Rogue One - A Star Wars Story startet diese Woche in den Kinos und wir sind zur Feier des Tages mittendrin in der Star Wars-Woche auf MJ! Bei der Dauerbeschallung, die selbst wir euch bieten, mag es fast albern anmuten, dass wir euch hiermit kommen, aber mit der inzwischen jährlichen Veröffentlichung von Star Wars-Filmen stellt sich schon die Frage, wie viel Star Wars ist eigentlich gut?
Star Wars ist Kult, dem stimmt sicher jeder ohne mit der Wimper zu zucken zu. Seit Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung in die Kinos kam, ist dies so, denn irgendwie hat es George Lucas geschafft, mit seinem Weltraummärchen über Jedi und die Macht das Kind in uns allen anzusprechen. Was 1977 begann, wurde in den folgenden Jahrzehnten zu einem Phänomen, was vor allem der Originaltrilogie zu verdanken ist. Verstärkt wurde dies ebenfalls durch eine - für damalige Verhältnisse noch nie dagewesene - Schwemme an Merchandising-Artikeln. Was heute nicht selten nervig ist, war damals ein regelrechtes Novum und ebnete den Weg zu einer der wertvollsten Marken aller Zeiten.
Eine große Faszination zog die Marke aber stets auch aus ihrer Endlichkeit. Zwar gab es Videospiele und Bücher, die das Extended Universe bildeten und welche die Mythologie maßgeblich prägten, aber an diesem EU hatte nicht jeder Interesse. Für viele waren und sind die Filme das Maß aller Dinge und die waren nun mal in ihrer Anzahl begrenzt. Star Wars war zu diesem Zeitpunkt eine Trilogie und lebte von der dort gezeigten Welt und den alten Geschichten, die die Figuren erzählten. Wenn Obi-Wan Kenobi über die Klonkriege sprach, funkelten nicht nur die Augen von Luke: Es war pure Magie in uns allen. Als George Lucas viele Jahre später beschloss, die Star Wars-Saga um eine Prequel-Geschichte zu erweitern, war von der Magie dieser Erzählung Obi-Wans nicht mehr viel zu spüren. Und aus drei Filmen wurden auf einmal sechs. Eine neue Generation, eine neue Trilogie, soweit so gut.
Dann kaufte Disney 2012 Lucasfilm auf und es änderte sich alles. Die über viele Jahre geplante Star Wars-Serie wurde eingestellt, das EU negiert und neue Filme angekündigt. Neben einer neuen Trilogie, die im vergangenen Jahr in Star Wars - Das Erwachen der Macht (mehr Remake als Fortsetzung) ihren Anfang nahm, sollen nun auch alleinstehende Filme das Universum erweitern. Rogue One - A Star Wars Story ist diesbezüglich der erste Film eines neuen Star Wars-Gefühls. Natürlich bietet das Star Wars-Universum unzählige Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen, denn was in Büchern gelingt, kann auch in Filmen funktionieren. Doch ist Star Wars dann noch Star Wars, wenn wir bei all den Filmen fast den Überblick verlieren? Es mag banal klingen, aber wenn ein Vater vor 20 Jahren seine Kinder an Star Wars heranführen wollte, dann war es ein Erlebnis, sie mit der Originaltrilogie vertraut zu machen. Aktuell sind wir bei sieben Filmen, in wenigen Jahren werden es neun Filme sein, hinzu kommen mindestens drei Star Wars-Stories und schon sind es auf einmal 12 Filme. Doch wer jetzt denkt, nach Star Wars - Episode IX sei erst mal Schluss, der irrt sich gewaltig, denn bereits jetzt plant Disney mit der Marke über das Jahr 2020 hinaus.
Es mag Spekulation sein, aber wenn Disney in dem geplanten Tempo mit einem Film pro Jahr auch nach 2020 weitermacht, dann reden wir bald von einer Filmreihe, die Godzilla und James Bond in den Schatten stellt. Wer in 15 Jahren das volle Programm möchte, benötigt eine ganze Menge Sitzfleisch. Hinzu kommt, dass mit jedem Film, der als Prequel angelegt wird, der Kanon Schaden nehmen kann und wird. Nicht nur, dass die eigene Fantasie nicht getroffen werden kann, sind Ungereimtheiten fast schon unvermeidlich. Die Prequel-Teile sind dafür der beste Beweis und auch Rogue One ist nicht davor gefeit, Brüche mit der Originaltrilogie zu verursachen. Den Machern sind diese Brüche anscheinend egal, denn sie wollen Fans erst einmal ins Kino locken. Dabei sind der Kanon und die Glaubwürdigkeit das, was den Mythos ausmacht.
Natürlich sehnt sich jeder Fan danach, immer neue Geschichten miterleben zu dürfen. Aber ist dies wirklich wünschens- oder erstrebenswert? Macht nicht gerade der begrenzte Kosmos die Faszination aus, der durch die eigene Fantasie erweitert, durch Fan-Fiction befeuert wird und durch Spiele und Bücher Kontur annimmt?
Nicht zu vergessen die immer wieder verursachte Omnipräsenz einer Marke. Zu behaupten, Star Wars wurde noch nie ausgeschlachtet, liegt falsch. Star Wars war seit jeher ein Marketing-Prototyp und wenn Schoko-Jedi Ritter in der Drogerie ausliegen, dann ist nichts mehr wie es war... Und doch war Star Wars immer anders, durch seine ganz besondere Magie fühlte es sich anders an, wie nicht von dieser Welt. Ändert sich dies jetzt durch die schiere Masse an Filmen? Ist es in zehn, fünfzehn Jahren bloß noch eine weitere Marke, die im globalen Spiel viel von ihrer Faszination verloren hat? Was ist, wenn alles erzählt, jedes Mysterium gelüftet, jede Nebengeschichte ausgebreitet wurde?
Star Wars - Das Erwachen der Macht war ein Ereignis, denn es war ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Rogue One - A Star Wars Story ist es ebenso, denn es ist der Versuch, etwas Neues zu schaffen. Doch was kommt dann? Ist ein Star Wars-Film noch spektakulär, wenn man aus dem Kino kommt und bereits weiß, dass in 6, 12, 18 Monaten bereits der nächste Film erscheint? Filme sind auch so etwas wie eine Reise für den Zuschauer, eine Reise, die einen Anfang und ein Ende hat. Daraus ergibt sich situative Spannung und auch ein wehmütiger Blick, wenn eine Filmreihe wie eine Trilogie ihr Ende findet.