Bewertung: 4.5 / 5
Dune ist so ein Film geworden, wie ihn wohl zurzeit nur Denis Villeneuve auf die Leinwand bringen kann. Bildgewaltig und wunderschön, garniert mit einem angenehmen Erzählfluss und großartigen Schauspielern. Visuell wäre zwar etwas mehr Mut nicht verkehrt gewesen, dennoch gelingt es dem Regisseur mit seiner großartigen Schauspielerriege, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Man kann nur hoffen, dass nun auch der zweite Teil gedreht wird, damit die Geschichte zu einem würdigen Ende geführt werden kann und wir Denis Villeneuve eines Tages für ein Meisterwerk danken können.
Dune Kritik
Seit Jahrhunderten steht Dune - auch Arrakis und der Wüstenplanet genannt - im Zentrum eines intergalaktischen Konflikts. Nur dort kann Spice geerntet werden, eine Droge, welche interstellare Reisen über lange Strecken erst möglich macht. Auf Befehl des Imperators wird Leto Atreides (Oscar Isaac) aus dem Haus Atreides beauftragt, zukünftig über den Planeten als Lehnsmann zu wachen. Mit seinen besten Truppen, seiner Frau Jessica (Rebecca Ferguson) und seinem Sohn Paul (Timothée Chalamet) macht sich Leto auf den Weg in die Wüste. Während er versucht, die Spice-Produktion am Laufen zu halten und Verbündete unter den Einheimischen, den Fremen, zu finden, wird Paul zunehmend von Visionen heimgesucht. Seine Mutter, eine Bene Gesserit, ist wie alle Frauen jenes Ordens mit geheimnisvollen Kräften gesegnet. Doch hätten diese Kräfte niemals an einen männlichen Nachfahren weitergegeben werden dürfen. Und so sehen die Fremen in der Ankunft von Jessica und Paul vor allem ein Zeichnen des Wandels. Doch im Hintergrund drohen politische Mächte, die Herrschaft der Atreiden auf Arrakis zu einem kurzen Intermezzo werden zu lassen...
Trailer zu Dune
"Dune" wurde 1965 von Frank Herbert geschaffen und galt als unverfilmbar. Dennoch hat es im Laufe der Zeit immer wieder passable Adaptionen von Teilen des Stoffes gegeben. Doch perfekt waren sie nie und sogar David Lynch erntete mit seinem 1984 erschienenen Dune - Der Wüstenplanet viel Kritik. Bis heute, wobei seine Version für uns stilistisch, visuell und musikalisch ein ganz besonderes Werk jener Zeit darstellt und wegen vieler abgedrehter Ideen noch immer sehenswert ist. Aber zu versuchen, den Roman in einen Film zu stopfen, war damals keine gute Idee - und ist es heute ebenfalls nicht. Jetzt versucht sich Denis Villeneuve an der Materie, jemand, der es zuvor schaffte, sogar Blade Runner eine gleichwertige Fortsetzung zu schenken, der die Fehler von einst nicht wiederholen will. So erzählt das neue Dune auch nur die halbe Geschichte und der Untertitel Part One macht dies nach wenigen Minuten auf der Leinwand sehr deutlich.
Mit 155 Minuten hat Villeneuve für diesen ersten Part mehr Zeit als Lynch seinerzeit in 137 Minuten für die gesamte Geschichte hatte. Da beide Filme aber auf der gleichen Vorlage beruhen, wird so mancher Zuschauer erstaunt sein, wie ähnlich sich die Versionen von 1984 und 2021 sind. Die ersten 100 Minuten beider Filme können nahezu 1:1 wie Schablonen übereinandergelegt werden. Natürlich gibt es Abweichungen, da Villeneuve mehr Zeit für Exposition hat, aber die zentralen Szenen sind sogar mit dem gleichen den Buch entlehnten Wortlauten vorzufinden und folgen derselben Dramaturgie. Größere Unterschiede finden sich in der Art der Adaption und so bleibt Villeneuve nah an der Vorlage und verzichtet auf dazugedichtete Elemente wie Schallwaffen, allzu fremdartige Aliens und Herzstöpsel bei den Harkonnen. Jene Elemente übrigens, die seinerzeit nur dem Erfolg von Star Wars geschuldet den Weg in den Film fanden.
Und auch heute ist Star Wars wohl der größte Feind von Dune. George Lucas hat sich bei seiner Kreation an vielen Werken bedient. Die Verborgene Festung und die Romane von John Carter sind nur zwei davon, aber nirgendwo bediente sich Lucas schonungsloser als bei Frank Herberts Dune. Ersetzt man Imperator Shaddam durch Palpatine, den Wüstenplaneten durch Tatooine, Fremen durch Sandleute, die Sandwürmer durch den Sarlacc und die Jedi durch die Bene Gesserit, dann sind das mehr als nur ein paar Zufälle, und bei den Ähnlichkeiten hinsichtlich der Familienzwistigkeiten sind wir noch gar nicht angekommen. Zum Glück fallen diese Analogien Dune nicht auf die Füße, da der Film den Fokus optisch auf Realismus legt, erzählerisch wie der Roman eher politisch geprägt ist. Als Zuschauer verliert man sich somit schnell im Ränkespiel und der endlosen Sandwüste.
Getragen wird Dune dabei nicht nur von Villeneuves sicherer Regieerfahrung, sondern vor allem auch von seinen Schauspielern. Mit Josh Brolin, Jason Momoa, Dave Bautista, Stellan Skarsgård und Zendaya wurden zwar nicht wenige Darsteller dem comiclastigen MCU und teils DCEU entliehen, hier haben sie aber endlich die Möglichkeit auch mal schauspielerisch zu glänzen. Im Zentrum jedoch steht Timothée Chalamet, der als Dreh- und Angelpunkt der Handlung in diesem Film wachsen muss, um den nächsten tragen zu können. Villeneuve gelang es wirklich, eine beeindruckende und überzeugende Schauspielerriege zusammenzustellen und schafft es sogar, die bereits toll besetzte Lynch-Fassung zu schlagen.
In zwei Punkten zieht das neue Dune im Vergleich zu 1984 aber den Kürzeren. Zwar ist es schön, dass man sich keinem Effektgewitter hingibt, Figuren und Handlung in den Vordergrund rückt und damit einen guten Erzählfluss schafft, aber optisch bleibt der Film eher kühl. Das Design ist weniger gewagt, oft ziemlich bodenständig. Hier bewies Lynch mehr Mut und viele Designs gingen vor allem später, getragen von den Spieleadationen, auch in die Popkultur ein. Dune 2021 präsentiert sich da schon sehr bieder und hätte sich ruhig ein wenig stärker an bereits bestehenden Designs orientieren können. Die Sandcrawler sind hierfür ein gutes Beispiel: Passend zum neuen Look, aber im Design fad. Man könnte hier den Vergleich zu Star Wars wagen und sich ein Remake vorstellen, in dem das ikonische Design der X-Wings oder Tie Fighter radikal verändert wäre.
Der zweite Punkt, in dem Dune zwar gut ist, aber im Vergleich unterliegt, ist die musikalische Untermalung. Der Soundtrack von Hans Zimmer ist wie immer hörenswert und vor allem laut, er unterstreicht imposant die Momente. Demgegenüber steht Totos zwar sehr rockiger, aber unfassbar markanter Soundtrack von 1984.
Wie so oft fallen diese Unterschiede aber nur jenen auf, die beide Werke kennen und zwingend vergleichen wollen. Schaut man nur auf Dune für sich, dann ist dies ein unglaublich starker Science Fiction-Film geworden, der die Tür weit aufstößt. Fast ist es unmöglich, im Moment ein Fazit zu ziehen. Denn ob wir in zehn Jahren von einem Meisterwerk oder einer weiteren vertanen Chance sprechen werden, hängt nicht von diesem Film ab, sondern von den kommenden Jahren. So wunderschön dieses Werk auch anzusehen ist, es ist nur die halbe Geschichte, die erschreckend antiklimatisch in den Abspann mündet und nicht für sich alleinstehen kann. Ohne die Fortsetzung wird all die Exposition im Sande verlaufen und Dune, wie so mancher Bewohner auf Arrakis, vom Sandwurm verschlungen werden.
Wiederschauwert: 100%