André: Nun Frank, das mag ja alles ganz nett sein, dass die Führung komplett wechselte und Warner Bros. fortan mit einem neuen Namen daherkommt, doch letztlich ist es in Hinblick auf das bis dato desaströse DCEU egal, ob man einem kategorischen Denkfehler unterliegt. Genau diese mangelnde Differenzierung ist vorerst ein Teil des Problems, weil beim Durchschnittsmenschen der in dieser Hinsicht teilweise verbrannte (aber traditionsreiche) Name Warner hängen bleibt. Die Kreativabteilungen und das Marketing haben hier einen Bärendienst zu bewältigen, bevor man irgendwelche Früchte ernten darf. Das ist tatsächlich ein Unterfangen von mehreren Jahren.
Ich bin da ganz bei der skeptischen Haltung von Torsten und Steffi, weil wir in den vergangenen Jahren zu oft solche blumigen Worte von hochrangigen Unternehmen gehört haben. Dieses Wording ist wohlgemerkt in erster Linie für Aktionäre gedacht, um Ruhe in das ganze Thema zu bringen und den Börsenkurs nicht ins Bodenlose krachen zu lassen. Dafür gab es aus Unternehmenssicht für die Kommunikation gar keine alternative Lösungsstrategie. Es ist natürlich trotzdem gut, dass im Hintergrund eine Menge zu passieren scheint und man die Probleme der letzten Jahre auch halbwegs offen kommuniziert und dagegen ankämpfen möchte, allerdings schleppt man unweigerlich auch den Namen DCEU mit sich herum. Zumindest werden das die Menschen noch ewig als Pendant zu den super-erfolgreichen Marvel-Filmen im Kopf haben.
Die ganze Sache hat etwas von dem grassierenden Reboot-Wahn, wo man am Ende nicht mehr weiß, von welchem Film man jetzt spricht: dem Original oder der neuen Version? Hier offenbaren sich vielfältige Fallstricke. Es wird auch nicht unbedingt leichter, wenn man nun trotzdem mit Aquaman and the Lost Kingdom, The Flash und Co. hausieren geht. Man muss dabei auch anmerken, dass das alte Warner Bros. für manche der Probleme bedingt etwas kann, weil das eher in den Kooperationen und Casting-Entscheidungen begründet liegt: Allein Amber Heard, Johnny Depp, Ezra Miller und J.K. Rowling dürften dem Konzern bisher eine Menge Kopfzerbrechen bereitet haben. Da sprechen wir noch nicht einmal vom ehemaligen DC-Kronprinzen Zack Snyder.
Mit all diesen schwierigen Personalien muss man in Zukunft aber auf die ein oder andere Weise umgehen. Im Falle von Heard und Depp dürfte der Drops zwar gelutscht sein, aber bei Ezra Miller wird es noch richtig spannend zu sehen, welche mögliche Exit-Strategie man sich überlegt (hat?).
Am potenziell schwierigsten könnte der Umgang mit J.K. Rowling werden, weil sie mit Harry Potter, Phantastische Tierwesen und Co. ein Milliarden-Franchise mit sich bringt, dass man sich ungern entgehen lassen möchte. Doch wiederum muss man dabei mit ihrer unglücklichen Kommunikation im öffentlichen Raum hantieren, die sich natürlich auch auf die Diskussion über die entsprechenden Franchise-Einträge legt. Eine eigene Serie wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen, da bin ich mir sicher (siehe die Meldung eines angedachten Meetings zwischen David Zaslav und Rowling).
Ich bin auch gewillt, Warner Bros. Discovery den Credit zu geben, sofern sie dann auch liefern, allerdings fehlt vorerst mein emotionales Investment. Selbst wenn andere Menschen diese Differenzierung ähnlich wie von dir vorgeschlagen vollziehen, werden sie noch lange pessimistisch (und verwirrt) bleiben. Das liegt aber auch daran, dass die nächsten Filme noch unter Warner Bros. entwickelt und gedreht wurden. Das Publikum wird dies also dem Erfolg beiden Firmen - dem alten und dem neuen Warner - zurechnen, sofern diese Einträge unterhaltsam ausfallen.
Einen lupenreinen Warner Bros. Discovery-Film werden wir womöglich erst 2025 zu Gesicht bekommen, weil man sich ja notwendigerweise auch mit den bisherigen Plänen zum DCEU und Co. auseinandersetzt und dazu erst einmal Stellung beziehen muss.
Lest auf Seite 3, was Marvel den DC-Superhelden-Filmen voraus hat und welche Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Fusion der Streaming-Services HBO Max und Discovery+ stehen.