Serienqueen Steffi stützt sich in ihrer Argumentation besonders auf das ungenutzte Potenzial des DCEU, wobei es mit etwas mehr Mut und Kreativität möglich gewesen wäre, einen tollen Spagat zwischen den verschiedenen Angeboten der TV- und Kino-Franchises hinzubekommen.
Steffi: Ich denke, WB bzw. DC haben sich auch von Kritikern und dem Schielen auf die Konkurrenz zu sehr beeinflussen lassen. DC hatte sein Multiverse im TV, ein klar abgegrenzter Bereich von den Kinofilmen. Den Sprung weg von der "zu soapig"-Kritik hatten sie auch schon mit dem DC Universe angegangen, das hätte funktioniert, wenn man es einfach stur weiterverfolgt hätte. Eben ganz so wie Marvel seinen Aufbau des MCU mit viel Zeit und Geduld erst im Kino, dann wiederum im TV aufgebaut hat - trotz auch dort vorhandener Kritik.
Man nehme nur Iron Man 3, Thor, Avengers - Age of Ultron - aber sie haben sich einfach nicht einschüchtern lassen und hatten und haben eine stabile Führung, die alles auf dem Schirm hat, was man wie connecten könnte. Das versucht das neue Warner nun erst einmal anzugehen.
Das Snyderverse hätte man prima mit dem Multiverse verbinden können, statt sich da querzustellen. Wie das geht, hat Marvel gerade mit den Universen gezeigt, zu denen sie nach und nach die Lizenzen zurückbekamen. So hatte man aber immer das Gefühl, das DCEU hechelt dem MCU hinterher statt einfach stur seinen eigenen Weg zu verfolgen und damit ihr Ding aufzubauen. Marvel/Disney haben auch das Glück, mit Lucasfilm, Pixar, Fox und Hulu im selben Bereich Film/Serie/Doku zu bleiben. HBO Max und Discovery als fusioniertes Konzept beabsichtigt ein viel breiteres Spektrum mit Sport (was zu HBO Sport passt) und unscripted Content etc. zu umfassen.
Damit verfolgt die neue Unternehmensspitze einfach noch einmal mehr als Disney mit seinem Dienst beabsichtigt. Bei Disney+ lässt sich das daher auch so schön easy in die Rubriken aufteilen, wobei etwa Star als Extrabereich für Fox/Hulu/Adultstuff angezeigt werden kann. Da wird sich die Plattform aus HBO Max und Discovery schon schwerer tun. Sie haben im Falle von Discovery einen Partner mit komplett artfremdem Content als Ergänzung, statt Sachen, die im Bereich Film/Serie/Doku zusammenpassen. Das wird eine Mammutaufgabe, da eine vernünftige Struktur reinzubringen.
Man unterliegt damit außerdem dem Zwang, dass Warner dem Partner ja auch etwas bieten muss, was zu deren Content passt, mit z.B. Live-TV Sport, wo sich dann HBO und Discovery ergänzen. Wenn man so viele verschiedene Themen umfassen will, kann man die Leute auch schwieriger als nun vereintes Team händeln. Daher ergibt es auch Sinn, ein Team nur für den DC-Bereich aufzustellen, damit da etwas Ordnung reingebracht wird. Ähnlich werden sie wohl auch Teams für die anderen großen Themen aufstellen. Das wird sicherlich alles einige Jahre dauern, das gut strukturiert aufzubauen und mit fruchtbarem Leben zu füllen.
André: In dem Zusammenhang denke ich mir, dass es wichtig ist, zu signalisieren, dass man das weitere Vorgehen mit Argusaugen beobachtet und nicht jeden Müll herunterschluckt. Ich bin mal rebellisch und sage, dass man den alten Namen ja komplett zu Grabe tragen hätte können, um den Umbruch zu signalisieren. (Ketzerei!) Aus gutem Grund hat man das nicht getan, schließlich steht dieser symbolisch für jahrzehntelange Kinotradition.
Man kann jedoch mit dem Zusatz "Discovery" jetzt nicht so einfach sagen, dass man aber bitteschön nur die Verdienste Warners im Blick behält, das Schlechte aber unter den Teppich kehrt. Man hat sich mit der Übergabe in neue Hände und der Namenswahl eben nicht nur zugkräftige Franchises und Strukturen gesichert, sondern auch viele Altlasten, die selbstverständlich auch der Name beinhaltet ausstrahlt.
Das mitgeteilt, bin ich mir trotzdem sicher, dass wir mit Black Adam, Shazam! - Fury of the Gods, Aquaman and the Lost Kingdom und selbstverständlich auch The Flash, The Batman 2 und Joker - Folie à Deux allesamt potenzielle Milliardenhits vor uns haben. Einen größeren Plan des neuen Unternehmens zu Gesicht zu bekommen erwarte ich mit den nächsten Filmen aber noch nicht.
Wie so oft kommt man dabei nicht umhin, zu betonen, dass Marvel-Filme den Vorteil besitzen, dass einzelne Filme zwar hier und da abfallen mögen, die Identität unter einer Flagge aber stets gewahrt blieb, wenn wir von den Filmen ab 2007 sprechen. Viel krasser noch: Man hat es mit dieser Identität sogar geschafft, die vorherigen Einträge von einem Mann wie Sam Raimi glaubwürdig in das bis dato vorhandene Filmuniversum zu integrieren und sie so noch einmal nachhaltig im Gedächtnis verankert und aufgewertet. Diese luxuriöse Position ist schon erstaunlich.
Teilweise mögen bisher die Unkenrufe zu Phase 4 noch relativ präsent und laut sein, allerdings ist das in Anbetracht von Warners Scherbenhaufen fast schon zu vernachlässigen. Trotzdem: Vielleicht sollte Warner Bros. Discovery einfach mal machen, ohne auf den durchschlagenden Erfolg von Marvel zu schielen, sondern eine solch eigene Identität entwickeln bzw. sich auf die vorhandenen Stärken der oftmals als "düsterer" und "dreckigerer" beschriebenen Welten beziehen... So könnte ein erneutes Erwachen erfolgreich vonstattengehen.
Die MJ-Redaktion hat untereinander aus allen erdenklichen Rohren gefeuert, doch nun möchte sie natürlich wissen, wie die Community die Debatte zur neuen Unternehmensstrategie von Warner Bros. Discovery sieht: Freut ihr euch auf die nächsten Jahre oder überwiegt die Skepsis?
Zur Erheitung und/oder zum Anstacheln der Diskussion: Der offizielle Twitter-Kanal von Amazons überspitzter Superheldenserie The Boys - Vought International - hat im Zuge der Ankündigung von Discovery+ sogleich nachgelegt und dem Streaming-Wahn mit einem hauseigenen Konzept die Krone aufgesetzt:
Vought is bringing your streaming together in one, fairly easy-to-use app. VTV+, VNN+ and VSN+ are now part of Vought++! It’s plus-plus, for only an additional $29.99 per month. Rewatch Dawn of the Seven with the guys, dive in to Property Flippers with the gals, plus more! pic.twitter.com/C4PRORD7m4
— Vought International (@VoughtIntl) August 5, 2022