Bewertung: 3 / 5
Naturkatastrophen, so dramatisch sie auch sind, faszinieren die Menschen schon immer. Sie zeigen uns, wie klein wir eigentlich sind und wie wenig wir zerstörerischen Naturkräften entgegenzusetzen haben. Nicht zuletzt Erdbeben, wie vor wenigen Wochen in Nepal, gemahnen uns an unsere Grenzen. Doch die Schockwirkung dieser Art von Katastrophen sorgt dafür, dass wir auch im Kino immer wieder davon fasziniert sind, gerade weil wir die Ereignisse eigentlich nur ohnmächtig mitverfolgen können. Aus diesem Grund pickt sich Hollywood in regelmäßigen Abständen Naturkatastrophen heraus und bringt sie auf die große Leinwand, der jüngste Streich ist San Andreas mit Dwayne Johnson.
The Big One, das große und vernichtende Erdbeben, schwebt seit Jahrzehnten über Kalifornien wie ein Damoklesschwert. Seismologen prognostizieren es seit vielen Jahren, nun scheint der Zeitpunkt gekommen zu sein, wo allen Warnungen zum Trotz die verhängnisvolle Dynamik der Plattentektonik ihren Höhepunkt erreicht. Kalifornien wird von einem massiven Erdbeben ungeahnter Größe heimgesucht, Städte und Landstriche fallen diesem Ereignis zum Opfer. Mittendrin befindet sich das entfremdete Ehepaar Ray (Dwayne Johnson) und Emma (Carla Gugino), die gemeinsam einen Weg von Los Angeles nach San Francisco suchen, um dort ihre Tochter in Sicherheit zu bringen. Doch das Erdbeben war nur die Vorstufe, denn die wahre Katastrophe steht noch bevor...
Trailer zu San Andreas
San Andreas Kritik
Mit Fast & Furious 7 - Zeit für Vergeltung hat Dwayne Johnson bereits in einem der erfolgreichsten Filme des Jahres mitgespielt, nun versucht er wieder allein, einen Film zu stemmen und ein Katastrophenfilm wie San Andreas fehlte bisher noch in seiner filmischen Laufbahn. Wenn The Rock draufsteht, ist auch The Rock drin und wenn dann die Handlung sich um ein massives Erdbeben dreht, weiß eigentlich jeder sofort, was ihn erwartet. San Andreas ist einer der seltenen Filme, die genau das versprechen, was sie am Ende auch bieten. Aber ist es auch das, was der Zuschauer will?
San Andreas ist normalerweise der typische Film, der nach Roland Emmerich schreit, dann notgedrungen aber doch nur Brad Peyton (Die Reise zur geheimnisvollen Insel) abbekommen hat. Nicht falsch verstehen, für seine Fähigkeiten macht Peyton den Job gut und liefert dem Titel entsprechend ein großes Effektgewitter ab. Bei einem 100 Mio. $ teuren Projekt erwarten wir aber auch nichts anderes. Nur ist Peyton leider kein Regisseur mit Visionen und Ideen, was San Andreas dann an vielen Stellen viel zu vertraut wirken lässt. Zwar steckt kein Emmerich drin, aber doch eine Prise The Day After Tomorrow und 2012, eben nur alles immer eine Spur kleiner. Doch statt dass sich Peyton vom Meister des modernen Katastrophenfilms absetzt, indem er mehr menschliches Drama einbaut, geht dies leider völlig unter. Wie bei allen Katastrophenfilmen der jüngeren Zeit macht Peyton mit San Andreas einen gewaltigen Fehler, er vergisst, worauf es bei solch einem Film ankommt, denn - so traurig es auch ist - gerade das menschliche Drama ist der entscheidende Faktor, der über den Trickeffekten steht.
Ein Blick auf die 70er-Jahre zeigt: Egal ob Airport (1970), Erdbeben (1974), Flammendes Inferno (1975) oder Meteor (1979). Es kommt letztlich nicht darauf an, welche Katastrophe herangezogen wird um zu packen, wichtig ist das Drumherum. Nur eine enge Bindung zu den Darstellern wirkt auch beim Zuschauer nach. Wo die großen Filme von einst sich viel Zeit nahmen für die Exposition und die Figuren, steigen die modernen Katastrophenfilme gleich ins Effektgewitter ein, die Figuren sind nur schmückendes Beiwerk. Versuche, dies zu ändern und stellenweise ruhigere Momente zu integrieren, werden in San Andreas jedoch durch ein recht plumpes Drehbuch und den nächsten Effekt im Keim erstickt. So sehr Dwayne Johnson und Carla Gugino versuchen zu menscheln, der Funke will nicht auf den Zuschauer überspringen. Der lehnt sich lieber genüsslich im Kinosessel zurück und genießt den Katastrophenritt und wird spätestens beim Verlassen des Kinos vom erstbesten Kinoplakat, welches er nach der Vorstellung sieht, abgelenkt - San Andreas ist dann schon wieder vergessen.
San Andreas Bewertung
Wenn ihr also Erdbeben und The Rock mittendrin wollt, bekommt ihr das mit San Andreas auch genau, nur eben auch kein bisschen mehr. Ein Film, der genau das liefert, was er verspricht, ansonsten aber auch in Gewöhnlichkeit versumpft. Abseits der schönen Schauwerte wird zu wenig Charakterdrama geboten, zudem haben wir alles in der Vergangenheit schon größer gesehen. In Ermangelung ähnlich gelagerter Filme in den letzten Jahren macht San Andreas aber seine Sache gut, weswegen ein launiger Kinoabend bei herauskommt.