Update vom 30.08.2018: Der Streaming-Wettstreit verschärft sich! Amazon sucht nach Möglichkeiten, um über seinen Streaming-Dienst Amazon Prime mehr Filme anzubieten, und führt darum Sondierungsgespräche mit mindestens zwei großen Hollywood-Studios, berichtet Bloomberg.
Diese Studios sollen Paramount Pictures und Sony Pictures sein, jedoch stehen die Gespräche noch am Anfang. Von einer Einigung scheint man noch weit entfernt. Denkbar wäre, dass Amazon Filme im Austausch gegen bestimmte Online-Rechte mitfinanziert oder man gemeinsam mit den Studios neue "Originale" für Amazon Prime entwickelt. Als Vorbild gilt The Cloverfield Paradox, ein Paramount-Film, der direkt über den Streaming-Rivalen Netflix veröffentlicht wurde - und das mit einigem Erfolg.
Netflix wiederum nimmt die Award-Season in den Blick und plant, drei der unten genannten Filme auch im (US-)Kino laufen zu lassen, was sie dafür qualifizieren würde. Nichts Neues, denn seit Beasts of No Nation wird es jährlich praktiziert. Dieses Jahr möchte man laut Deadline folgende Titel ins Rennen schicken: 22 July am 10. Oktober, The Ballad of Buster Scruggs am 16. November und ROMA am 14. Dezember.
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Ja, Netflix expandiert wie verrückt. Aber das Filmpotenzial, das Chief Content Officer Ted Sarandos zwei Monate vor der Veröffentlichung des bis dahin größten Netflix-Films Bright (mit einem 90 Mio.$-Budget ausgestattet) als so "enorm" wie im Serienbereich bezeichnete, hat der Streaming-Gigant noch nicht annähernd ausgeschöpft.
Die Industrie wartet diesbezüglich noch auf den Durchbruch, auf einen Hit, der einen ebenso großen kulturellen Einfluss hat, wie ihn Netflix-Serien wie Stranger Things, Tote Mädchen lügen nicht oder Orange Is the New Black haben. Den Zeitgeist einzufangen, Oscars zu gewinnen oder traditionelle Studio-Tentpole-Filme im Rennen um die Gunst der Kinogänger zu verdrängen, ist bislang noch keinem Netflix-Originalfilm gelungen.
Das soll sich bald ändern. Jetzt, da er fast zwei Jahre im Amt ist, beaufsichtigt Stuber den Release des ersten Schwungs an Projekten, die er angeschoben hat. Darunter hoch gehandelte Filme von Alfonso Cuarón (ROMA), Paul Greengrass (22 July) oder Ethan und Joel Coen (The Ballad of Buster Scruggs) sowie der rekonstruierte Orson Welles-Film The Other Side of the Wind, die alle bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt werden.
Stuber möchte mit seiner Filmdivision künftig offenbar mehr auf Klasse als auf Masse setzen und wählerischer sein, wohl wissend, dass man in dem Ruf steht, Projekte zu übernehmen, die andere Studios ausrangiert oder von vornherein abgelehnt haben. Deshalb teilt sein Team den Agenten und Produzenten nun mit, dass man Filme so groß wie Marvel-Superheldenfilme und Fantasy-Epen im Stil von Der Herr der Ringe oder Prestige-Projekte, die um Awards mitkämpfen können, haben will.
Außerdem plant Netflix mehr romantische Komödien, nachdem man insbesondere mit Set It Up und The Kissing Booth Glücksgriffe gelandet hat - ein Genre, das massiv geschaut und von den großen Studios größtenteils vernachlässigt wird (abgesehen vom aktuellen Fall Crazy Rich, worauf Netflix auch geboten hatte). Neue Tentpoles zeichnen sich auch ab. Sarandos versprach Mitte Juli viele große Event-Filme mit Top-Regisseuren, allerdings werde es ungefähr noch ein weiteres Jahr dauern, bis es richtig losgeht.
Wo es nötig ist, greift er tief in die Tasche, beispielsweise bei Michael Bays neuem Action-Spektakel 6 Underground, das zwischen 150 und 170 Mio. $ kostet. Nicht zu vergessen das für 2019 geplante Gangster-Epos The Irishman von Martin Scorsese, dessen Budget zwischen 120 und 150 Mio. $ liegen soll, wenn nicht schon drüber. Um an die Komödie Black Stallions zu kommen, ließ Stuber seine Beziehung zu Kevin Hart spielen. Unter den Titeln, die man bereits besitzt, entwickelt Netflix etwa Fortsetzungen von Bright und Death Note, also Bright 2 und Death Note 2. Beide Filme wurden von den Kritikern mehr oder weniger verrissen, doch die Aufrufe sprechen anscheinend eine ganz andere Sprache.