimme - ein Training im Zeitraffer. Weswegen das gesamte "Spiel" auch schnell dazu verkommt, eine lustige Runde Harry Potter im All zu sein. Statt Hufflepuffs und Slytherins sind es eben die Salamander und Drachenbrigade, denen Ender mal mehr, mal weniger angehört. Dies funktioniert im Buch, da hier eine wichtige Komponente zum Tragen kommt: Die massive Manipulation der Rekruten und speziell von Ender. Im Film wird dies zwar durch Harrison Ford als Colonel Graff angedeutet, aber nur so spärlich und harmlos, dass die komplette Reflexion dessen, was hier eigentlich geschieht, untergeht - nämlich das massive Heranzüchten von Kindersoldaten für den einen. Zwar hegt Ender zunehmend Zweifel daran, ob der Krieg gegen die Formics gerechtfertigt ist, da etliche Romanpassagen aber zugunsten der Laufzeit von 114 Minuten gestrichen wurden, bleibt für Tiefgründigkeit keine Zeit.