Bewertung: 3.5 / 5
Nach dem MGM-Klassiker von 1939 und der Disney-Fortsetzung von 1985 habe ich die Oz-Trilogie, falls man sie so nennen möchte, jetzt mit Sam Raimis "Oz the Great and Powerful" vollendet. Langjährige Moviejonesler werden eventuell noch wissen, dass ich damals zu Kinozeiten vom Film sehr enttäuscht war, jetzt im direkten Anschluss an das Original als Prequel zu den bekannten und geliebten Charakteren, Orten, Völkern und Wesen hatte ich aber doch meine Freude daran.
"Oz the Great and Powerful" lebt davon, dass der Film Oz und seine Begleiter wie Dorothys Gemeinschaft im Original auf eine Reise und Suche nach etwas schickt, das sie eigentlich schon besitzen oder auf dem Weg ihrer Reise erlangen. Vielleicht etwas zu kitschig dargestellt, aber der Film trägt das Herz definitiv am rechten Fleck, amüsanterweise erscheint Oz hier wie die gutmütige Version Gilderoy Lockharts aus "Harry Potter und die Kammer des Schreckens". James Franco spielt toll, Rachel Weisz noch besser und fies als böse, manipulative Hexe des Ostens. Die böse Hexe des Westens gefällt weniger wegen Mila Kunis - im Vergleich mit Margaret Hamilton im Original sieht sie ohnehin kein Land - sondern mehr wegen ihrer Charakterisierung als eine von Liebe und Eifersucht korrumpierte Frau, die sich Hexenklischees wie Hässlichkeit, Spitzhut und Besen bewusst zu eigen macht, weil dies Oz´ Hexenbild entspricht.
Trailer zu Die fantastische Welt von Oz
Der Kontrast zwischen Kansas und Oz (von Schwarz-Weiß & 4:3 zu Farbe & 2.35:1) ist mir weiterhin zu extrem, der Film wirkt dadurch nicht wie aus einem Guss sondern wie zwei verschiedene Werke. Meiner Meinung nach hätte Raimi für beide Handlungsabschnitte das gleiche Bildseitenverhältnis wählen sollen. Hinsichtlich der Oz-Naturlandschaften hat "Oz the Great and Powerful" Einiges an großartigen Schauwerten zu bieten, diese fallen für meinen Geschmack aber zu CGI-lastig aus bzw. nutzen sich zu sehr ab, man hat sich da schnell sattgesehen. Darüberhinaus leidet der Film darunter, dass er wie "Der Hobbit 2 & 3" zu sehr zwischen Kinder- und Jugend-/Erwachsenenfilm schwankt, zum Einen möchte er wie das Original ein Märchen und eine Kindergeschichte sein, zum Anderen wartet er mit härterer Action (siehe "Harry Potter" und "Der Hobbit") und einigen typischen Raimi-Horrorelementen auf.
Mich als erwachsener Fan des Originals störte Letzteres allerdings nicht, ich fand es dagegen als erfrischend, Oz, die Hexen und die fliegenden Affen mal etwas deutlicher und effektiver in Aktion zu sehen. Insgesamt handelt es sich hier auf jeden Fall um ein sehenswertes Prequel, welches trotz seiner diversen Schwächen den Geist des Originals atmet.