
Bewertung: 3.5 / 5
Wer bezüglich Fantasy auf den finsteren Look mit reichlich CGI eines Game of Thrones oder The Witcher eingestellt ist, muss sich bezüglich Schaugewohnheit mit Das Rad der Zeit erst einmal umstellen: Gefühlt geht es hier wieder etwas lichter und märchenhafter zu, auch wenn Action und im Verlauf immer finstere Entwicklungen anteasen, was da in folgenden Staffeln noch an Potenzial in der Robert Jordan-Adaption von Amazon schlummert. Hier, warum uns die Serie trotz so mancher Macke gefällt:
Das Rad der Zeit Staffel 1 Review
Die Geschichte dreht sich im Serienformat erzählt aus der Perspektive der magischen Aes Sedai Moiraine (Rosamund Pike) und ihrem Beschützer Lan (Daniel Henney) um ihre Suche nach fünf Taveren, von denen einer der Auserwählte sein soll als der Wiedergeborene Drache, und damit fähig, sich dem finsteren Dunklen König entgegen zu stellen, dessen Rückkehr es zu verhindern gilt...
Trailer zu Das Rad der Zeit
Storys um einen Auserwählten, der gegen eine finstere Herrscherfigur antreten muss, gibt es zuhauf, die beliebte Fantasyromanreihe mit ihren ersten Bänden aus den 90er Jahren ist da keine Ausnahme. Das Rad der Zeit-Serienschöpfer Rafe Judkins setzt daher zumindest den Fokus etwas anders durch den Perspektivwechsel, die erste große und grundlegende Abweichung von der Buchreihe, die dadurch aber auch den Mysteryfaktor erhöht. Zudem werden zwei weibliche Charaktere von Beginn an deutlich aufgewertet, das passt aber in diesem Fall durchaus auch in ihre Buchstory im Verlauf.
Reichlich mehr Abweichungen vom ersten Band wie auch grundsätzlich gibt es ebenfalls, mal zum Guten, mal zum Schlechten. Auch bedingt durch Produktionsprobleme durch Castaustieg/Recasting und Covid-19-Bedingungen, die zum Beispiel geplante Locations torpedierten, Massenszenen verhinderten und flottes Drehbuch-Anpassen bedingten. Während das Zusammenfassen von Ereignissen, die im ersten Band an viel mehr Etappen des Weges und zum Teil etwas anders stattfinden, mit auch mehr Charakteren, noch dramaturgisch gut gelöst Längen und Wiederholungen vermeidet sowie Charaktere, die nur für diese eine Etappe im Buch eine Rolle spielen, einspart, wird manchmal jedoch auch so viel aus diversen Bänden vorziehend durcheinander gewirbelt und neu hinzugedichtet, weggelassen, oder komplett uminterpretiert, dass der unbedarfte Zuschauer nach Staffel 1 eher zu viele Fragezeichen bei all den Andeutungen hat, als dass dadurch gekonnt Spannung erzeugt wird.
Richtig toll ist dafür das Casting der Hauptfiguren von Das Rad der Zeit, dafür glatte 5 Hüte, die einfach wirklich gut in ihre Rollen passen, wenn sie auch hier und da von der Buchbeschreibung abweichen. Das tut der Wirkung jedenfalls keinen Abbruch. Pike und Henney überzeugen von Beginn an bravourös als Moiraine und Lan, wie gut die fünf Stars der verbandelten Charaktere Rand, Perrin, Mat, Egwene und Nynaeve aus dem Dorf der Zwei Flüsse passen, wird auch für Nichtbuchkenner vor allem im Verlauf ihrer Charakterentwicklung in der ersten Season mehr und mehr deutlich. Auch die weiteren wichtigen wiederkehrenden Charaktere passen prima mit ihrer Besetzung, als Verbündete, aber auch im Schurkenbereich.
Die Entscheidung für praktische Effekte ist zwar grundsätzlich gut, doch sorgt sie auch für so manch nicht ganz so toll wirkende Szenen in Das Rad der Zeit (die Fährenszene mit den Trollocs!), auch wenn der Look wie grundsätzlich die Kostüme, Requisiten und Kulissen sich sehen lassen können. Einmal gewöhnt an den insgesamt etwas lichteren und mal mehr, mal weniger gekünstelten Stil weiß man den dadurch schon fast klassischen Fantasylook auch wieder zu schätzen. Storybedingt macht mehr Licht zu Beginn und mehr Schatten im Verlauf zudem Sinn, vor allem bei den Location-Szenen der Folge mit der Vertiefung der Aes Sedai (eine der besten und sich am rundesten anfühlenden Episoden) im Gegensatz zu mancher Schurkenszene oder den finsteren Visionen gefällt dies sehr gut und passt zum Inhalt. Musikalisch haben wir uns mehr erhofft, der Score gefällt durchaus, doch mangelt es ihm an einem so einprägsamen Wiedererkennungs-Theme wie ihn manch andere Serie deutlich und besser vorzuweisen hat.
Fast etwas zu gekünstelt und manchmal billig wirkt in Das Rad der Zeit auf den ersten Blick das CGI für die Darstellung des Lenkens der Macht von Moiraine, als Gegenstück zur dunklen wahnhaften Macht passt dies dann aber auch wieder ganz gut. Insgesamt hätte etwas mehr Budget der Serie sicher gut getan, aber das wird in Staffel 2 hoffentlich noch nachgebessert. Zu hoffen ist auch, dass dem Zuschauer die Macht, männlich wie weiblich, dann etwas mehr noch erklärt wird, wie auch die Sache mit dem Dunklen König und Wiedergeborenen Drachen im Zusammenhang von Vergangenheit und Gegenwart. So manches Flashback ist zwar cool, verwirrt aber nur noch mehr, wenn man nicht gerade Moiraines Infos aus ihrem Off-Stimmenpart zu Beginn und eingestreute Infos später hier und dort ständig parat abrufbar im Kopf hat - oder eben die Fantasy-Buchreihe kennt.
Als Buchkenner darf man sich in Das Rad der Zeit aber auch über manch tolle nah am Buch-Szenen freuen neben den Abweichungen und gespannt sein, wie die Veränderungen dennoch zu den Buchereignissen und anstehenden Charakterentwicklungen hinführen werden. Insgesamt ein solider Start mit mancher Macke, aber auch mit manch großartiger Szene, der Lust auf mehr Erklärung dieser Welt und die weiteren Ereignisse darin macht, auch wenn Staffel 1 noch deutlich Luft nach oben verspüren lässt. Auch das Staffelfinale weicht ab, auch hier im Guten wie Schlechten, hier hängt manches noch davon ab, wie man dies nach den nun ersten acht Episoden von Staffel 1 in Staffel 2 fortzuführen und zu erklären gedenkt.
