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Avengers - Infinity War

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"Infinity War"-Debatte

Debatte: Warum "Infinity War" super vs. mies ist

Debatte: Warum "Infinity War" super vs. mies ist
77 Kommentare - So, 29.04.2018 von Moviejones
Ist "Avengers - Infinity War" ein guter Film oder verschaukelt uns Marvel nur? ACHTUNG, SPOILER!
Achtung, diese Meldung enthält Spoiler!
Debatte: Warum "Infinity War" super vs. mies ist

Und da wären wir beim Hauptproblem. Ist das überhaupt noch ein Film? Der Zuschauer wird in die Handlung geworfen, genauso wie er dort herausgerissen wird. In immer kürzer werdenden Abständen mit immer neuen trivialen Inhalten gefüttert. Von einem Filmfluss kann schon lange nicht mehr gesprochen werden. Was Disney hier abliefert, ist Blockbusterkino in Reinform, welches mit viel Getöse versucht, den Zuschauer bei Laune zu halten, aber so nahrhaft wie ein Stück Toast ist. Film und Serie verschmelzen hier zusehends, aber nicht, um das Beste aus beiden Welten zu erzeugen. Wir befinden uns beim MCU in einer Endlosschleife, sehen Filme, die nirgendwo hinführen und immer nur ein MacGuffin für den nächsten Film sind. Dem Zuschauer wird etwas vorgegaukelt, die Spannung scheinbar immer weiter erhöht, ohne aber die befriedigende Auflösung zu bieten. Stattdessen erfolgt die Ablösung durch neue Probleme, neue Herausforderungen, die immer wieder das schlagen müssen, was zuvor war. Der Zuschauer wird zu einem Hamster im Laufrad. Es dominiert das Marketing und nicht der Anspruch einer guten Geschichte, denn was gezeigt wird, ist immer ohne Bedeutung. Echte Spannung gibt es nicht, denn alles bleibt ohne echte Konsequenzen, diese darf es offenbar nicht geben. Alles leicht verdaulich, weswegen es auch kein tief verwurzeltes Leitmotiv in Avengers - Infinity War gibt und das, was es gibt, wird oberflächlich behandelt. Das alles gestreckt auf 150 Minuten, damit jede Figur einmal zu Wort kommt, aber nur selten zur Handlung beiträgt. Die Bierdeckelhandlung ist so simpel gestrickt, dass sie ertränkt werden muss in Effekten. Dabei gibt sich Disney nicht einmal die Mühe, die Messlatte zu verschieben, ordentlich ist ordentlich genug. Niemand schafft hier Sequenzen, die nachhallen. Alles schon mal gesehen und der Zuschauer sieht sich ebenso schnell daran satt. Er merkt es nur nicht, denn das hohe Tempo liefert sofort den nächsten Effekt, die nächste Explosion. Solange man nicht darüber nachdenkt, mag diese Spirale funktionieren, doch sobald etwas Anspruch gesucht wird, offenbart sich die Illusion.

Wenn man sich nicht von den bunten Bildern ablenken lässt, bleibt nicht viel übrig. Überladene und aneinandergereihte Actionszenen, machen keinen guten Film. Gut gegen Böse. Was bleibt sind Superhelden, die immer nur so stark sein dürfen, wie es die Szene bedarf. Gegner, die immer dann siegen, wenn es die Story voranbringen soll und sterben, wenn ihr Zweck erfüllt ist. Mal ist Vision superstark, dann superschwach, Scarlet Witch darf Großes vollbringen, scheitert aber an Handlangern, die später mit Leichtigkeit bekämpft werden und gegen die sogar eine Black Widow besteht. Ernsthaft? Das alles ist unglaubwürdig, da jegliche Bodenhaftung verlorengeht. Der gesamte Vision-Handlungsstrang und dessen Rettung ist sinnbefreit. Um eine künstliche Lebensform zu retten, wird hundertfacher Tod in einer fragwürdigen und nicht einmal besonders gut choreographierten Schlacht in Kauf genommen. Die Zerstörung des Infinity Steins am Ende, hätte zu Beginn viele Probleme lösen können. Wird aber sowieso mit einem Fingerschnipp revidiert. Darauf hätte man auch früher kommen können. Und was ist mit Thor? Sein Hammer, bisher ein mächtiges Instrument, wird in Thor - Tag der Entscheidung degradiert. Es stecke alles bereits in ihm, doch in Avengers - Infinity War bedarf es auf einmal wieder einer neuen Waffe. Man dreht und wendet es, wie man es braucht. Unterhaltung muss sich nicht immer an schweren Stoffen abarbeiten, aber etwas mehr Größe wäre wünschenswert. Wie lange soll das noch gutgehen, bis auch der letzte begreift, was hier eigentlich gespielt wird? Hier werden nicht Grenzen ausgelotet, hier wird nicht versucht, großes Kino zu liefern, hier gibt es nur Beschäftigungstherapie unter dem Deckmantel eines Eventfilms, der nur so lange ein Event sein soll, bis er durch den nächsten Film abgelöst wird. Gleiche Themen in Endlosschleife.

Einwurf: Ist diese Kritik nicht fehl am Platz, richtet sich denn dieser Film überhaupt an Zuschauer, die so ticken? Nein, denn wie kaum eine andere Filmreihe prägt das MCU die Kino- und Filmlandschaft. Die Superhelden haben längst ihre angestammten Pfade verlassen und prägen stilistisch jeden Film. Produziert Hollywood, was der Zuschauer sehen will oder sieht der Zuschauer was Hollywood produziert? Beides ist richtig, denn die Wechselwirkung ist ein seit Jahren andauernder Prozess und Avengers - Infinity War die Speerspitze eben jenes. Wenn von solchen Filmen nicht mehr verlangt wird, dann richtet sich das Kino mittelfristig zu Grunde. Denn mit leichtverdaulicher Kost lässt sich leichter Geld verdienen und ist die Kuh erst einmal angefüttert, frisst sie dem Bauern aus der Hand. Avengers - Infinity War wird ein fulminanter Erfolg werden, die Fans werden ihn feiern und alle werden gierig dem nacheifern wollen. Die Abwechslung wird noch mehr leiden, Risiken minimiert und noch mehr kopiert. Das, was an interessierten Zuschauern für andere Genres übrigblieb, wird nach und nach dezimiert. Was bleibt, ist eine leicht zu fütternde Zielgruppe, die jetzt Erfolge sichert, aber langfristig kein stabiles Geschäftsmodell mehr. Denn irgendwann hat sich auch der letzte Comicnerd an den bunten Bildern sattgesehen, irgendwann hat jeder genug von diesen Übermenschen und was bleibt dann noch von einer Kinolandschaft, die nur noch von einem Genre dominiert wird?

Eines hat Disney geschafft: Man kann herrlich über diesen Film diskutieren und das mindestens ein Jahr lang. Es wird sich zeigen, was bleibt, wenn alle Karten auf dem Tisch liegen.

 

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77 Kommentare
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MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
29.04.2018 00:41 Uhr | Editiert am 29.04.2018 - 01:04 Uhr
3
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.270 | Reviews: 110 | Hüte: 653

Ach ja, warum ist Frodo mit dem Ring nicht direkt mit einem Adler und Gandalf zum Berg der Macht geflogen? Dann hätten wir uns eine epische Trilogie sparen können, ebenso die Cliffhanger von Teil 1 und 2. Ach ja, alles Marketing-Gags, um den Zuschauer bei Laune zu halten und ihm Geld aus der Tasche ziehen.

Dieses Beispiel musste sein. Für mich ist eure Meinung und euer Artikel pure Schwarzmalerei. Ich persönlich liebe es, wenn ein Ende nicht so plötzlich kommt und wenn auch Helden mal extrem einstecken müssen, um letztlich erst viel später einen Sieg zu erringen. Ein Sieg ist dann noch viel größer, wenn man vorher Niederlagen erleiden musste. Das macht eine gute Geschichte aus. Ansonsten könnte man aus allen mehrteiligen Geschichten, seien es nun Bücher, Spiele oder Filme einen einzigen Teil machen und alles kürzen. Aber dann wäre alles zu schnell vorbei und der Sieg wirkt weniger schwierig und dramatisch und vor allem weniger bedeutend.

Infinity War ist für mich ein wahres Meisterwerk an Filmkunst im Hinblick auf dieses Genre. Besser hätte niemand den Film machen können, wie ich finde, höchstens noch länger... aber genau das ist er ja eigentlich: Länger. Denn Avengers 4 kommt noch und führt die zu kurze Geschichte fort. Ich fühle mich jhedenfalls nicht verarscht, sondern sehe nur eines: Thanos hat für den Moment gesiegt und das erreicht, was er wollte: Die halbe Bevölkerung ausgelöscht, wahrscheinlich sogar des ganzen Universums. Und er schreckt dabei auch nicht vor dem Zuschauer zurück. Gnadenlos wird per Zufall (so habe ich es interpretiert) jeder Zweite ausgelöscht. Aber man merkt Thanos auch deutlich an, dass er nicht komplett mit sich zufrieden ist durch Gamoras Tod. Und natürlich wissen wir, dass es am Ende nicht so bleiben wird. Die spannende Frage ist nur: Wie wird das ganze rückgängig gemacht? Doctor Strange kann das ja nicht tun. Was genau tut Captain Marvel? Und wo waren Ant-Man, Wasp und Hawkeye? Und was ist nun aus Red Skull geworden, wo er ja quasi keinen Stein mehr bewachen muss? Vielelicht alles strategisch intelligent von ihm geplant? Spannend bleibt es allemal.

Der Film schafft meiner Meinung nach den perfekten Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor, Charakterzeichnung, tollem Teamwork und Action. Er fühlt bedrohlich an, fast wie ein Thriller, ohne dabei seine Wurzeln des Comics zu vergessen. Er macht Spaß und ist dramatisch zugleich. In meinen Augen nahezu perfekt, wenn auch an manchen Stellen nicht ohne Logiklücken, die mich aber in keisnter Weise gestört haben. Bis auf eine Kleinigkeit, die mich schon ein kleines bischen gestört hat: Weswegen hat Doctor Strange vom Raumschiff nicht einfach ein Portal zu Erde geöffnet. Er fragt, wie sie denn nun zur Erde zurückkommen sollen? What? Das war der einzige größere Schnitzer, der besonders auffiel.

Zum Thema, weshalb manche Helden mal stark und mal schwach sind: Ich habe das "meistens" so empfunden, dass die jeweilige Situation aus einem starken Helden einen schwachen gemacht hat. Auch ein extrem starker Held kann auch mal auf dem falschen Fuß erwischt werden, in eine Falle tappen oder gar von ebenso starken Bösewichten überrumpelt werden, was dann zu einem Malus seiner Fähigkeiten führt. Der Vorteil besteht darin, den ersten Zug zu haben. Wie in einem guten Rollenspiel ist auch ein starker Charakter mal schwach, wenn er auf dem falschen Fuß erwischt wird oder sich einen Patzer leistet. Und da die Helden allesamt total überrumpelt wurden von mehreren übermächtigen Gegnern, finde ich es zum größten Teil gut gelöst und nachvollziehbar. Vision war noich der auffälligste Charakter, wenn er sich manchmal scheinbar einfach nicht gewehrt hat.

Für mich aber einer der gigantischsten und besten Comicverfilmungen überhaupt. Im MCU für mich der beste Film und insgesamt auf seine ganz eigene Weise so genial wie die Batman-Trilogie von Nolan auf seine Weise. Beide perfekt in ihrem eigenen Stil.

Ganz klar von mir eine 10/10 oder ganze 5/5 Hüte.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
29.04.2018 00:22 Uhr | Editiert am 29.04.2018 - 00:24 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.962 | Reviews: 184 | Hüte: 618

Aus offensichtlichen Gründen verzichte ich auf Spoiler-Marker, da dieser Thread sich ohnehin klar an die richtet, die den Film bereits kennen.

Ich habs bereits im Kritikenspiegel-Thread angemerkt, daher hier nochmal aus nem leicht anderen Blickwinkel formuliert: auch in meiner Brust schlagen hier zwei Herzen. Der Fanboy springt bei all den Helden fröhlich im Zickzack. Der Filmfan wittert jedoch den gleichen, konsequenzlosen Marvel-"Kram", den sie seit Jahren liefern. Innerlich WEIß ich bereits, dass im vierten Avengers alles revidiert wird, was aktuell noch als schockierend präsentiert wird. Und auch wenn Loki möglicherweise tot bleiben wird und eventuell der eine oder andere Phase 1 Held so langsam in Rente geschickt werden dürfte: am Ende wird keiner der großen Namen tot bleiben, denn es ist alles nur ein großes Geschäft und Spidey und Black Panther machen letztlich zu viel Geld und wurden zu pompös vermarktet, um nun zu verschwinden. Insbesondere da ja bereits groß geplant wird für die stetig unweigerlichen Fortsetzungen.

Ich liebe Marvel, aber ich hasse sie auch. In den Comics lässt man sich zumindest teils Jahre Zeit, um Konzepte auszuloten, bevor man geliebte Figuren zurückbringt (man denke nur mal an Peter Parker nach der Klonsaga, als er 5 Jahre von seinem Klon vertreten wurde, oder zuletzt nach dem großen Coup von Doc Ock, als der Peters Körper für über 2 Jahre für sich beanspruchte und wir solange eine gaaanz andere Spinne zu sehen bekamen), in den Filmen bleibt es beschränkt auf Minuten, maximal wird mal über knapp zwei Filme etwas beibehalten, so wie Lokis erster Tod und seine kurze Herrschaft über Asgard von Thor 2 auf 3...

So bleiben es stets leicht verdauliche One-Shots, die trotzdem irgendwie verbunden sind. Aber seien wir ehrlich - wollen wir denn wirklich, dass Figuren die wir mögen auf Dauer von der Bildfläche verschwinden? Klar will ich das, aber ich würde es hassen und wollen, dass es nicht mehr so ist. Und so geht es den meisten...und da liegt eben das Problem. Denn Helden dürfen nicht sterben, wenn sie Helden bleiben sollen. Aber ohne Konsequenzen hat es eben alles kein Gewicht. Und dieses Dilemma kann man nicht lösen, man kann es höchstens ignorieren, solange es geht.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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