Bewertung: 3 / 5
Es gibt Comicverfilmungen, die haben es nicht leicht. 2005 tauchten die Fantastic Four zum ersten Mal in den Kinos auf. Neben Spider-Man und den X-Men gehören sie mit zu den bekanntesten Helden, die es im Marvel-Universum gibt. Geholfen hatte dies nicht viel, denn die beiden damaligen Filme gehören mit zum Schlechtesten, was das Comicgenre je im Kino hervorgebracht hat. Zehn Jahre später versucht man nun, den Fehler von einst zu korrigieren und Fantastic Four zu rebooten. Gelingt der Plan?
Losgelöst von den Comics wird eine neue Ursprungsgeschichte erzählt, wie Reed Richards/Mr. Fantastic (Miles Teller), Johnny Storm/Die menschliche Fackel (Michael B. Jordan), Sue Storm/Die Unsichtbare (Kate Mara) und Ben Grimm/Das Ding (Jamie Bell) sich formieren und ein Team bilden. Alles fängt mit dem Bau eines Teleporters an, der die Lösung für die Energieprobleme unseres Planeten bedeuten könnte. Zusammen mit Victor Von Doom (Toby Kebbell) soll ein Portal in ein anderes Universum geöffnet werden und der Plan gelingt. Doch die fremdartige Welt macht aus jedem von ihnen etwas anderes, etwas Übermenschliches. Die Fantastic Four sind geboren - und ihr schlimmster Feind mit ihnen...
Trailer zu Fantastic Four
Fantastic Four Kritik
Mit Chronicle - Wozu bist du fähig? hatte Josh Trank 2012 einen großen Erfolg feiern können und sich für die Regie von Fantastic Four qualifiziert. Eine Entscheidung, die er im Nachhinein bereuen dürfte. So kostete ihn diese Entscheidung nicht nur die Regie der Star Wars Anthology 2, sondern die negative PR im Vorfeld dürfte seiner zukünftigen Regiekarriere massiv schaden. Fantastic Four stand die letzten Monate unter keinem guten Stern und es war Schlimmes zu befürchten. Den Befürchtungen zum Trotz: Die Katastrophe bleibt aus. Die Neuauflage macht vieles gut, einiges schlecht und ist auf jeden Fall ein deutlicher Fortschritt zu den 2005 und 2007 produzierten Filmen und damit ein guter Ausgangspunkt für die Zukunft. Doch erst einmal von vorn.
Josh Trank wollte mit seinen Fantastic Four etwas anders machen, sich von den üblichen Comicfilmen distanzieren. Trank konzentriert sich darauf, seine ganz persönliche Geschichte der Superhelden zu erzählen. So realistisch wie möglich geht er dabei vor und versucht, seinen Figuren dabei möglichst viel Raum zu geben. Während Comicverfilmungen inzwischen einem festen Muster folgen und vor allem durch ihre Schauwerte punkten und groß angelegten Filmuniversen, ist Tranks Fantastic Four fast schon klassisch zu bezeichnen. Exposition, Exposition und noch mal Exposition, um dann den Showdown zu präsentieren. Fast eine Stunde vergeht, bist die Truppe ihre Superkräfte beisammen hat, die es dann erst noch zu kontrollieren gilt. Dabei versucht Trank mal mehr, mal weniger überzeugend die Motivation und Vielschichtigkeit der Figuren darzustellen. Doch wenn immer ihm dies gelingt, gibt es im Gegenzug Szenen, die konstruiert erscheinen, nur um die Handlung vorwärts zu tragen. Auf der einen Seite bringt Trank große Ideen ins Spiel und liefert an anderer Stelle kleine Lösungen.
Der Film hat dabei durchaus seinen Erzählfluss, der nicht langweilt, sofern man gewillt ist, dem langsamen Erzähltempo Gehör zu schenken. Wer hingegen den üblichen Marvel-Stil erwartet, bei dem ein Kalauer den nächsten jagt, nur um zur nächsten Actionsequenz überzuleiten, wird hier nicht glücklich. Trank hat einen anderen Fokus und zieht diesen bis zum Ende durch. Dies ist konsequent, andererseits beraubt er sich so auch vieler Chancen. Denn irgendwann ist auch ein bestimmtes Maß an Exposition genug, der Zuschauer möchte Helden in Aktion erleben und so viel Zeit Trank seinen Helden einräumt, so wenig wird dem Antagonisten bereitgestellt. Die Beweggründe werden nur am Rande angeschnitten, der finale Konflikt unausweichlich, aber geradezu gehetzt. Denn mit deutlich unter zwei Stunden ist Fantastic Four für eine Comicverfilmung sehr kurz geraten und dies ist unverständlich, denn die Zeit wäre ja dagewesen, um eben auch Victor Von Doom noch besser zu beleuchten. Somit bleibt für den Showdown nur sehr wenig Zeit, der dann zwar optisch hervorsticht, aber eben viel zu kurz gerät.
Viele Antworten bleibt Trank dann den Zuschauern ebenfalls schuldig. So erschließt sich bis zum Ende nicht, warum man unbedingt auf so junge Wissenschaftler bei solch einem wichtigen Projekt setzen muss. Vereinzelte Genies sind durchaus nützlich, aber Ideenreichtum ersetzt dauerhaft keine Erfahrung. Und die fehlt auch Trank noch an etlichen Stellen, auch wenn die Ansätze wie bei seinen Helden vorhanden sind.
Fantastic Four Fazit
Fantastic Four ist nicht der erwartete Reinfall geworden, aber auch nicht der Film, der er hätte sein können. So viel Trank auch gut macht, an anderen Stellen lässt er zu viel Potential ungenutzt liegen. Das Casting und die Atmosphäre stimmen, auch die Idee, einen Film nicht in Actionszenen zu ertränken, ist ein wohltuender Kontrast zu anderen Comicverfilmungen. Vielleicht wird in dem für 2017 geplanten Fantastic Four 2 vieles noch besser gemacht, denn Abwechslung tut dem Genre gut. Ob es dazu kommt, hängt aber maßgeblich vom Erfolg dieses Films ab und der ist ungewiss...