Bewertung: 4 / 5
Besprochen wird in dieser Kritik der Film X-Men: Zukunft ist Vergangenheit im Rogue Cut, welchen Bryan Singer im Jahr 2015 veröffentlichte. Diese Kritik enthält Spoiler und wird ausnahmsweise in der Ich-Form geschrieben.
Trailer zu X-Men - Zukunft ist Vergangenheit
Zur Kinoveröffentlich von Zukunft ist Vergangenheit war ich nicht sehr zufrieden mit diesem Film und habe das in meiner damaligen, nun nicht mehr so schön formatierten, Kritik zu Protokoll gegeben. Seitdem sah ich diesen Film kein zweites Mal. Aber gut sechs Jahre später hat es mich gepackt, ich habe mir den Rogue Cut gekauft, eine 17 Minuten längere Fassung. Dies ist also meine Zweitsichtung.
Der Name Rogue Cut ist dabei etwas trügerisch. Hauptsächlich wurde tatsächlich eine Passage verändert, in der Rogue in der Zukunft befreit wird, um im Kampf um die Vergangenheit helfen zu können. Darüber hinaus gibt es aber viele kleinere Erweiterungen.
Zunächst muss ich sagen, dass die Trailer 2014 bei mir eine enorme Erwartungshaltung ausgelöst haben. Meiner Meinung nach kündigten die Trailer ein Meisterwerk der Comicverfilmungen an und entsprechend wurde ich damals enttäuscht, zudem zog ich mich in meiner alten Kritik an Kontinuitätsschwierigkeiten hoch, welche im X-Men-Universum an jeder Stelle zu finden sind.
Für die Zweitsichtung im Jahr 2020 war ich deutlich gelassener und aufgeschlossener.
Die stärksten Momente hat X-Men: Zukunft ist Vergangenheit in der düsteren Zukunft, in welcher die Helden um ihr Überleben kämpfen. Hier entsteht kompromisslose Endzeitstimmung und man kann die Gefahr spüren und jederzeit ernst nehmen.
Der Vergangenheitsplot ist zunächst sehr an First Class angelehnt, was aber legitim ist, weil man beide Zeitlinien miteinander verknüpfen möchte.
Die neuen Szenen, welche sowohl in der Zukunft wie auch in der Vergangenheit zu finden sind, lassen das Abenteuer deutlich intensiver rüberkommen. Charaktere bekommen teilweise mehr Tiefe und bei der inzwischen 10 Jahre älteren Anna Paquin merkt man ganz besonders, was für eine weite Reise das X-Men-Franchise inzwischen hinter sich hat. Es lässt die Gesamtgeschichte deutlich runder und stimmiger wirken. Rogue war zwar kurz in der Kinofassung zu sehen, aber da kam dieses Gefühl nicht rüber. Weiterhin ist eine parallele Sequenz von Fassbender und McKellen sehr gut arrangiert.
Zudem haben Jennifer Lawrence und Nicholas Hoult eine sehr starke neue Szene, in welcher zum Einen die Intimität wunderbar inszeniert und eingefangen wurde, aber zum anderen sehr gut vor Augen geführt wird, dass Menschen ganz einfach anders sein können, aber trotzdem gleich sind. Hier zeigen Bilder so viel mehr, als es 1000 Worte könnten.
Mit Hugh Jackman, Jennifer Lawrence, Michael Fassbender, Halle Berry, Ian McKellen, Patrick Stewart sowie James McAvoy verfügt der Film zudem über einen beeindruckenden All-Time-Cast verschiedener Generationen.
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit ist sicher kein Meisterwerk und gehört auch nicht zu meinen Top 3 oder Top 5 Comic-Verfilmungen. Aber dieser Film schlägt im Rahmen seiner Möglichkeiten trotzdem eine starke Brücke zwischen zwei Generationen.
Etwas mehr Gelassenheit, starke neue Szenen und etwas Abstand lassen meine Wertung von X-Men: Zukunft ist Vergangenheit daher von 6 auf knappe 8 von 10 Punkte ansteigen.