Bewertung: 3.5 / 5
Ready Player One ist eine Science Fiction Romanverfilmung von Steven Spielberg aus dem Jahr 2018. Die nachfolgende Kritik ist spoilerfrei.
Im Jahr 2045 dominiert ein MMORPG die Welt und das ist die OASIS. Fast jeder Mensch auf der Welt spielt es und jeder kann sich dort ausleben, weil es im realen Leben nicht mehr so viele Möglichkeiten zu geben scheint. Der Entwickler dieser Welt ist verstorben und hat Eastereggs in der OASIS versteckt. Wer diese findet, bekommt die Firmenanteile des Verstorbenen und zudem die volle Kontrolle über die OASIS. Damit ist der Wettlauf entbrannt, nicht nur Fans, auch Unternehmen streben an, dieses Wettrennen für sich zu entscheiden.
Trailer zu Ready Player One
Steven Spielberg machte sich bereits in den 70er Jahren einen Namen und fing ab den 80ern an, dass Publikum weltweit mit wundervollen Geschichten zu verzaubern. Was liegt näher, als das er die Regie für eine Romanverfilmung übernimmt, welche von einem Computerspiel handelt, welches mit unzähligen Referenzen an die damalige Popkultur auftrumpft?
Der Roman war mir im Vorfeld nicht bekannt, aber man konnte bereits vernehmen, dass Spielberg für die Verfilmung diverse Veränderungen vorgenommen hat. So sind die Anspielungen an die Populärkultur nicht nur auf die 1980er Jahre beschränkt, sondern reichen bis in unsere Gegenwart hin. Wer das Buch im Vorfeld nicht gelesen hat, der dürfte mit dieser Änderung keine Probleme haben.
Ein wenig erinnert Ready Player One an Avatar, mit ein bisschen Fantasie und etwas weiter hergeholt auch an Matrix oder Inception. Menschen tauchen in eine fremde Realität ab und besitzen dort ganz andere Fähigkeiten, ein anderes aussehen und und und.
Trotzdem fühlt sich der Film nicht wie ein Abklatsch von Matrix an, ganz im Gegenteil. Wer selbst mal Online aktiv gespielt hat, wo auch immer, der wird das Feeling sofort spüren und sich in gewisser Weise wie zuhause fühlen. Auch wenn die Spielwelt von OASIS natürlich eine gänzlich andere ist und ganz andere Dimensionen kennt.
Für Spielberg stehen viele verschiedene Gesichter vor der Kamera. Wie es für den Regisseur üblich ist, bilden zwei Kinder bzw. Teenager die Hauptrollen. Dargestellt werden sie von Tye Sheridan und Oliva Cooke, beide sind im Spielfilmbereich noch nicht so präsent, machen ihre Sache allerdings richtig gut. Mit Mark Rylance, Simon Pegg und Ben Mendelsohn stehen einige sehr bekannte Darsteller für Spielberg vor der Kamera, auch sie gehen wunderbar in ihren Rollen auf.
Im Vorfeld wurde unglaublich viel über diverse Figuren geredet, welche in diesem Machwerk auftauchen werden oder könnten. Wenig wurde über die eigentliche Geschichte gesprochen und hier kann glücklicherweise gesagt werden, dass Ready Player One nicht nur von seinen Referenzen lebt, sondern in erster Linie durch seine tollen Darsteller die Realität abseits der OASIS gut darstellt. Man kann hier und da mit den jungen Leuten in Ohio & Co durchaus mit fiebern.
Trotzdem kann einen die Geschichte selbst letztendlich nicht so vom Hocker reißen, man merkt das sie ein Mittel zum Zweck ist, um dieses OASIS-Thema aufzuziehen. An dieser Stelle merkt man auch, dass Spielberg seine großen Erfolge nun schon etwas zurückliegen. Sein Handwerk hat er natürlich nicht verloren, aber Streifen wie E.T., Indiana Jones, Jurassic Park oder um als jüngstes Catch Me If You Can zu nennen, haben doch eine ganz andere Wirkung als die Spielbergfilme, welche er in den Jahren danach gedreht hat. Hier bildet leider auch Ready Player One keine Ausnahme. Auch wenn gerade im ersten und zweiten Drittel beim Zusammenspiel zwischen Sheridan und Cooke durchaus die gewisse Magie ein bisschen spürbar ist. Aber das sind leider nur rar gesäte Momente. Das macht Ready Player One auf gar keinen Fall zu einem schlechten Film, aber bei Steven Spielberg hat man auch 2018 noch gewisse Erwartungen und einen anderen Maßstab als wenn ein anderer Regisseur einen neuen Film in das Kino bringt.
Handwerklich hat sich der Film nichts vorzuwerfen. Die zahlreichen (pausenlosen?) visuellen Effekte sind allesamt stimmig umgesetzt. Die Dichte ist quasi schon mit Avatar zu vergleichen, wobei dieser Film einen so richtig aus der Realität rausgerissen hat. Ready Player One erweckt passenderweise eher den Eindruck, dass man sich in einem Computerspiel befindet. Der klassische Eskapismus kommt daher im Gesamtbild des Films leider nicht groß zur Wirkung, wird aber immerhin Thematisch angesprochen.
Der Schnitt und die Kamera sind passend ohne besondere Highlights zu setzen und die musikalische Untermalung von Alan Silvestri ist stimmungsvoll aber nicht sonderlich nachhaltig. Der moderne Blockbuster lässt grüßen.
Kaum wurde bislang über das große Merkmal des Films geschrieben, die Referenzen zur Popkultur. Das soll nun auch nicht im Detail erfolgen, es bleibt spoilerfrei. Aber es soll angemerkt werden, dass es zwar zahlreiche (unzählige?) Anspielungen auf Comichelden, Videospiele, Filme, Musik, Romane usw. gibt, aber das diese allesamt fast nur Randerscheinungen sind, welche man mit einem Lächeln oder Lachen zur Kenntnis nimmt, die aber selten einen großen Einfluss auf die Fortführung der Handlung haben.
Bei einem Part des Films ist das deutlich anders, hier wird man direkt mit einen bekannten Spielfilm eines sehr großen und leider verstorbenen Regisseurs konfrontiert. Es ist kein geringerer als Stanley Kubrick. Das ist besonders interessant, weil Spielberg und der menschenscheue Kubrick durchaus so etwas wie Freunde waren. Das Wort geht vielleicht etwas zu weit, aber sie waren sehr geschätzte Kollegen. Kubrick übergab Spielberg damals vor seinem Tod beispielsweise sämtliche Konzepte für A.I. und bat und beauftragte Spielberg mit der Verfilmung. Diese sehr detailreiche Anspielung an einen Kubrick-Klassiker ist damit nicht nur eine nette Referenz sondern zeitgleich eine Verbeugung von Spielberg.
Ready Player One ist ein großer Spaß für alle Leute, welche die Unterhaltungsmedien der 1980er bis 2000/2010er Jahre mitgenommen haben. Die vielen Anspielungen sind Teil einer schön umgesetzten Geschichte, welche klasse besetzt ist. Zwar kann man hier und da die alte Spielberg-Magie spüren, aber leider ist dies zu kurz um den Film zu etwas besonderen zu machen. Ready Player One ist eine schöne Hommage an viele Dinge einer früheren Zeit und damit einer toller Unterhaltungsfilm, den man sich durchaus mehrfach angucken und sollte. Mit der Grundhandlung und seinen eigenen Figuren wäre aber vermutlich noch mehr möglich gewesen.